Viburnum tinus // Mittelmeer-Schneeball, Lorbeer-Schneeball
Beschreibung
Naturstandort von Viburnum tinus
Der Mittelmeer-Schneeball ist im gesamten europäischen und weiten Teilen des afrikanischen Mittelmerraums verbreitet. Die nördlichste natürliche Population findet sich an der Französischen Ärmelkanalküste, wo der Golfstrom seinen wärmenden Einfluss besonders zur Geltung bringt.
In der Schweiz ist er punktuell im Tessin und am Genfer See verwildert.
Prächtiger Viburnum tinus in einem Kieler Innenstadt-Vorgarten
Viburnum tinus wächst im Unterstand lichter, immergrüner Hartlaubwälder, an Waldrändern, in trocken-warmen Gebüschen (Garrigue) und Feldhecken in sonnigen bis absonnigen, ausgesprochen wärmebegünstigten Lagen.
Die Böden sind skelettreiche, humose Mineralböden mit alkalischer bis schwach saurer Reaktion. Die Stickstoffversorgung ist mäßig bis gut.
In den Sommermonaten können die gut drainierten, aber wasserspeichernden Substrate gelegentlich trocken fallen. V.a. in den schattigeren Lagen können sie aber auch dauerhaft frisch sein.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica
... zur Legende
Licht (5) Temperatur (8) Kontinentalität (3) Feuchte (4) Reaktion (5) Stickstoff (5)
Die hellen Blüten kontrastieren angenehm mit dem dunklen Laub.
Beschreibung
Viburnum tinus ist ein immergrüner, träg- bis mittelwüchsiger Normalstrauch. Er erreicht im Alter je nach Standortgunst 250 bis 350 cm Wuchshöhe.
Die etwas duftenden Blüten erscheinen ab Ende November und blühen bei Ausbleiben von tieferen Frostgraden bis Ende März. Die Winterblüte kann aber auch ausbleiben und erst Mitte März einsetzen. Es werden weiße bis rosé-weiße bis rein-weiße Trugdolden gebildet.
Die metallisch kobalt-blau-schwarzen Beeren sind zierend und haften nicht selten bis zum Spätwinter des Folgejahres, so dass Früchte und Blüten gleichzeitig am Strauch stehen. Die Art ist selbstfruchtend, benötigt also nicht zwingend einen Partnerstrauch für den Fruchtansatz.
Der Strauch ist in allen Teilen giftig.
Verwendungshinweise
Viburnum tinus erinnert zumindest außerhalb der Blütezeit auf den ersten Blick mehr an einen großblättrigen Liguster denn an einen Schneeball. Durch die ungewöhnliche Blütezeit und das lebendige Erscheinungsbild in den Wintermonaten sorgt er immer für Erstaunen. Anderserseits wirken Winterblüten in Mitteleuropa auch etwas befremdlich.
Er ist in wintermilden Küstenregionen und Weinbauklimaten kein Unbekannter und wird gerne in größeren Vorgärten, mehr oder weniger gepflegten Grünanlagen und für Sichtschutzhecken verwendet. Er kann hier als schöne Alternative zur allgegenwärtigen Lorbeerkirsche betrachtet werden.
Die Färbung der Früchte wird nur noch von denen des Japanischen Losbaums übertroffen.
Nicht übermäßig aufregend, aber absolut solide ist er auch in repräsentativen, parkartigen Anlagen unter lichten Baumbeständen oder an historischen Gebäuden einzusetzen.
Prinzipiell wirkt der Mittelmeer-Schneeball auch in großen Kübeln ansprechend und kann helfen, herrschaftliches Ambiente zu verbreiten. Durch Schnittmaßnahmen kann er gut in kompakten, dichtwüchsigen Formen gehalten werden. Die Überwinterung muss dann aber so erfolgen, dass der Wurzelballen niemals durchfriert.
Viburnum tinus ist auch als Hochstamm erhältlich und in dieser Form ein durchaus aparter Kleinbaum für kleine, geschützte Stadtplätze und Innenhöfe. Wegen der hohen Anschaffungskosten sollte man sich aber sicher sein, dass er keine Frostschäden erleiden wird.
Dauerhaft blickdichte Hecken gehören zur Kernkompetenz des Mittelmeer-Schneeballs.
Kultur
Der Lorber-Schneeball ist in Mitteleuropa nur in wintermilden Regionen in möglichst vor Nord-Ostwinden geschützten Standorten ausreichend winterhart. Auch die Wärmeabstrahlung von gebäuden in Innenhöfen ist sehr hilfreich.
In rauheren Lagen friert er oft stark zurück. Er ist zwar regenerationsfreudig und treibt in der Regel wieder aus, macht aber keine rechte Freude, weil er kaum vom Fleck kommt. Wer die Art hier unbedingt verwenden will, muss im Winter das Laub mit Fließ oder Reisig schützen. Erforderlich ist meist auch eine dicke Mulch- oder Reisigschicht auf dem Wurzelteller, um tieferen Bodenfrost zu vermeiden. Wird die Wasserversorgung im Winter durch Bodenfrost unterbrochen und ist die Pflanze wohlmöglich noch Wintersonne ausgesetzt, sind Trockenschäden unvermeidlich.
Auch in den Sommermonaten sind wärmebegünstigte Standorte der Vitalität sehr förderlich. Es werden auch hitzeanfällige Standorte ertragen.
Etablierte Exemplare kommen auf allen nicht zu leichten Böden problemlos ohne künstliche Bewässerung über den Sommer. Auf schweren Böden macht Staunässe, die v.a. in Winter auftritt, den Pflanzen zu schaffen.
Die Pflanze ist gut schnittverträglich und regeneriert sich willig. Für einen ansehnlichen Habitus von Solitären kann ein regelmäßiger Erhaltungsschnitt erwogen werden. Hierzu werden dauerhaft etwa 5-7 Gerüsttriebe erhalten, die nach etwa 5-7 Jahren nach und nach bodentief entfernt und durch jeweils einen neuen bodenbürtigen Jungtrieb ersetzt werden. An den verbleibenden Gerüsttrieben werden nach innen wachsende Äste und Steiltriebe entfernt. Alternativ kann man aber auch gut nur über das Einkürzen der Triebspitzen die äußere Form modellieren.
Der Schnitt erfolgt am Besten nach der Blüte im April.
Sorten:
Variegatum: unregelmäßig breite, creme-weiße Blattränder, trägwüchsiger, bis 200 cm hoch/breit