Nassella trichotoma (Stipa trichotoma) // Chilenisches Nadelgras

Familie Poaceae, Süßgräser
Pflanzen pro qm 25.00
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort von Nassella trichotoma

Das Chilenische Nadelgras hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in der südlichen, trockeneren argentinischen Pampa mit Ausläufern bis in den Süden Brasiliens, nach Uruguay, Bolivien, Peru und Chile.

In den globalen Subtropen gilt Nassella trichotoma nahezu überall als invasive Problemart, die natürliche Trocken- und Magerrasen teilweise massiv beeinträchtigt. In bewirtschafteten Wiesen und Weiden ist es aufgrund seines sehr geringen Nährwerts für Vieh gefürchtet, weil es die Grünlanderträge erheblich schmälern kann. Auch im westmediterranen Europa ist die Art präsent.


Nassella trichotoma fällt im Sommer zwischen den mediterranen Halbsträuchern nicht weiter auf.

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet ist ebenfalls subtropisch und im Zentrum der Verbreitung von einem wintermilden Steppenklima geprägt.

Die Niederschläge sind hier ganzjährig gering. In den Randbereichen der Verbreitung werden aber auch Regionen mit sommerfeuchteren bzw. winterfeuchteren Klimaten besiedelt.

In den bevorzugt höher gelegenen Wuchsorten treten v.a. in Winternächten regelmäßig Fröste ohne Schneebedeckung auf.

Nassella trichotoma ist im Verbreitungszentrum ein stetiges Element der von Gräsern dominierten, trockeneren, (voll-)sonnigen Pampa insbesondere auf felsigen Untergründen. Hier stellt die Pampa aufgrund von Trockenheit, Nährstoffarmut und regelmäßigen Feuerereignissen das weitgehend gehölzfreie Klimaxsatdium dar.

Nach den ersten zweistelligen Minusgraden beginnt sich das Laub strohig zu verfärben. Dies ist die attraktivste Phase im Jahreszyklus des Chilenischen Nadelgrases.

Beschreibung
Das Chilenische Nadelgras ist ein in sehr milden Wintern wintergrünes, sonst sommergrünes, streng horstiges Gras. Es erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 40 cm.

Das ausgesprochen feine Laub steht aufrecht und neigt sich in der oberen Hälfte leicht bogig über. Die Blätter sind mittel-grün ohne jeden Grau-, Silber- oder Blaustich. In normalen Winterverläufen stirbt das Laub ab und nimmt bis in den nächsten Frühling hinein eine hell strohige Färbung an.

In Mitteleuropa ist der Blütenansatz im Juni meist nicht so üppig, dass er nennenswert zum Gesamtbild beiträgt. Er bleibt in der Regel weitgehend transparent und entgeht einem flüchtigen Blick. Allenfalls bildet sich ein strohfarbener Schopf. Die schwächere Blüte ist der auffälligste Unterschied zum beliebten Nassella tenuissima. Dessen strohigen Blüten- und Samenstände prägen das Erscheinungsbild von Anfang Juni bis in den nächsten Frühling.

Nassella trichotoma ist kein langlebiges Gras, bleibt aber doch über einige Jahre vital - wenn es die Winter übersteht (s.u.).

Verwendungshinweise
Es hat meistens schon seinen Grund, wenn einer Art der Durchbruch in der Gartenverwendung nicht recht gelingen mag.

Bei Nassella trichotoma besetzt das Mexikanische Federgras die Verwendungsnische einfach zu prominent und effektvoll. Da die Kulturansprüche weitgehend identisch sind, gibt es einfach nur in ausnahmefällen Gründe, auf das unspektakulärere Chilenische Nadelgras zurückzugreifen.

Der schwächere Blütenflor/Samenstand kann z.B. im Vordergrund von Steppen und Felsheiden ein Vorteil sein, wenn man mit niedrigen, zarten Trocken- und Hungerkünstlern kombinieren möchte. Die auch im Hochsommer meist noch grünen Nadelblätter setzen dann einen dezenten Kontrapunkt insbesondere zu silber- und graulaubigen Zwergsträuchern, ohne sie wie das Mexikanische Federgras mit der Wucht ihrer Blüten-/Samenstände zu erschlagen.

Insbesondere im Verbund mit wintergrünen Zwergsträuchern kommt dann auch die wirklich sehr gute Winterstruktur mit ihrer angenehm hellen Strohfarbe sehr vorteilhaft zur Wirkung. Nur im Winterhalbjahr erfüllen die abgestorbenen Blattschöpfe die Aufgabe, trockenes Steppenambiente zu vermitteln. Im Sommer konterkariert das selbst auf echten Trockenstandorten stoisch frisch-dunkel-grüne Laub die Steppenthematik dagegen.

Im Versandhandel kann man gelegentlich mit Glück Topfware erstehen. Saatgut ist dagegen zuverlässig zu erhalten und eine effektive Möglichkeit, relativ rasch größere Mengen der Art zum Einsatz bringen zu können. In Neuanlagen ist sogar die Direktsaat eine plausible Option.


Im Winter bis in den Vorfrühling erinnern die strohigen Haarbüschel erfolgreich an die trocken-heißen Sommerbedingungen. Das Exemplar im Vordergrund ist abgestorben und kontrastiert nun besonders schön mit den tief-grünen Halbkugeln von Thymus vulgaris und dem dunklen Teppich aus Thymus herba-barona.

Kultur
Das Chilenische Nadelgras ist auf stickstoffarmen, gut drainierenden Sand- bzw. lockeren Schotterböden im Tiefland in geschützten Lagen für die Freilandkultur geeignet. Temperaturen bis -18 Grad können für einige Tage auch in Verbindung einem insgesamt ernstzunehmenden Winterverlauf ohne größere Klagen hingenommen. Allerdings können feuchte Winter auch auf reinen Sandböden einen ganzen Bestand erlöschen lassen.

Im Kübel ist die Winterhärte nochmals deutlich reduziert. Der Wurzelballen sollte nicht vollkommen durchfrieren und v.a. trocken bleiben. Auch ausgepflanzte Exemplare, die in Einheitserde kultiviert wurden, sind nicht winterhart.

Auf echten Trockenstandorten in (voll-)sonnigen Lagen ist die Art hinreichend konkurrenzfähig. Man sollte sie nur auf reinen Sand- oder humusfreien Schottersubstraten mit ganzjährig gutem Wasserabzug verwenden. Auf stickstoffreicheren und frischen Standorten hat man auch konkurrenzbedingt nicht lange Freude an ihr.

Das abgestorbene Laub des Vorjahres entsorgt sich mit dem Neuaustrieb rasch von selbst. Ein Rückschnitt ist daher eigentlich nicht nötig.

In Mitteleuropa kommt Selbstversamung vor, die mit der Zeit sogar etwas lästig werden kann. Selbst auf trockenen, reinen Sandböden tauchen gerne allerorten Sämlinge auf, was in Anbetracht des spärlichen Blütenansatzes ein wenig erstaunt. Die Samen sind tatsächlich aber sehr keimfreudig und lassen sich in Vorkultur bei Temperaturen um 20 Grad und gleichmäßiger Feuchte über eine Zeitraum von zwei bis vier Wochen zahlreich zur Keimung bringen.

Sorten:
  • Palomino: wie beschrieben (Handelsstandard)
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