Artemisia abrotanum // Eberraute
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Artemisia abrotanum
Die Eberraute stammt ursprünglich vermutlich aus dem westlichen Mittelmeerraum. Es gibt aber auch die Annahme, dass die Schwarzmeerregion und die Türkei sowie der westlichen Balkan die Ursprungsregionen sind.
Als alte Kulturpflanze ist Artemisia abrotanum heute jedenfalls praktisch in ganz Europa eingebürgert. Daneben hat sie sich auch im westlichen Asien sowie weiten Teilen Nordamerikas etablieren können.
In Deutschland wurde sie schon im Mitelalter in Klostergärten kultiviert. Bislang hat sie aber nur vereinzelte neophytische Vorkommen etablieren können, die überwiegend in den süd- und mitteldeutschen Wärmeregionen sowie in der nord-ostdeutschen Tiefebene liegen.
Der Habitus der Eberraute weiß nicht vollkommen zu überzeugen.
Artemisia abrotanum besiedelt vorrangig wärmebegünstigte, ausdauernde Ruderalfluren auf unregelmäßig gestörten Plätzen entlang von Straßenböschungen, Bahndämmen oder siedlungsnahe Brachflächen. Entsprechend findet man sie gerne in Eselsdistel-Gesellschaften und ruderalisierten Halbtrockenrasen.
Die Standorte sind (voll-)sonnig und mäßig trocken, zumindest aber sommertrocken.
Humusarme, feinerdereiche Roh- und Schotterböden mit guter Stickstoff- und Basenversorgung werden bevorzugt.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica
... zur Legende
Licht (7)
Temperatur (6) Kontinentalität (6) Feuchte (3) Reaktion (7) Stickstoff (7)
Im Hochsommer verstärkt sich der Grauanteil des Laubes, allerdings auch der Anteil abgestorbener Partien.
Beschreibung
Die Eberraute ist ein sommergrüner, in milden Regionen auch teilweise wintergrüner Halbstrauch. Er bildet durch kurze Ausläufer breite Horste von 50 bis 90 cm Wuchshöhe.
Das fein geschlitzte Laub ist im Austrieb grün und geht später in eine grau-grüne Färbung über. Es duftet beim Zerreiben ausgeprägt herb. Die gelbliche Blüte im Spätsommer ist relativ unbedeutend.
Im Mittelalter wurden der Eberraute allerlei sagenhafte Wirkungen zugeschrieben. Geblieben sind davon medizinisch anrekannte Anwendungen u.a. in Form von Tees oder als Likör bei Magenbeschwerden sowie der Einsatz als Mottenschreck.
Als Gewürzkraut ist es aus der Mode gekommen, der bitter-herbe, nur unterschwellig zitronige Geschmack drängt sich stark in den Vordergrund und ist sehr vorsichtig zu dosieren. In Verbindung mit Fleischgerichten findet es gelegentlich Einsatzfelder.
Große Ähnlichkeit hat Artemisia camphorata, die allerdings keine Neigung zum Ausläufertum hat.
Im Herbst verfärben sich die Triebe nach und nach in fahl gelben bis gelb-orangenen Tönen, ohne dass man aber wohl von einer bedeutenden Attraktion sprechen würde.
Verwendungshinweise
Artemisia abrotanum mag eine traditionell bedeutsame Kulturpflanze sein, unter ästhetischen Gesichtspunkten ist sie mehr etwas für den Liebhaber. Man kann davon ausgehen, dass der durchschnittlich aufgeschlossene Betrachtende Verständnisschwierigkeiten beim Anblick von Anlagen mit der Eberraute haben wird.
Weder die Blattfärbung noch Habitus oder Blattstruktur können restlos überzeugen. Außerdem neigt sie dazu, im Sommer unschöne, bräunliche, abgestorbene Triebe zu entwickeln, die dann regelmäßig herausgeschnitten werden müssten.
Ob die Winterstruktur der abgestorbenen Triebe ansehnlich ist, dürfte ebenfalls unterschiedlich beurteilt werden.
Insofern verwundert es nicht, dass man die Eberraute viel seltener zu Gesicht bekommt, als ihre silbrigen Verwandten, allen voran natürlich die in den meisten Formen expanisve Artemisia ludoviciana.
Experimentierfreudige Feinschmecker können sich trotzdem an unkonventionelle Pflanzungen wagen, die sich des Themas der Ruderalfluren annehmen. Artemisia abrotanum könnte dann ein tragendes Strukturelement sein für Partner vom Naturstandort wie die Gewöhnliche Osterluzei, Pontischer Beifuß, Gemeine Wegwarte und andere Vertreter der Ruderalfluren.
Ansonsten ist sie natürlich im Kräutergarten richtig aufgehoben. Man darf sogar daran denken, sie hier als geschnittene Einfassungspflanze zu verwenden. Allerdings bleibt sie nur bei regelmäßigem Schnitt in Form, da sie rasch und üppig wieder austreibt. Diese Einsatzweise ist entsprechend aufwändig, aber reizvoll.
Winterhabitus in einer mutigen öffentlichen Platzanlage zusammen mit Blaustrahlhafer
Kultur/Pflege von Artemisia abrotanum
Die Eberraute ist auf sonnigen, nicht zu trockenen Mineralböden mit günstiger Stickstoff- und Basenversorgung zuverlässig, robust und durchsetzungsfähig.
Die Eberraute ist gut winterhart, friert in Mitteleuropa aber meist bis zum Grund zurück und treibt dann im Frühling aus dem kräftigen Wurzelstock willig wieder aus.
Die Vermehrung ist leicht aus verholzten Stecklingen, Abtrennung von Ausläufern oder Teilung möglich.
Sorten:
Citrina: wie beschrieben, mit stärker hervortretendem Zitonenaroma
ssp. procera: "Cola-Kraut", wie beschrieben, mit an Cola erinnernder Duftnote, im Handel oft als "Artemisia procera", "Artemisia camphorata" oder als Zuordnung zu Artemisia alba