Echinops sphaerocephalus // Drüsenblättrige Kugeldistel
Beschreibung
Naturstandort von Echinops sphaerocephalus
Die Drüsenblättrige Kugeldistel ist ursprünglich süd- und ost-europäisch sowie zentral-asiatisch in montanen Felssteppen verbreitet. Heute ist sie aber praktisch in ganz Europa mehr oder weniger stabil eingebürgert. Auch in weiten Teilen Nordamerikas konnte sie neophytisch Fuß fassen.
Gestörte Restflächen wie hier zwischen einem brandenburgischen Acker und einer Landstraße sind das Revier der Drüsenblättrige Kugeldistel.
In Deutschland fehlt Echinops sphaerocephalus nur in der Nord-West-Deutschen Tiefebene und in den Alpen weitgehend. Stabile Populationen bestehen v.a. in den mittel- und süddeutschen Wärmegebieten. In der ostdeutschen Tiefebene sind die einzelnen Vorkommen unbeständig. Alle Standorte gelten als neophytische, auf Gartenflüchtlinge zurückgehende Ansiedlungen.
In der Schweiz ist sie dagegen urwüchsig mit zerstreuten Populationen in allen Naturräumen. Sie steigt aber kaum über die submontane Stufe hinaus.
An einer Straßenböschung blühen die Exemplare im Vordergrund durch eine Böschungsmahd zeitverzögert.
Die ausgesprochen wärme- und lichtliebende Drüsenblättrige Kugeldistel ist in Mitteleuropa eine Kennart der Eselsdistel-Gesellschaft, die in sommerwarmen, kontinentaler geprägten Gebieten auf stickstoffreichen, humusarmen Kalkschotterböden vorkommt.
Echinops sphaerocephalus ist außerdem stetig in ruderalen Halbrockenrasen anzutreffen. Gemeinsam sind den Wuchsorten regelmäßige Bodenverletzungen, die der versamungsfreudigen Art neue Etablierungschancen eröffnen.
Die durchlässigen Substrate sind mäßig trocken, frische Standorte sind zumindest sommertrocken.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (7) Kontinentalität (6) Feuchte (4) Reaktion (8) Stickstoff (7)
Blau knospende und weiß aufblühende Formen bieten ein atemberaubendes Schauspiel.
Beschreibung
Die mit einer kurzen Lebensspanne von etwa zwei bis sechsjährige Echinops sphaerocephalus wird bis 150 (190) cm hoch, die Blätter sind unterseits weiß-filzig behaart. Die Stengel sind oft weinrot überlaufen.
Die Blüten von Ende Juni bis Mitte August sind weißlich und haben durch die Kugelform bereits im Knospenstadium Zierwert. Vielfach öffnen ich die Blüten auch mit einem deutlich erkennbaren Blauanteil, der später weiß verblasst.
Nach der Blüte zerfallen die Samenstände aber bis zum Frühherbst. Dabei sind die bräunlichen Blütenreste dem Zierwert nicht sonderlich zuträglich.
In der Gartenwelt bekannter ist die blaue Ruthenische Kugeldistel (Echinops ritro). Weniger üblich ist die ebenfalls blaue Banater Kugeldistel (Echinops bannaticus).
Die Blütenknospen sind schon lange vor dem Aufblühen sehenswert.
Verwendungshinweise
Diese Kugeldistel ist eine interessante Alternative für Bauerngärten oder etwas nahrhafteren Felssteppenpflanzungen.
Die Blüten sind insgesamt etwas blass und von relativ geringer Fernwirkung. Sie kontrastieren dadurch nicht so überzeugend mit den Samenständen von Gräsern wie ihre blauen Verwandten. Das gilt v.a. für die weiß blühenden Formen. Aufregende Farbverläufe zeigen dagegen Formen mit blauen Knospenstadien.
Die Drüsenblättrige Kugeldistel eignet sich gut für silbrig-graue Ton-in-Ton-Arrangements z.B. mit Thüringischer Strauchpappel (Lavatera thuringiaca), Echtem Eibisch (Althaea officinalis), Seidiger Königskerze (Verbascum bombyciferum), Eselsdistel (Onopordum acanthium) oder Wermut (Artemisia absinthium).
Anders als die etwas später blühende Echinops ritro wirkt Echinops sphaerocephalus auch in Rabatten etwas ungewöhnlich. Die Standfestigkeit ist selbst auf reichen Böden gut.
Allerdings mindern die braun abblühende Blütenkrone und der schon im Hochsommer einsetzende Zerfall der Kugeln den Zierwert etwas.
'Arctic Glow' in sehr schöner Steppenthematik mit Perovskia atriplicifolia und Limonium latifolium
Kultur/Pflege von Echinops sphaerocephalus
Die Art funktioniert sehr zuverlässig. Sie liebt sonnig-warme, gerne auch hitzeanfällige Standorte und auch mäßiger sommerlicher Trockenstress behagt ihr. Gleichzeitig stört sie sich erstaunlicherweise nicht daran, wenn sie auf schweren Lehmböden im Winter dauerhaft feuchte Füße bekommt.
Der Stickstoffbedarf ist relativ hoch. Auf armen Sandböden ist das Ergebnis eher kümmerlich und die zierlichere Echinops bannaticus erzielt die überzeugenderen Ergebnisse.
Die Vitalität der einzelnen Exemplare erschöpft sich aber nach drei bis spätestens fünf Jahren sichtlich. Meist versamt sie sich jedoch willig, wenn genügend freie Bodenstellen vorhanden sind. In Neuanlagen kann sie auch problemlos aus Saatgut etabliert werden. Herbstkeimlinge blühen schon im nächsten Sommer eindrucksvoll.
Echinops sphaerocephalus treibt auch willig aus Rhizomschnittlingen neue Pflanzen. Effektiver und ausgesprochen zuverlässig, mitunter auch lästig, ist aber die Vermehrung aus Samen. Diese keimen rasch bei gleichmäßiger Feuchte und Temperaturen um 20 Grad. Ein Kältereiz ist nicht erforderlich.
Für Nacktschnecken stellt der Austrieb eine Delikatesse dar. Echinops sphaerocephalus treibt aber rasch und mit viel Kraft aus, so dass Schneckenbefall keine nennenswerten Auswirkungen hat.
Im Laufe der Jahre aus 'Arctic Glow' rückverwilderte Exemplare. Linkerhand steht die Schwarze Königskerze.
Sorten:
Arctic Glow: hochwüchsig wie die Art, auch Blütenknopsen immer rein weiß ohne Blauanteile, mit rötlichen Stengeln, versamt sich auf Dauer nicht sortenecht, gehört evtl. auch eher zu Echinops niveus