Naturstandort von Boehmeria platanifolia: Die Platanenblättrige Ramie stammt aus dem Osten Chinas, der Koreanischen Halbinsel und Japan.
Boehmeria platanifolia besiedelt luftfeuchte, halbschattige bis licht-schattige Laub- und Laubmischwälder, absonnige Waldränder und Waldlichtungsfluren.
Die Standorte weisen nahrhaft-humose, tiefgründige, oft lehmige Böden auf. Die oberen Bodenhorizonte sind in der Regel intensiv durchwurzelt und auch die Wurzelkonkurrenz durch Bäume kann hoch sein. Die Böden reagieren schwach sauer bis alkalisch.
Die Wasserversorgung ist dauerhaft frisch bis feucht.
Boehmeria platanifolia Anfang Juli mit einer Unterpflanzung aus
Maiglöckchen.
Beschreibung
Boehmeria platanifolia ist eine horstige, sommergrüne Staude mit verholzenden Grundtrieben. Sie ist etwas trägwüchsig, aber langlebig. Auf günstigen Standorten werden innerhalb von drei bis vier Jahren Wuchshöhen von 80 bis 120 cm erreicht. Durch kurze Rhizome gehen die Horste mit der Zeit langsam aber konsequent in die Breite.
Die relativ großen Laubblätter sind durch eine filzige Behaarung samtig-grün. Ihre Form erinnert entfernt an die der Platanen. Im Herbst nehmen sie oft eine dezent-zierende gelbliche Färbung an. Auch der rötliche Austrieb mit der weißlichen Behaarung ist interessant anzuschauen.
Die creme-weißen Blüten sind in aufstrebenden Rispen angeordnet die Blütezeit reicht von Mitte Juli bis Ende August. Die Samenstände sind bis in den Winter hinein strukturstabil und für den aufgeschlossenen Betrachter von Reiz.
In Mitteleuropa werden gelegentlich noch die sehr ähnliche Boehmeria tricuspis und Boehmeria sieboldiana mit metallisch glänzenden, brennesselförmigem Laub und eingesetzt.
Exemplar mit partieller Panaschierung im sonnigen Stand mit
Euphorbia griffithii und
Veronicastrum sibiricum im Hintergrund
Verwendungshinweise
Die Platanenblättrige Ramie ist eine auf unaufdringliche Weise eindrucksvolle Blattschmuckstaude, die auch noch eine dezente, aber interessante Blüte zu bieten hat. Da sie so selten zu bewundern ist, erzeugt sie beim qualifizierten Betrachter immer große Neugierde.
Ihr geringer gartenarchitektonsicher Stellenwert ist sicherlich der etwas trägen Entwicklung in der Jugend geschuldet.
Für ein wenig geduldige Zeitgenossen ist sie dennoch eine ideale Besetzung für exotische Waldsituationen mit kräftigen Farnen wie
Osmunda claytoniana, niedrigen Bambussen wie
Pleioblastus chino und anderen Blattstrukturpflanzen wie die Japanische Wachsglocke
(Kirengeshoma palmata), dem Nesselkönig
(Lamium orvala) oder auch die Winterharte Begonie
(Begonia grandis) und dem Tafelblatt
(Astilboides tabularis).
Die reizende Haptik der Blätter kann man auch mit Samthortensien
(Hydrangea aspera) stimmig aufgreifen.
Samtiges Grün-in-Grün zusammen mit dem Rauling (Trachystemon orientalis).
Wie die meisten Ramien treibt auch diese spät aus, bis Anfang/Mitte Mai ist der Boden unbedeckt. Es ist daher sinnvoll, eine Unterpflanzung mit Frühlingsgeophyten der Wälder vorzunehmen.
Die über das gesamte Sommerhalbjahr bis in den Herbst hinein ansehnliche Figur macht auch den Einsatz in großen Gefäßen auf Balkon und Terrasse sinnfällig und kann sehr stilvolle Situationen erzeugen.
Blütenansatz Anfang Juli in sonniger Lage
Kultur
Boehmeria platanifolia ist im Grunde zuverlässig und mit wenigen Ansprüchen zu kultivieren. Dauerhaft frische bis feuchte, nahrhafte, tiefgründige und eher schwere Böden sind ideal. Gut etablierte Exemplare überstehen auch schon mal kurzen Trockenstress.
Prinzipiell kann die Art auch im Wurzeldruck von Bäumen kultiviert werden. Allerdings entwickelt sie sich hier sehr langsam, benötigt unbedingt zusätzliche Bewässerung und wenn nennenswerter Zuwachs erwartet wird auch Düngung.
An luftfeuchten Standorten entwickelt sich das Laub großblättriger und damit ansprechender. Zu Mittagszeit verschattete, windgeschützte Standorte begünstigen dies. Bei ausreichend Bodenfeuchte sind aber sogar vollsonnige Lagen kein Ausschlusskriterium.
Die Winterhärte ist in Mitteleuropa an windgeschützten, etwas wärmebegünstigten Standorten ausreichend und nimmt mit den Jahren zu. Es empfiehlt sich, die Frühjahrspflanzung zu bevorzugen und zumindest in den ersten Standjahren eine Laub- oder Mulchdecke zu spendieren.
Ältere Exemplare reagieren ungehalten auf Verpflanzung und neigen dazu, nachfolgend kümmerlich zu bleiben.
Die Vermehrung aus Saatgut ist bei der keimfreudigen Art zuverlässig möglich. Es dauert aber sehr lange, vorzeigbare Exemplare aufzupäppeln. Es können auch Weichholzstecklinge bewurzelt werden, was insbesondere zur Vervielfältigung der gelegentlich auftretenden panaschierten Trieben hilreich ist.