Brassica oleracea // Gemüse-Kohl
Beschreibung
Naturstandort von Brassica oleracea
Der Gemüse-Kohl kommt in der Wildform ursprünglich entlang der Atlantikküste Frankreichs und den Küsten der Nordsee vor. Infolge der jahrhundertelangen Anbautraditionen im Gemüsebau ist er aber in verschiedenen Formen in weiten Teilen auch des europäischen Binnenlandes verwildert.
Das einzige möglicherweise urwüchisge Vorkommen des wilden Gemüsekohls in Deutschland findet sich auf Helgoland. Möglicherweise ist diese Population aber auch mit Kulturformen hybridisiert. Daneben ist er in den mittel- und süddeutschen Wärmeregionen, entlang der Elbe sowie in Hamburg und Berlin eingebürgert.
Mit der Wildform haben weder die Zier-, noch die Gemüseformen noch größere Ähnlichkeiten. Typisches Arangement mit Einfachblühende Dahlien und Rohr-Pfeifengras.
Die primären Vorkommen finden sich an lehmigen Steilküsten, felsigen Kliffs oder sandigen bis kiesigen Ablagerungen entlang der unmittelbaren Küstenlinien.
Im Binnenland findet man ihn in ruderalen, von Einjährigen geprägte Unkrautgesellschaften und in etwas ausdauernderen Eselsdistel-Fluren auf Stadtbrachen, den Erdhaufen großer Baustellen, in Kiesgruben oder entlang von Wegen und Straßen.
In dieser Rabatte aus Sommerblumen werden die Vorzüge des Grünkohlverwandten 'Nero di Toscana' ideal eingesetzt.
Die Standorte sind mehr oder weniger vollsonnig, sommerwarm und wintermild. Die meist humusarmen Böden sind oft mineralische Rohböden von (stark) alkalischer Reaktion. Es werden aber im Zweifel auch saure Böden besiedelt. Die Stickstoffversorgung ist dagegen generell hoch bis sehr hoch.
Aufgrund der regelmäßigen Niederschläge entlang der europäischen Küstenregionen sind selbst Fels- und Kiesstandorte frisch und fallen selten trocken. Kräftige Lehmböden z.B. an Steilküsten sind aufgrund der steilen Hanglagen gut drainiert.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (7) Kontinentalität (2) Feuchte (5) Reaktion (-) Stickstoff (8)
Kräftige Kontraste sind ein konsequenter Anwendungsfall: 'Redbor' vor Japan-Zwergschilf 'Aureola'
Beschreibung
Brassica oleracea ist in der Wildform eine relativ ausdauernde Staude. Die fleischigen Blätter sind grau-grün und erreichen Wuchshöhen von etwa 40 bis 60 cm.
Der Blütenstand mit den rapsähnlichen, schwefel-gelben Einzelblüten erhebt sich auf günstigen Standorten 100 bis 120 cm in die Höhe. Die Blütezeit liegt im Hochsommer, bei überwinterten Exemplaren aber auch schon gegen Ende April.
Die Art ist insgesamt variabel und vermutlich Teil eines kleinen Artenschwarms mit nahen Verwandten entlang der gesamten europäischen Küstenregionen.
Wild- wie die ersten Kulturformen werden seit der Antike angebaut und seidem sind eine Vielzahl an Gemüsekohl-Sorten hinzugekommen (s.u.). Diese werden einjährig kultiviert.
Auch Gemüseformen wie der Rotkohl können bei aufgeschlossener Betrachtung reizvolle Gestalten sein.
Die Verwendung als Zierpflanze und die gezielte Auslese von Ziersorten ist dagegen neuzeitlichen Ursprungs. In der Regel kommen die Ziersorten wie die Gemüsesorten im zweiten Jahr zur Blüte und sterben dann ab. Manche Auslesen überstehen aber den ersten Winter schon nicht und werden daher in Mitteleuropa wie Einjährige behandelt.
Verwendungshinweise
Wer einen ernsthaft auf den Anbau von Nahrungsmitteln ausgerichteten Nutzgarten unterhält, wird an der einen oder anderen Form des Gemüsekohls schwerlich vorbeikommen.
Anders stellt sich dies für die Zierformen dar. Sie finden sich eigentlich nur in Sommerrabatten und Wechselflorbepflanzungen wieder. Insbesondere mit Palmkohl-Formen kann man exaltierte, ja sogar atemberaubende Pflanzungen erzeugen, die immer ein wenig an Ikebana mit Wurzeln erinnern. Das kann aber durchaus anregend sein und der Phantasie sind hier kaum Grenzen zu setzen.
Konsequent ist auch die Verwendung in größeren, mischbepflanzten Kübeln. Die Kombination mit sommerblühenden Gräsern wie z.B. (Pennisetum advena) oder graulaubigen Beifüßen wie Artemisia absinthium 'Silver Frost' sehen über das ganze Sommerhalbjahr hinweg gut aus.
Die häufiger zu sehenden kopfigen Zierkohle mit ihren teilweise abenteuerlich bunten Blättern werden gerne in symetrischen, mitunter barock anmutenden Verbänden eingesetzt. Beim Publikum erzeugt dies meist großes Entzücken.
