Rumex acetosa // Wiesen-Sauerampfer
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Rumex acetosa
Der Wiesen-Sauerampfer ist in ganz Europa und dem gemäßigt warmen Asien heimisch (Karte der Gesamtverbreitung). Auch in Deutschland und in der Schweiz ist er flächendeckend in allen Naturräumen häufig.
Rumex acetosa ist eine Kennart der Mähwiesen und Weidegesellschaften. In gedüngten Fettwiesen und Weißkleeweiden ist er noch etwas häufiger als in nassen Mädesüß-Staudenfluren, Sumpfdotterblumen-Wiesen, Brenndolden-Auenwiesen oder Pfeifengras-Wiesen.
Der Wiesen-Sauerampfer ist aber auch in ruderalisierten, mäßig trockenen Wiesenstreifen entlang von Wegen und Straßen zuverlässig anzutreffen.
Rumex acetosa in einem Ackerrandstreifen mit kongenialem Hintergrund aus Getreide
Mit Ausnahme seiner ausgeprägten Lichtbedürftigkeit toleriert er eine ausgesprochen breite Standortamplitude. Vermutlich lassen sich den unterschiedlichen Standorten Unterarten oder Varietäten zuordnen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (-) Kontinentalität (-) Feuchte (-) Reaktion (-) Stickstoff (6)
Vorsicht Verwechslungsgefahr: Ein ungewöhnlich intensiv rötlich blühender Straußblütiger Sauerampfer, der aber keinen zierenden Samenstand entwickeln wird.
Beschreibung
Rumex acetosa ist eine kurzlebige, sommergrüne, streng horstige Staude. In der Regel stirbt sie nach der ersten Vollblüte ab.
Der verzweigte, bräunlich-rote Blütenstand erreicht Wuchshöhen von 50-90 cm. Die Blütezeit beginnt etwa Ende Mai. Der Übergang in den der Blüte recht ähnlichen Samenstand ist fließend und das Ende der Blütezeit verschwimmt entsprechend.
Je höher der Säuregehalt der Pflanzen ist, desto leuchtender ihr Rot.
Der Samenstand verfärbt sich von einem gedeckten Rot über ein einzigartiges, an Corten-Stahl erinnerndes Rostrot zu einem tiefen Schwarz-Braun im Herbst. So überdauert er bis zum nächsten Frühling strukturstabil und sehr zierend.
Die langen, grünen, im Jahresverlauf zunehmend rötlich überlaufenen und geaderten Blätter sind am Grund auffällig pfeilförmig. Sie schmecken aufgrund hoher Konzentrationen von Oxalsäure säuerlich. Je intensiver die Rotfärbung, desto höher die Säurekonzentration der Blätter.
Der Wiesen-Sauerampfer wurde in vorindustrieller Zeit feldbaulich kultiviert und wird auch heute noch vielfältig als Vitamin-C-reiches Blattgemüse für Suppen und Salate oder als Spinatersatz genutzt.
In der mittelalterlichen Volksmedizin spielte die Art eine bedeutende Rolle. Belegt ist seine abführende Wirkung. Die Ernte erfolgt vom Austrieb bis zum 24.06.
Mit dem Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella) werden natürliche Hybriden gebildet. Im Blütenstadium ist eine Verwechslung mit dem Straußblütigen Sauerampfer (Rumex thyrsiflorus) möglich. Dessen Samenstand ist unscheinbar und nicht gartenwürdig.
Herrliche Samenstände am Fuß der Steilküste der Eckernförder Bucht.
Verwendungshinweise
Rumex acetosa spielt - wenn überhaupt - eine gewisse Rolle in Kräutergärten, die auch tatsächlich Kräuter ernten und verwenden wollen.
In der ästhetisch motivierten Gartenkultur wird die Art dagegen sträflich ignoriert. Mit der wachsenden Bedeutung von winterzierenden Samenständen hätte sich der Fokus eigentlich auch zugunsten dieser Art verschieben müssen. Hat er aber nicht und im Handel ist sie nur als Saatgut erhältlich.
Sicherlich ist es erforderlich, dafür zu sorgen, dass die faszinierende Rost-Färbung der Samenstände gut inszeniert wird, damit der gärtnerische Wille nicht in Frage steht. Das ist aber nicht weiter schwer. Es reicht, den Wiesen-Sauerampfer in einer Matrix aus mittelhohen Ziergräsern wie Berg-Reitgras (Calamagrostis varia) oder Rauhgras (Achnatherum calamagrostis) zu platzieren. Der eindrucksvolle Kontrast und der gepflegte Rahmen der Ziergräser sorgen für über jeden Zweifel erhabene Ästhetik. Man sollte lediglich noch darauf achten, dass der Sauerampfer in einem Verbund von Solitären und nicht zu dicht steht.
Soll der minimalistische Flair aufgelockert werden, bietet sich die Einbindung silbriger Beifüße wie den Wermut 'Lambrook Silver' (Artemisia absinthium) oder den Ludwigs-Beifuß (Artemisia ludoviciana) an.
Weitere plausible Ergänzungen wären z.B. die Drüsenblättrige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus) oder die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium). Der Duktus der Pflanzflächen wird mit ihnen naturalistischer und wiesenartiger.
Die frisch-grünen Blütenstände fallen nur der Kennerschaft angenehm ins Auge.
Kultur/Pflege von Rumex acetosa
Rumex acetosa muss aus Saatgut gewonnen werden, da Topfballenware nicht gehandelt wird. In Neuanlagen ist dies aber zuverlässig durch Direktaussaat möglich. Blüten-/Samenstände sind so aber frühestens im Folgejahr zu erwarten. Außerdem müssen die Sämlinge zumindest auf guten Gartenböden in der Regel ausgedünnt werden, um die ästhetisch erforderlichen Solitärstellungen zu erzielen.
Eine Vorkultur von Jungpflanzen hat den Vorteil, auch in bestehende Pflanzungen integriert werden zu können und die Platzierung nicht dem Zufall überlassen werden muss.Saatgut keimt bei gleichmäßiger Feuchte und Temperaturen um 20 Grad innerhalb von zwei Wochen willig. Ein vorhergehender Kälteimpuls ist nicht notwendig.
Im Prinzip wird man auf allen sonnigen Standorten, die Standortextreme meiden, sichere Kulturerfolge zu verzeichnen haben.
Wiesen-Sauerampfer neigt zur zuverlässigen Selbstversamung. Auch aus Wurzelstücken können neue Pflanzen entstehen. Er bleibt aber immer gut kontrollierbar. Seine Kurzlebigkeit hilft dabei. In der Regel erreicht jedes Exemplar nur eine Vollblüte und bringt im Folgejahr nur noch eine Notblüte zustande oder ist sogar nach der Blüte abgestorben.
Sorten:
De Belleville: rein grünes Laub, weniger Säureanteil, historische Sorte für den Kräutergarten/Feldbau