Naturstandort von Fritillaria raddeana:
Die Zwerg-Kaiserkrone stammt aus den iranisch-turkmenischen Gebirgen südlich des Kaspischen Meeres (1). Das Verbreitungsgebiet liegt überwiegend im Bereich des wintermilden Steppenklimas mit ganzjährig geringen Niederschlagsraten von kaum 200 mm/a.
Fritillaria raddeana kommt in Höhenlagen zwischen etwa 1.000 und 2.000 m üNN vor. Hier treten während der Wintermonate durchaus zweistellige Frostgrade auf. Die Bedingungen sind aber milder als z.B. im anatolischen Hochland. Im Sommer herrscht regelmäßig Hitzestress.
Fritillaria raddeana im kargen Steppenambiente
Die Zwerg-Kaiserkrone besiedelt Steppenwiesen, lichte Trockengebüsche und steile Felshänge in vollsonnigen bis licht halbschattigen Lagen. Sie neigt zur Ausbildung individuenreicher Bestände.
Die humusarmen, skelett- und basenreichen Böden drainieren gut und fallen ganzjährig immer wieder und auch für längere Zeit trocken. Die Stickstoffversorgung ist mäßig.
Im Detail zeigen sich die aparten Blatt- und Blütenkontraste.
Beschreibung: Fritillaria raddeana ist ein vosommergrüner Zwiebelgeophyt. Durch Tochterzwiebeln entstehen mit der Zeit kleine Horste.
Der Austrieb erfolgt früh im Jahr gegen Mitte März. Er ist zunächst rötlich überlaufen, wobei leichte Frosteinwirkung die rötliche Färbung verstärkt. Innerhalb von etwa zehn Tagen entfaltet sich ein 50-80 cm hoher Trieb mit gegenständig angeordneten Blattquirlen. Die rötliche Färbung bleibt zumindest in der unteren Hälfte des Stengels meist erhalten.
Auch das vergleichsweise zierliche Garten-Reitgras 'Overdam' bietet einen guten Rahmen. Der silberg-graue Austrieb am Boden gehört zum ausläufertreibenden Ludwigs-Beifuß.
Gegen Ende März sind die glockenförmigen, hängenden Blütenstände voll entwickelt. Sie sind von blass-gelber bis grünlich-creme-gelber Färbung. Oft sind die Kronblätter auf der Außenseite rötlich-grau-braun überlaufen und die Adern dunkel abgesetzt. Oberhalb des Blütenstandes steht ein Blattschopf. Die Samenstände richten sich zu einer kronenartigen, zierenden Struktur auf.
Werden z.B. aufgrund von Spätfrösten keine Samen angesetzt oder reicht die Stickstoffversorgung des Substrates dafür nicht aus, beginnt das Laub schon Mitte April wieder zu vergehen.
Die Pflanze ist in allen Teilen stark giftig.
Die bekanntere
Fritillaria imperialis blüht etwa vier Wochen später und wird um einiges kräftiger und höher. Dagegen bleibt
Fritillaria pallidiflora mit blass zitronen-gelben Blüten zarter, blüht ebenfalls etwa vier Wochen später und hat v.a. keinen Blattschopf über dem Blütenstand.
Verwendungshinweise: Fritillaria raddeana wird selten verwendet, vermutlich, weil die leuchtkräftigeren Blütenfarben der
Fritillaria imperialis auf den ersten Blick eingängiger sind. Das zartere Erscheinungsbild und die dezente Blütenfarbe prädestinieren die Zwerg-Kaiserkrone aber unbedingt für naturhaftere Pflanzungen.
Sehr schön kommt sie in sonnig-trockenen Steppenpflanzungen und entsprechenden Alpinarien zur Geltung. Sand,- Kies, Schotter oder Felsen sind das richtige, karge Ambiente. Eine lockere Matrix aus niedrigeren Steppengräsern mit zierender Winterstruktur wie
Nasella tenuissima,
Festuca mairei oder
Helictotrichon sempervirens ist eine stimmige Ergänzung.
Auch mediterrane Halbsträucher der Felsheiden wie
Santolina chamaecyparissus bilden einen angemessenen Rahmen. Interessant wirkt auch die Kombination mit
Fritillaria persica, die Mitte/Ende März einen eindrucksvollen, silbrig-grau-grünen Austrieb zeigt. Sie setzt mit ihren fast schwarzen Blüten im April das Kaiserkronen-Thema fort.
Im Versandhandel ist der Bezug von Zwiebeln zur Herbstpflanzung problemlos möglich.
Der Austrieb ist in der Regel kräftig bräunlich-rot.
Kultur: Die Zwerg-Kaiserkrone ist auf sehr gut drainierenden, humusfreien Sand- oder Schottersubstraten ausreichend frosthart. Durch den frühen Austrieb sind die Blüten allerdings etwas frostgefährdet. Nach Nächten bis etwa -7 Grad erholen sich die Blüten aber bei wärmeren Tagestemperaturen wieder, allerdings unterbleibt dann meist der Samenansatz. Es empfehlen sich generell etwas geschützte Lagen, die insbesondere nicht den kalten Ostwinden ausgesetzt sind.
Sommerliche Hitzestandorte sind ideal geeignet. Die Pflanzen sind zu diesem Zeitpunkt zwar im Ruhestadium unter der Erde, die Zwiebeln reifen aber besser aus und die Winterhärte nimmt zu.
Prinzipiell sind auch licht halbschattige Lagen möglich. In Mitteleuropa ist hier die Wärmemenge aber suboptimal.
Soweit die Standortbedingungen passen, benötigt Fritillaria raddeana wenig Aufmerksamkeit. Im Grunde muss man nur dafür sorgen, dass sie sich im Frühling unbedrängt entfalten kann. Und auf stickstoffarmen Sanden benötigt sie im Spätwinter eine Düngergabe, um nicht zu kümmern. Es werden sonst keine Samenstände gebildet und das Laub vergeht noch während der Blüte. Die Blüte kann aber auch ganz unterbleiben.
Tochterknollen werden nur zurückhaltend angesetzt. Umso effektiver ist die Vermehrung aus Saatgut. Verfährt man nach den Regeln für
Kaltkeimer mit einer Aussaat zwischen Mitte September und Mitte Oktober, finden sich zum Winterende meist sehr zahlreiche, erstaunlich kräftige Sämlinge. Die Samen mögen es, sehr dicht ausgesäät zu werden und dabei kaum von Substrat bedeckt zu sein. Hilfreich ist es zudem, die Samen vor der Aussaat 24 Stunden in Wasser quellen zu lassen.
Die "Samen-Krone" entfaltet noch einige Wochen nach der Blüte eine originelle Zierwirkung. Das Laub kann man wie hier geschehen aus ästhetischen Gründen beseitigen, wenn es vergilbt.
(1)
Quelle Gesamt-Verbreitungskarte: POWO (2019). www.plantsoftheworldonline.org.
Facilitated by the Royal Botanic Gardens, Kew. Published on the Internet; / Retrieved 19.03.2021.