Erigeron acris // Scharfes Berufskraut
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Erigeron acris
Das Scharfe Berufskraut ist mit Ausnahme der Mittelmeerinseln in ganz Eurasien in einer ganzen Reihe von Unterarten weit verbreitet. In Nordamerika kommt das Scharfe Berufskraut von nahezu ganz Kanada bis in die nördlichen USA vor.
In Deutschland ist die Art ebenfalls nicht selten und kommt ohne nennenswerte Verbreitungslücken vor. Im Tiefland und in der Hügelstufe liegt der Vorkommensschwerpunkt, mit zunehmender Höhenlage tritt die Art sukzessive zurück.
Niedrigwüchsiger Bestand in einer Magerweide. Noch Mitte September stehen hier Blüten und Pappus-Fruchtstände nebeneinander.
Erigeron acris ist eine Kennart der Halbtrockenrasen auf ausgesprochen mageren Kalksubstraten. Recht stetig tritt die Art auch in flachgründigen Sand- und Felsrasen auf.
Die Standorte sind meist vollsonnig, mindestens aber sonnig.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG
Licht (9) Temperatur (5) Kontinentalität (7) Feuchte (4) Reaktion (8) Stickstoff (2)
Viele Schnecken der Trockenrasen entfliehen der bodennahen Tageshitze und suchen Schutz in "luftiger" Höhe dieses Samenstandes.
Beschreibung
Das Scharfe Berufskraut hat ungewöhnlich flexible Lebensformen und kann sowohl als kurzlebig-ausdauernde Staude, als mit einer Rosette grün überwinternde Zweijährige oder als einjähriger Therophyt auftreten.
Auch die Wuchshöhe kann standortbedingt stark variieren. Auf mageren, trockenen Standweiden erreicht sie nur 5-10 cm Höhe, an Standorten ohne nennenswerte Stressfaktoren sind 50 bis 70 cm die Regel.
Die kleinen, weißlich-fleischfarbenen Blüten sind eher unauffällig und bleiben in ihrer Zierwirkung deutlich hinter den kugelrunden, strohig-weißen Pappusfrüchten zurück.
Die Hauptblütezeit liegt im Juni. Je nach Bewirtschaftungsform und -Zeitpunkt finden sich auf Wiesen und Weiden aber auch Mitte September noch blühende Exemplare, oft direkt neben bereits fruchtenden Individuen. Die Fruchtstände treten ab etwa Mitte Juli auf und beginnen im Früherbst zu zerfallen.
Die rosettig angeordneten Grundblätter und auch die spärlichen, kleinen Stengelblätter sind je nach Unterart mehr oder weniger samtig behaart.
Verwendungshinweise
Erigeron acris spielt in der Gartenkultur bislang keine Rolle und ist selbst als Saatgut nur unter größten Mühen zu beziehen.
Zweifellos bedarf es eines unvoreingenommenen, innovativen Blickes, um den Gartenwert der Art zu erkennen. Die über viele Wochen hinweg zierenden Samenstände sind aber eindeutig eine Augenweide vor dunklen Hintergründen oder/und in Gegenlichtpositionen. Schöne Kontraste ergeben sich auch zusammen mit dunklen Samenständen wie z.B. denen des Oreganos (Origanum vulgare).
Die Blüten sind im Vergleich zu den Samenständen unscheinbar.
Idealerweise setzt man die Art auf etwas erhöhten Standorten wie kleinen Hügeln oder oberhalb von Trockenmauern ein.
Sehr stimmig ist das Scharfe Berufskraut in betont naturhaften Magerwiesen und in steppenartigen Anlagen. Niedrige Steppengräser wie Glanz-Lieschgras (Phleum phleoides) und andere kurzlebige Hungerkünstler wie Golddistel (Carlina vulgaris), Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense) oder auch der Acker-Rittersporn (Consolida regalis) erzeugen selten gezeigte Gemeinschaften. Sie benötigen aber die Aufmerksamkeit eines kundigen Betreuers!
Ungewöhnliche Aspekte können auf der anderen Seite in klar durchkomponierten Anlagen erzielt werden. Es gereicht dem Scharfen Berufskraut zum Vorteil, wenn die Gartensituation keinen Zweifel daran zulässt, dass seine Anwesenheit einem eindeutigem gärtnerischen Willen entspringt.
In Kultur ist es schwierig wirklich stickstoffarme Substrate anzubieten. Selbst auf reinem Sand wird dieses Exemplar gut doppelt so hoch wie an Naturstandorten.
Kultur/Pflege von Erigeron acris
Das Scharfe Berufskraut benötigt in erster Linie möglichst sonnige Standorte. Unter Gartenbedingungen ist es ansonsten in einem weiten Standortspektrum leicht zu kultivieren.
Günstig sind durchlässige Mineralböden aller Art, von reinen Sand- und Kiesböden über Schottersubstrate bis hin zu skelettreichen oder sandigen Lehmböden mit guter Basenversorgung.
Stickstoffreiche Substrate kann das Scharfe Berufskraut sehr gut in kräftiges Höhenwachstum umsetzen und ist dadurch im Garten nicht so konkurrenzschwach, wie es der Naturstandort vermuten ließe. Allerdings ist es rasch nicht mehr ausreichend standfest.
Will man die Art dauerhaft im Garten halten, muss man im Herbst oder zeitigen Frühling dafür sorgen, dass die Pflanzflächen nicht verfilzen und hinreichend offene Bodenstellen für den Keimerfolg erhalten bleiben. Andernfalls fällt die Art doch recht schnell aus.
Die Etablierung als Direktsaat ist bei Neuanlagen oder lückigen Pflanzflächen eine sehr zuverlässige Methode. Eine Vorkultur ist gemeinhin nicht erforderlich.