Nardus stricta // Borstgras
Beschreibung
Naturstandort von Nardus stricta
Das Borstgras ist vom Nord-Osten Nord-Amerikas über Grönland, dem nord-afrikanischen Atlasgebirges über ganz Europa bis West-Sibirien und die Mongolei und verbreitet (Karte der Gesamtverbreitung).
Im nördlichen Verbreitungsgebiet tritt Nardus stricta auch in den Tiefebenen auf, im Süden ist es auf die höheren Gebirgslagen konzentriert. Oberhalb der Waldgrenze wird es von den kältetoleranteren Vertretern der alpinen Rasen abgelöst.
In Deutschland ist die Art relativ weit verbreitet und ist im Prinzip in allen Naturräumen vertreten.
Arnica montana ist eine typische Begleiterin des Borstgrases.
Nardus stricta ist eine Kennart der stickstoffarmen, bodensauren, mäßig trockenen bis wechselfeuchten, feuchten oder sogar nassen Borstgrasrasen. Sie werden durch extensive Beweidung ohne Düngung offen gehalten und würden sich über Verbuschungsstadien bewalden. Das Borstgras wird durch Beweidung gefördert, da es vom Vieh nur genommen wird, wenn es an schmackhafteren Alternativen fehlt.
Die montanen bis subalpinen Borstgrasrasen sind floristisch reicher als die Tieflandgesellschaften. An den Meeresküsten ist es u.a. in den entkalkten Graudünen regelmäßig anzutreffen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (-) Kontinentalität (3) Feuchte (-) Reaktion (2) Stickstoff (2)
Extensiv beweideter Bortsgrasrasen mit eingestreuter Calluna vulgaris und malerischem Rahmen aus
Pinus cembra.
Beschreibung
Nardus stricta ist ein wintergrünes, horstiges Gras. Es erreicht Wuchshöhen von 10-30 cm. Die auffällig dünnen Blätter ähneln borstigen Haaren. Sie sind kräftig grün, allerdings nur im ersten Sommer. Der erste Winter lässt sie teilweise bis nahe der Basis absterben. Da sie noch leben, verbleiben diese Blätter noch lange am Horst und prägen die ganzjährig strohige Farbgebung der Blattschöpfe.
Die Blütenstände sind schlanke, violett-braun überlaufene Ährchen, die kurzzeitig durch die gelblich-weißen Staubfäden auffallen. Die Samenstände sind kammartig einseitswendig strukturiert.
Verwendungshinweise
Das Borstgras ist nicht der erste Gedanke - und auch nicht der zweite - der aufkommt, wenn es um den Einsatz niedriger Horstgräser geht. Das liegt einerseits natürlich einfach daran, dass es kaum verwendet wird und daher im kollektiven Gärtnergedächtnis nicht präsent ist.
Andererseits hat es vordergründig auch nur wenig einprägsame Eigenschaften aufzuweisen. Die Blüten- und Samenstände sind unauffällig und das Laub ist einfach gras-grün - bzw. die meiste Zeit strohig-abgestorben.
Das teil-abgestobene Laub des Vorjahres haftet lange, sodass ein strohiger Teint das ganze Jahr charakteristisch für das Borstgras ist.
Trotzdem ist es einen Gedanken wert, weil es einen rauhen Charme hat, der gut in karge Felsrasen passt. Es ist nur wichtig, dass es nicht wie in natürlichen Wiesen üblich zu mattenartigen Beständen zusammenwächst, sondern eine Matrix aus einzelnen Horsten oder kleinen Horstgruppen erhalten bleibt.
Dazwischen lassen sich sehr schön Kräuter der sauren Bergwiesen platzieren. Hierzu gehören z.B.die bekannte Heilpflanze Arnica montana, die wunderbare Campanula barbata, Meum athamanticum, Alchemilla alpina oder Viola calcarata ssp. villarsiana.
Im Versandhandel kann man mit einigem Glück Topfballen erstehen. Meist muss man aber auf Saatgut zurückgreifen.
Firsch-grüne, unspezifisch wirkende Horste erhält man nur nach Rückschnitt im Spätwinter. Man sollte das nicht tun.
Kultur
Nardus stricta ist anspruchslos zu kultivieren. Solange es genügend Sonne bekommt, toleriert es im Prinzip alle denkbaren Standortbedingungen.
Um den Konkurrenzdruck nicht unnötig zu befeuern - das Borstgras verliert dabei so gut wie immer - sind stickstoffärmere Substrate dienlich.
In Kultur sind auch nicht unbedingt saure Substate erforderlich, es werden sogar relativ alkalische Bedingungen toleriert.
Man sollte der Versuchung widerstehen, das abgestorbene Laub im Spätwinter durch tiefen Rückschnitt zu beseitigen. Damit bekommt man einen Sommer lang ein belangloses grünes Gras und beraubt sich der ruppigen Eigenart des Borstgrases.
In rauher, felsiger Atmosphäre liefert das Borstgras einen perfekten Beitrag.
Attribute
Lebensform |
Stauden/Gräser/Farne |
Blütezeit |
Blattfärbung |
Geniessbarkeit/Giftwirkung |
Staude Gras
|
horstartig 15-30 cm Höhe
|
Mai
|
grün dunkel-grün
|
ungiftig
|
Duft |
Wasserhaushalt |
Lichtansprüche |
Bodenansprüche |
Nährstoffversorgung (N + P) |
unbedeutend
|
mäßig trocken frisch wechselfeucht nass sommertrocken feucht
|
vollsonnig sonnig
|
mäßig kalk-/basenreich ph-neutral kalkarm, leicht sauer kalkfrei, sauer (lehmiger/humoser) Sand durchlässiger Lehm Lehm Ton humos organische Böden poröser Schotter kalk-/basenreich stark sauer
|
sehr arme Böden arme Böden
|
Klima/Frostsicherheit |
Herkunft |
BEWERTUNGEN |
Moore und Sümpfe |
Trockenrasen |
sehr wintermilde Lage Normal- bis winterrauhe Lage ausgeprägte Warmlage hitzeanfällige Lage luftfeuchte und/oder kühle Lagen gemäßigte Klimate wintermilde Lage Warmlagen
|
Europa Ozeanischer Verbreitungsschwerpunkt Tiefland Mittelgebirge (montan) alpin Nordeuropa Mitteleuropa Südeuropa Süd-Osteuropa Osteuropa/Kaukasus Hügelland (collin) Asien Sibirien Zentral-Asien Kleinasien Vord. Orient Amerika Nordamerika
|
befriedigend Mittel Gruppen-Verbands-Pflanze strukturbildende Matrixpflanze verträglich konkurrenzschwach
|
Hochmoore
|
Bodensaure Borstgrasrasen Dünen
|
Alpine Felsfluren |
Zwergstrauchheiden und Nadelgebüsche |
Einsatzbereich |
Handelsgängigkeit |
Belaubung |
Silikat
|
Feucht- und Moorheiden Trockene Sandheiden Bergheiden
|
Repräsentative Gärten Steingarten/Alpinum Steppenpflanzung Wiese/Prärie
|
Raritäten/Saatgut
|
winter-/immergrün
|
Lebensbereich |
Alpinum Wiesen Felssteppen Heiden
|