Gunnera manicata // Mammutblatt

Familie Gunneraceae, Mammutblattgewächse
Pflanzen pro qm 2.00
Wikipedia Gunnera manicata

Beschreibung

Naturstandort von Gunnera manicata: Das Mammutblatt hat ein vergleichsweise kleines, endemisches Verbreitungsgebiet im atlantischen Süden Brasiliens. Es kommt vorrangig in den Berglagen zwischen 900 und knapp 2.000 m üNN vor.

Das Klima ist hier ein subtropisches Waldklima mit ganzjährig hohen, relativ gleichmäßig verteilen Niederschlägen.

Im Winternächten treten Fröste auf, die sogar kurzzeitig unter -10 Grad erreichen können.



Gunnera manicata mit Entenschnabel-Felberich am feucht-halbschattigen Gehölzrand.

Gunnera manicata besiedelt sumpfige Auwiesen und Gewässerufer, sickerfeuchte Hänge und Moore. Sekundär tritt sie auch in feuchten Ruderalfluren z.B. auf Stadtbrachen auf.

An die Bodeneigenschaften werden recht geringe Anforderungen gestellt, echte Naturstandorte sind aber überwiegend basenarm und oft überraschend stickstoffarm.

Die nassen bis feuchten Standorte sind vollsonnig bis halbschattig.



Der Einsatz inmitten anderer Hochstauden ergibt urwüchisge Bilder.

Beschreibung Gunnera manicata ist in Mitteleuropa eine sommergrüne, horstige Staude. Die steif-runzeligen Blätter erreichen Durchmesser von 100 bis 180 cm und mehr. An optimalen Standorten können alte Exemplare 300 cm hoch werden. Üblicher sind allerdings Wuchshöhen zwischen 150 und 200 cm.

Die grünlichen Blütenstände sind urtümliche Walzen aus unzähligen Seitenästen. Sie stehen mehr oder weniger aufrecht und können 80 bis 100 cm Länge entwickeln. Sie erscheinen im Sommer, werden da aber schon vom Blattwerk mehr oder weniger verborgen.

Mammutblätter gehen Symbiosen mit Bakterien im Wurzelbereich ein, die die pflanzenverfügbare Bindung von Luftstickstoff ermöglichen. Dies erklärt die Wuchskraft alter Exemplare z.B. auf eigentlich stickstoffarmen Hochmoorböden.

Sehr ähnlich ist die etwas "zierlichere" Gunnera tinctoria mit geringerer Wuchshöhe und kleineren Blättern sowie etwas kleineren, meist horizontal lagernden Blütenständen. Man darf davon ausgehen, dass es sich bei den in Europa kultivierten Gunnera manicata um mehr oder weniger mit anderen Mammutblättern hybridisierte Kulturformen handelt.

Verwendungshinweise Mammutblätter faszinieren das mittelwuropäische Auge mit ihrer urwüchsigen Exotik. Die Versuchung ist immer groß, einen Einsatz zu wagen. Man tut sich aber keinen Gefallen, bei den Standorteigenschaften Kompromisse einzugehen. Überzeugend ist die Art nur bei optimaler Entfaltung auf dauerhaft feuchten, wärmebegünstigten Standorten.

Traditionell finden sich die großen Mammutblätter inmitten einer Rasenfläche als solitärer Blickfang wieder.

Subtiler und dennoch eindrücklich ist aber der Einsatz im Verbund mit anderen kräftigen Hochstauden am Gewässerufer, am feuchten Gehölzrand oder im architektonischen Kontext an Wasserbecken, vor Mauern und Fassaden. Urige Partner sind große Farne wie Osmunda regalis oder bei ausreichend Platz auch der zum Wuchern neigende Adlerfarn.

Meist wird die Verwendung in weitläufigen Anlagen empfohlen, was angesichts der potenziell gigantischen Ausmaße erstmal nachvollziebar ist. Es kann aber auch durchaus reizvoll sein, kleinere, intime Atrien oder Innenhöfe von einem Mammutblatt dominieren zu lassen.



Die Blütenstände sind für den aufmerksamen Beobachter interessante Strukturen.

Kultur: Gunnera manicata ist hinsichtlich der Frostverträglichkeit und des Wasserbedarfs anspruchsvoller als Gunnera tinctoria. Da diese auf der Unionsliste der invasiven Arten steht, ist ihre Verwendung nicht mehr legal, auch wenn sie nördlich der Alpen keinerlei Einbürgerungstendenzen zeigt.

Jedenfalls reagiert Gunnera manicata sofort ungehalten auch auf kürzesten Trockenstress und zeigt unschöne Blattschäden sowie anhaltenden Kümmerwuchs. Es kommt daher nur ein Standort im dauerfeuchten Uferbereich von Gewässern oder eine zuverlässige Bewässerung in Frage.

Ideal sind neutrale bis saure, stark humose Böden. Schwere Lehmböden sollten im mindestens 1 m² und 80 cm Tiefe umfassenden Pflanzloch mit knapp der Hälfte Laubkompost vermischt werden. Auf leichten, versickerungsfreudigen Böden wächst die Art zwar ebenfalls, allerdings müste im gesamten Sommerhalbjahr ein steter Wasserzustrom erfolgen.



Blick auf das Herz der Staude mit den embrionalen Blattanlagen.

In Mitteleuropa ist überall, selbst in geschützten Lagen von Weinbauklimaten ein Winterschutz erforderlich. Gut geeignet sind dicke Laubschüttungen. In winterrauhen Lagen muss weiträumig bis zu 100 cm hoch aufgeschüttet werden, in milden Lagen reichen auch schon mal 30 cm.

Spätfröste sind eine Gefahr für die Neutriebe. Wenn man solche Spätfröste mit spontanen Fließabdeckungen abmildern kann, wirkt sich das positiv auf die Vitalität aus. Im Schadensfalle erfolgt aber ein zweiter Austrieb.

Die Vermehrung aus Saatgut ist möglich, aber aufwändig. Die Samen müssen nach der Aussaat für einen guten Monat bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad sehr warm gestellt werden. Dabei ist dauerhafte Feuchtigkeit erforderlich. Die Keimung erfolgt erst über einen zwei- bis dreimonatigen Zeitraum während einer nachfolgenden Kältephase. Temperaturen zwischen 1 und 4 Grad sind anzustreben. Da es sich um Dunkelkeimer handelt, kommt das Kaltfach im Kühlschrank gut in Frage. Nach der Keimung muss sanft ansteigend wärmer und v.a. hell weiter kultiviert werden.

Bilder