Kombiniert man Zierkohl mit ausdauernden Stauden, muss man den Jungpflanzen im Frühling immer ausreichend Wurzelraum verschaffen, um nicht ausgehungert zu werden.
Die Wildform ist mit ihren ausladenden, leuchtend gelben Blütenständen im Grunde auch eine hübsche Erscheinung, wird allerdings in den meinsten Fällen einen gewissen "Unkraut-Duktus" nicht recht los. Wirklich überzeugend ist er aber in Nachbildungen der unmittelbaren Meeresküstenvegetation. Zusammen mit natürlichen Begleitern wie Echtem Meerkohl (Crambe maritima) und dem nur mit Rhizomsperren zu bändigenden Strandroggen (Leymus arenarius) entstehen sehr ungewöhnliche Bilder von kargem Charme.
Kohlrabi hat dagegen optisch wenig zu bieten, überzeugt aber geschmacklich umsomehr.
Kultur
Kohl wünscht sich in all seinen Erscheinungsformen nahrhafte, frische Böden und vollsonnige Standorte. Werden diese Grundbedürfnisse erfüllt, funktioniert er zuverlässig.
Die Aussaat der Ziersorten erfolgt auch bei den frostharten Sorten erst gegen Ende Mai, um die spätere Ausfärbung zu intensivieren. Frostempfindliche Sorten auf Basis des Palmkohls können erst nach den Eisheiligen ins Freiland gesetzt oder gepflanzt werden.
Viele Ziersorten können an etwas geschützten Standorten über den Winter gebracht werden, ohne das die Blattschönheit allzusehr leidet. Sie setzen dann im Juli Blüten an und sterben ab.
Der Rosenkohl ist ebenfalls nicht sonderlich hübsch - und steht zumindest bei Kindern auch geschmacklich meist nicht hoch im Kurs.
Sorten:
Ziersorten, Kopfformen
Coral Prince: lockere Kopfform mit stark gezackten Blatträndern, rein-weißes Zentrum
Coral Queen: lockere Kopfform mit stark gezackten Blatträndern, rötlich-pinkes Zentrum
Nagoya: offene Kopfform, grau-grüne Außenblätter und weißes oder rosa-rotes Zentrum, krause Blattränder
Osaka: offene Kopfform, grau-grüne Außenblätter und weißes bis pinkfarbenes Zentrum, krause Blattränder
Res Peacock: lockere Kopfform mit stark geschlitzten Blättern, weinrotes Zentrum
Rose Bouquet: offene Kopfform, grau-grüne Außenblätter und rosa-rotes Zentrum, glatte Blattränder
Sunrise: kleine, offene Köpfe an langen Stielen, creme-weißes Zentrum mit rosa Innenblättern, in der Aufwuchsphase bis zum Grund beblättert und alle Blätter bläulich-grau-grün, absterbende Stengelblätter müssen händisch entfernt werden
Tokyo: offene Kopfform, grau-grüne Außenblätter und rosa-violettes Zentrum, glatte Blattränder
var. botrytis Grafitti: Blumenkohl mit gedeckt violettem Blütenkopf
White Lady: offene Kopfform, grau-grüne Außenblätter und creme-weißes Zentrum, krause Blattränder
White Peacock: lockere Kopfform mit stark geschlitzten Blättern, weißes Zentrum
Ziersorten, Blattformen
var. sabellica 'Acephal Scarlet': tief-dunkel-braun-grüne, runzelige Blätter mit gekrausten Rändern
var. sabellica 'Nero di Toscana': tief-dunkel-blau-grüne, runzelige Blätter in palmenartiger Anordnung
var. sabellica 'Redbor': dunkel-olive-grüne, tief-violett geaderte Blätter mit stark gekrausten Rändern, Austrieb junger Blätter grünlich-violett überlaufen
Die fraktale Geometrie des Romanesco zieht das menschliche Auge in seinen Bann.
Gemüse-Sorten
convar. botrytis: Romanesco, grüne, broccoliartige Blütenstände
convar. capitata var. alba: Weißkohl
convar. capitata var. alba fo. conica: Spitzkohl
convar. capitata var. rubra: Rotkohl, bläulich-rote Blätter, variable Wuchsform von dichten Kopfformen bis zu offenen Formen
convar. capitata var. sabauda: Wirsing
var. botrytis: Blumenkohl, verzehrt werden die verdickten Blütenstände
var. gemmifera: Rosenkohl
var. gongylodes: Kohlrabi, verzehrt wird der rübenartig verdickte Spross
var. italica: Broccoli, verzehrt werden die verdickten Blütenstände
var. medullosa: Mehrstammkohl, in Deutschland v.a. als Viehfutter und Gründüngung
var. palmifolia: Palmkohl, dunkle, runzelige, ausladende Blätter, sehr wüchsig und oft über 100 bis 200 cm hoch, zierend
var. sabellica: Grünkohl
var. viridis: Blattkohl, große Blätter an aufrechten, verholzenden "Stämmen", 100 bis 160 cm hoch