Calamagrostis varia // Berg-Reitgras
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Calamagrostis varia
Das Berg-Reitgras kommt in den Bergregionen des mittleren und südlichen Europas sowie im südlichen Schweden und Teilen des Baltikums vor. Es bevorzugt die submontanen bis subalpinen Höhenstufen, kommt aber auch in der Hügelstufe und der alpinen Stufe vor.
In Deutschland erstrecken sich die Vorkommen vom Harz über die Schwäbisch-Fränkische Alb bis zum Schwarzwald mit einem klaren Verbreitungsschwerpunkt im Alpenvorland. In der Schweiz ist Calamagrostis varia weit verbreitet und zeigt nur im zentralen Mittelland Verbreitungslücken.
Caamagrostis varia in einer montanen Waldlichtungsflur auf Waldboden über Kalk.
Die lichtliebende Calamagrostis varia ist eine Kennart der montanen Laserkraut-Reitgrasfluren, die auf schottrigen Halden hochstaudenreiche Saumgesellschaften an sonnigen Gehölzrändern bilden.
Daneben ist es regelmäßig in Schneeheide-Kiefern-Wäldern und Orchideen-Buchen-Wäldern über Kalkskelettböden zu finden. Von Wald- und Gehölzrändern aus dringt es auch in angrenzende Halbtrocken- und Magerrasen ein.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (3) Kontinentalität (4) Feuchte (5) Reaktion (8) Stickstoff (3)
Calamagrostis varia zur Vollblüte mit den charakteristisch bogig überhängenden Blütenständen. Begleiter sind hier Garten-Feinstrahl, Bleiche Schwertlilie, Madonnen-Lilie und Großblättrige Wucherblume.
Beschreibung
Calamagrostis varia ist ein streng horstiges, aufrecht wachsendes, wintergrünes Gras. Es erreicht Wuchshöhen zwischen 60 und 100 cm.
Die nur schwach überhängenden Blätter sind mittel- bis dunkelgrün mit einem leichten Graustich.
Ab Anfang Juni entwickeln sich leicht rötlich-violette Ärchen, die zur Samenreife eine schlanke Walzenform und eine strohgelbe Färbung annehmen. Der Fruchtstand neigt sich an der Spitze typischerweise bogig über. Die Samenstände sind den gesamten Winter über strukturstabil und sehr zierend.
Mit dem ähnlichen, aber deutlich später blühenden Calamagrostis arundinacea bildet es natürlicherweise Hybriden, die aber in der Gartenkultur bislang keine Rolle spielen. Große Exemplare des Berg-Reitgrases können zur Hauptblüte auch mit jungen Exemplaren des Garten-Reitgrases verwechselt werden. Lezteres ist eine Hybride aus Calamagrostis arundinacea und dem wuchernden Calamagrostis epigejos.
Berg-Reitgras im ersten Standjahr zur Samenreife zusammen mit massenhaft versamter Kreuzblättrige Wolfsmilch
Verwendungshinweise
Calamagrostis varia ist ein elegantes, evtl. aber etwas zu luftiges Gras. Es werden an suboptimalen , d.h. v.a. zu trockenen oder zu schattigen Standorten nur wenige Ähren ausgebildet, die dann nicht ganz eindeutig als gewolltes Zierelement erkennbar sind.
Es blüht zeitgleich mit dem üblicherweise verwendeten, merklich höherwüchsigen und optisch eindrucksvolleren Garten-Reitgras. In höhengestaffelten Flächen würde das Berg-Reitgras entsprechend im Mittelgrund und das Garten-Reitgras im Hintergund eingesetzt werden.
Das Berg-Reitgras kann als bestandsbildende Matrix für Wiesen, in nicht zu trockenen Kiesgärten, als Solitär in kleineren Anlagen oder Pflanzgefäßen sowie als Strukturelement in klassischen Staudenrabatten verwendet werden.
Stimmige Partner der wiesenartigen Schutthalden mit Gartenwert sind insbesondere Große Sterndolde (Astrantia major), Steife Eberwurz (Carlina biebersteinii), Berg-Flockenblume (Centaurea montana), Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum), Wald-Witwenblume (Knautia maxima), Breitblättries Laserkraut (Laserpitium latifolium) oder Weiße Trichterlilie (Paradisea liliastrum).
Sehr kontrastreiche Bilder entstehen auch mit dunkel-laubigen, insbesondere immergrünen Gehölzen als Hintergrund.
Über den Baumschul-Großhandel ist es nicht immer lieferbar, im Versandhandel ist es dagegen sicher erhältlich.
Die jungen Blütenstände sind vergleichsweise luftig gehalten.
Kultur/Pflege von Calamagrostis varia
Das Berg-Reitgras ist im Prinzip nicht allzu ansprüchlich, allerdings ist es nicht so robust wie die übrigen kultivierten Gattungsvertreter.
Solange die Standorte nicht zu feucht, extrem trocken oder verschattet sind, gedeiht es aber zuverlässig. In schattigeren Lagen überdauert es, kommt aber nicht zur Blüte.
Es toleriert auch starken Wurzeldruck von Bäumen und lässt sich mit Unterstützung im ersten Standjahr auch direkt auf Wurzeltellern etablieren.
Selbstversamung ist selten bis gar nicht zu beobachten. Möglicherweise befindet sich vorrangig ein Klon im Handel, der aufgrund der in der Gattung recht üblichen Selbststerilität keine keimfähigen Samen ansetzt.