Dipsacus laciniatus // Schlitzblättrige Karde, Weißliche Karde
Beschreibung
Naturstandort von Dipsacus laciniatus
Die Schlitzblättrige Karde ist in Europa von Spanien bis Großbritannien, in Süd-Deutschland und Süd-Osteuropa verbreitet. Weiter östlich tritt sie zwischen Schwarzem Meer und Kaspischem Meer bis Zentral-Asien auf.
Der Status in Deutschland gilt für die Oberrheinebene als urwüchsig. Vereinzelte Vorkommen im Übergangsbereich von der Mittelgebirgsregion zum Norddeutschen Tiefland sind dagegen neophytischen Ursprungs.
Die Blütenstände sind von zauberhafter grafischer Qualität.
In Mitteleuropa ist Dipsacus laciniatus eine Kennart der ausdauernden, nitrophytischen Unkrautfluren. In Frankreich ist sie insbesondere in Eselsdistel-Fluren auf gestörten Schotterböden entlang von Wegen, an Ackerrändern oder auf Brachflächen im Siedlungsraum zu finden. In der Schweiz gilt sie als neophytisch und vorwiegend in frischen bis feuchten Saumgesellschaften verbreitet.
Gemeinsam ist den Standorten die regelmäßige Störung der Vegetationsdecke mit Bodenverletzungen, die der kurzlebigen Art die Versamung ermöglichen.
Bevorzugt werden vollsonnige bis licht halbschattige Lagen in ausgesprochen wärmebegünstigten Situationen.
Die Wasserversorgung ist frisch bis feucht, wobei auch sommertrockene Standorte besiedelt werden. Die mehr oder weniger nahrhaften Böden sind basen- und kalkreich und reagieren stark alkalisch bis neutral.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (7) Kontinentalität (5) Feuchte (6) Reaktion (8) Stickstoff (6)
![](../../system/images/27779/original/Dipsacus_laciniatus_Wei%C3%9Fliche_Karde_Veratrum_nigrum_1060677.jpg?1542056543)
Die Blüten- und Samenstände bilden im Grunde ganzjährig eine wichtige Struktur im Staudengarten. Genau wie hier der Schwarze Germer im Hintergrund
Beschreibung
Dipsacus laciniatus ist eine in der Regel zweijährige Staude, die nach der Überwinterung mit einer wintergründen Rosette einen verzweigten Blütenstand von 60 bis 180 cm Höhe entwickelt. Die kegelförmig-distelartigen Blütenköpfe zeigen im Juli weiße Blütenkronen.
Die stachelartigen Spreublätter am Grund der Blütenköpfe stehen mehr oder weniger waagerecht ab. Bei der bekannteren Wilden Karde sind diese stärker hochgebogen und typischerweie überragen zumindest einzelne Spreublätter den Blütenstand. Beide Arten bilden aber auch natürliche Hybriden mit intermediären Erscheinungsformen.
![](../../system/images/27782/original/Dipsacus_laciniatus_Wei%C3%9Fliche_Karde_P1070973.jpg?1542056702)
Die Samenstände halten sich bis in den nächsten Frühsommer.
Die braunen Samenstände sind sehr zierend und über den gesamten Winter strukturstabil.
Die Stengelblätter sind zumindest im unteren Bereich fiederlappig. Sie formen einen stengelumfassenden Becher, der das von der Blattspreite ablaufende Wasser sammelt und kaskadenartig von Blattebene zu Blattebene dem Stammfuß zuleitet.
Verwendungshinweise
Dipsacus laciniatus ist eine sehr schöne, aufgrund der weißen Blüten Aufmerksamkeit erregende Variation der Karden-Thematik.
Die große Stärke der Karden ist ihre überragende Winterstruktur. Die Pflanzen sind dadurch vom Sommer bis zum nächsten Frühling ein wichtiger Gerüstbildner in Staudenpflanzungen aller Art. Durch die breite öklogische Amplitude kann sie sowohl in mäßig trockenen, ja sogar steppenartigen Situationen als auch am sonnig-feuchten Waldrand eingesetzt werden.
![](https://galasearch.de/system/images/35421/original/Dipsacus_laciniatus_Schlitzbl%C3%A4ttrige_Karde_1180955.jpg?1626983283)
Die straff aufrechte Schlitzblättrige Karde in einem Meer von Gewöhnlichem Pastinak.
In feuchteren, etwas gestörten Hochstaudenfluren lässt sie sich z.B. stimmig mit Echtem Wasserdost, Nachtviole, Beinwell und mittlerweile lebensraumtypischen Neophyten wie Glattblatt-Astern und Drüsigem Springkraut kombinieren.
Am trockeneren Ende der Lebensraumamplitude stehen Eselsdistel, Echter Alant, Drüsenblättrige Kugeldistel, Mehlige Königskerze oder Wollkopf-Kratzdistel als Partner bereit.
Allerdings ist sie nur unzuverlässig und mit etwas Mühe als Saatgut zu beziehen.
![](../../system/images/27781/original/Dipsacus_laciniatus_Wei%C3%9Fliche_Karde_22.jpg?1542056699)
Vor dunklen Hintergründen kommt die Schlitzblättrige Karde besonders gut zur Geltung. Noch besser als Gehölze sind dunkle Fassaden geeignet.
Kultur
Die Schlitzblättrige Karde versamt sich nicht so leidenschaftlich wie die Wilde Karde, funktioniert aber zumindest in Neuanlagen zuverlässig bei Direktaussaat.
Will man sie dauerhaft in einer Pflanzfläche halten, sollte man an den gewünschten Wuchsorten für günstige Keimbetten sorgen, indem man einige Quadratdezimeter Bodenfläche von Konkurrenten befreit und nachfolgend für ausreichend Lichtgenuss sorgt.
An die Standortbedingungen werden dann ansonsten keine besonderen Anforderungen gestellt. Alle sonnigen, auch licht halbschattigen Lagen auf nicht zu trockenen und nicht zu feuchten, nicht zu sauren und eher nahrhaften als armen Böden sind geeignet.
![](https://galasearch.de/system/images/35420/original/Dipsacus_laciniatus_Schlitzbl%C3%A4ttrige_Karde_1180956.jpg?1626983282)
Die geschlitzten Blätter bilden am Stengel einen Becher, der aber weniger effektiv Wasser sammelt als die Wilde Karde.