Ammi majus // Große Knorpelmöhre
Beschreibung
Naturstandort von Ammi majus
Urwüchsige Vorkommen der Großen Knorpelmöhrefinden sich im gesamten Mittelmeerraum. Sie reichen über den Iran und Irak bis zum Golf von Arabien und dem Horn von Afrika.
Als beliebte Gartenpflanze ist die Große Knorpelmöhre aber in Kalifornien, Mexiko, dem südlichen Südamerika, dem südlichen Afrika und sogar in Neuseeland verschleppt.
In Deutschland tritt sie unbeständig in kurzlebigen, von Einjährigen dominierten Ruderalfluren auf Stadtbrachen, in Randbereichen größerer Baustellen oder neu angelegten Straßenböschungen auf. Das tut sie auch in der Schweiz, allerdings nur im Mittelland.
Ammi majus steht ab Mitte Juni in voller Blüte und wächst stetig weiter in die Höhe.
Im natürlichen Verbreitungsgebiet ist die Große Knorpelmöhre v.a. in basenreich-nahrhaften Ackerbegleitfluren zu finden. Der Klatschmohn ist hier der stetigste Begleiter.
Ammi majus entwickelt sich optimal auf nahrhaften, basenreichen Mineralböden, die im Frühling frisch sind. Im Hochsommer können kurze Trockenphasen auftreten, die sich oft mit frischen, ja sogar kurzen Feuchtphasen abwechseln können.
Die lichtliebende Art bevorzugt außerdem stark wärmebegünstigte Standorte.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (8) Kontinentalität (3) Feuchte (4) Reaktion (8) Stickstoff (7)
Beschreibung
Ammi majus ist eine horstige Einjährige, die unter optimalen Bedingungen 150 bis 180 cm Höhe erreichen kann. Wo die Stickstoffversorgung knapper ist oder schon im Frühling Trockenstress auftritt, bleibt sie deutlich niedriger.
Die grob gefiederten Blätter weisen einen leichten Stich in grau-bläuliche auf.
Die lockeren, schneeweißen Doldenblüten erscheinen sehr ausdauernd von Mitte Juni bis Mitte August. Spät im Jahr gekeimte Exemplare blühen auch bis Ende Oktober. Dabei sind die einzelnen Dolden schon sehr langlebig, es werden zudem aber auch fortwährend mit dem Höhenwachstum neue Dolden angesetzt.
Die Samenstände sind nicht sonderlich haltbar und auch nicht zierend.
Verwendungshinweise
Die Große Knorpelmöhre wartet in Mitteleuropa noch auf ihren gartenkulturellen Durchbruch. Sie hat aber keine echten Schwachstellen, außer dass ihre vergilbenden Blätter und die eher struppigen Samenstände ab Mitte August keine Augenweide mehr sind. Dafür hat sie aber auch eine ganze Reihe von Stärken, die eine häufigere Verwendung durchaus rechtfertigen würden.
Unbedarfte Betrachter mögen beim flüchtigen Blick an die Wiesen-Kerbel denken (Anthriscus sylvestris), die jedoch nicht die Höhen der Knorpelmöhre erreicht und v.a. bei weitem zeitlich nicht so ausgedehnt zu blühen weiß.
Man sollte tatsächlich nur günstige Standorte auswählen, um der Gefahr von Kümmerexistenzen oder gar Totalausfällen zu begegnen. Man darf dann die Höhenentwicklung der Art nicht unterschätzen. Halbhohe Begleiter sind optisch ungünstig. Besser sind echte Hochstauden, an die sich die Knorpelmöhre anlehnen und die sie mit ihren Blütengebilden im wahrsten Sinne umfloren kann.
Ein sinnvoller Partner ist insbesondere der Fenchel (Foeniculum vulgare) oder dessen einjähriges Pendant Dill.
Die hier ungemein wuchtig ausfallenden Artischocken sind prinzipiell sehr gute Partner, bringen die Große Knorpelmöhre in diesem Falle aber an die Grenze ihrer Möglichkeiten.
Man kann auch gut konsequent mit anderen kurzlebigen Stauden wie Garten-Duftnesseln (Agastache rugosa x foeniculum), besser sogar noch der versamungsfreudige Anis-Ysop (Agastache foeniculum) oder Zweijährigen wie z.b. Wilde Karde (Dipsacus fullonum) oder das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea) zurückgreifen. Das hat den Vorteil, dass langlebige Staudenpartner fehlen, die der Knorpelmöhre das Leben rasch ungemütlich machen. Der Betreuungsaufwand und die Anforderungen an einen kenntnisreichen Blick sind dennoch nicht zu unterschätzen.
Klassische Staudenbeete, hohe Rabatten und nostalgische Pflanzungen entlang von Zäunen und Grenzen bäuerlich-ländlicher Gärten sind das bevorzugte Refugium dieses interessanten Doldengewächses. An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass die Blüten kein auffälliger Insektenmagnet sind, wie man es von anderen Gattungsvertretern kennt.
Sie bietet sich auch für Neuanlagen an, um schon im ersten Jahr ansehnliche Blütenereignisse zu gewährleisten.
Interessante Zusammenstellung mit Strauch-Wermut und Monarda 'Elsie´s Lavender im Vordergrund und Wilder Karde im Hintergrund
Kultur
Ammi majus sollte im Frühling nach den letzten echten Frostphasen direkt an Ort und Stelle ausgesäät werden. Man kann aber auch noch im Hochsommer aussähen, muss die Fläche dann aber durch Bewässerung frisch halten. Eine Vorkultur erzielt unbefriedigende Ergebnisse, da sich die Keimlinge ungern verpflanzen lassen. An sonnigen, dauerhaft frischen und konkurrenzarmen Stellen gelingt die Etablierung zuverlässig.
In Bestandsflächen ist die Selbstversamung nur erfolgreich, wo wenig durchwurzelte und nicht von Begleitstauden verschattete Bodenstellen zur Verfügung stehen. Es ist zwingend erforderlich, jährlich im Vorfrühling die Verdichtung der Pflanzflächen aktiv zu unterbinden, dann erfolgt die Selbstversamung zuverlässig.
Im Frühling sollten Trockenstressphasen vermieden werden, die Entwicklung wird sonst unwiederbringlich gelähmt. Im Hochsommer werden kürzere Trockenphasen dann klaglos hingenommen.
An die Bodeneigenschaften werden geringe Anforderungen gestellt. Anlehmige Sandböden werden gleichermaßen toleriert wie schwere, feuchte Lehmböden.