Foeniculum vulgare // Fenchel
Beschreibung
Naturstandort von Foeniculum vulgare
Der Fenchel stammt ursprünglich aus Süd-Europa und dem süd-westlichen Asien. Er wird aber auch in Mitteleuropa seit dem Frühmittelalter kultiviert, so dass das natürliche Verbreitungsgebiet nicht mehr zu rekonstruieren ist.
Der gesamte Mittelmeerraum gilt aber als natürliches oder zumindest archeophytisches Herkunftsgebiet. Man sieht ihn hier sehr häufig in sonnigen, sommertrockenen Ruderalfluren.
In ganz Mitteleuropa von den Britischen Inseln bis in die Ukraine, in weiten Teilen Asiens und Südamerikas, in Teilen der USA sowie im östlichen Afrika bestehen neophytische Populationen.
In mitteleuropäischen Ackerbrachen stellt sich Fenchel mittlerweile häufiger ein, meist aus angrenzend angelegten Blühstreifen.
In Deutschland gilt Foeniculum vulgare ebenfalls als neophytisch eingebürgert. Sie kommt mehr oder weniger unbeständig und meist an menschliche Siedlungen oder Verkehrswege gebunden in den mittel- und süddeutschen Wärmegebieten sowie in den großstädtischen Wärmeinseln von Berlin und Hamburg vor. In der Schweiz ist er stetig im Mittelland, Wallis und Tessin anzutreffen.
In Mitteleuropa tritt der Fenchel in wärmebegünstigten, mäßig trockenen, immer aber sommertrockenen Ruderalfluren wie Eselsdistel-Fluren oder in kurzlebigen, häufig gestörten Weg-Rauken-Fluren sowie in gestörten Trocken- und Queckenrasen auf.
Die Standorte sind (voll-)sonnige, skelettreich-durchlässige Lehm- und Schotterböden mit hoher Stickstoffversorgung. Gegenüber der Bodenreaktion ist er tolerant bevorzugt aber alkalische Substrate.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (7) Kontinentalität (3) Feuchte (3) Reaktion (8) Stickstoff (8)
'Rubrum' mit Dipsacus fullonum und Agastache foeniculum
Beschreibung
Foeniculum vulgare ist eine in Mitteleuropa sommergrüne Staude von 40 cm Höhe auf armen und über 200 cm Höhe auf nahrhaften Böden. Sie wächst streng horstig, kann auf konkurrenzarmen Standorten aber durch reichliche Versamung größere Bestände aufbauen.
Sie gilt als nicht sonderlich langlebig, ist in der Regel aber doch über einige Jahre vital und ansehnlich.
Die gelben Doldenblüten erscheinen ausdauernd von Mitte Juli bis Anfang September. Die Samenstände sind zwar noch eine Weile strukturstabil, eine echte Zierwirkung werden ihr aber nur progressive Augen zugestehen. In jedem Falle gibt es unter den Doldenblütlern Vertreter mit wesentlich eindrucksvolleren Wintersilhouetten.
Wildform im mediterranen Kräuterbeet
Das charakteristisch fein gefiederte Laub ist bläulich-grün. Im Herbst treibt der Fenchel neue Blätter und Kurztriebe an den alten Blütenstengeln. Dies ist eine Anpassung an die sommtertrockenen, aber weitgehend frostfreien Standorte in den subtropischen Herkunftsgebieten und nutzt die herbstlichen Niederschläge. In Mitteleuropa erfriert alles Oberirdische mit den ersten ernsthaften Frösten.
Verwendungshinweise
Fenchel ist eine gute Wahl für steppenartige Anlagen, mediterrane Gärten und sonnig-warme Staudensäume aller Art. Die Samenstände halten sich zwar bis in den Frühwinter, sind aber nicht übermäßig ansehnlich. Stören tun sie allerdings auch nicht weiter.
Die feine Textur des Fenchels fügt sich dagegen unaufdringlich und auflockernd ein. Die rotbraun-laubige Standard-Auslese 'Rubrum' bringt dezente Kontraste z.B. in silbrige Trocken-Staudenbeete.
Die Vielfalt der Insektengäste ist eindrucksvoll.
Sehr schön macht sich Fenchel auch in ruderalen Staudenanlagen. Gute Partner sind hier z.B. Herzgespann (Leonurus cardiaca), Eselsdistel (Onopordum acanthium), Echter Alant (Inula helenium), Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) oder Strauchpappel (Lavatera thuringiaca).
Die verschiedenen Gewürz- und Gemüseformen sind wichtige Elemente von Kräuter-, Bauern und Gemüsegärten. Hier werden sie in der Regel einjährig kultiviert.
In großflächigen Neuanlagen kann man gut erwägen, den Fenchel als Saatgut einzubringen, um Kosten zu sparen. Die Keimrate ist in den meisten Jahren hoch bis sehr hoch und selbst Frühjahrskeimlinge zeigen schon im ersten Sommer üpppigen Blütenfor.
Hier hebt sich 'Rubrum' schön vor der dunklen Fassade ab. Die Kombination mit Banater Kugeldistel, Wermut und Garten-Feinstrahl könnte man so ähnlich auch in natura vorfinden.
Kultur
Auf wärmebegünstigten, sonnigen Standorten ist der Fenchel sehr durchsetzungsfähig und benötigt praktisch keine Aufmerksamkeit. Die Jungpflanzen entwickeln sich zügig und erreichen auf allen einigermaßen günstigen Standorten schon im ersten Standjahr Wuchshöhen von 100 bis 160 cm und blühen meistens auch schon.
Foeniculum vulgare entwickelt sich - für eine mediterrane Pflanze etwas überraschend - auf schweren Lehmböden hervorragend und kann hier gigantische Ausmaße annehmen. Auch die über Winter auf solchen Böden oft feuchten Bedingungen mindern die Winterhärte nicht.
Bei der rötlich-bräunlichen Auslese Rubrum treten immer wieder auch Sämlinge auf, bei denen sich der Farbton abgeschwächt hat oder sogar in die Wildform zurückschlägt. Will man das verhindern, muss man Sämlinge entsprechend selektieren. Dazu hat man ausreichend Gelegenheit, denn die Selbstversamung grenzt meistens an Belästigung.
Fenchel in einer trocken-warmen Hochstaudenflur u.a. mit Großblütiger Königskerze
Sorten:
Rubrum: Auslese der Wildform mit rötlich-bräunlichen Stengeln und Blättern, im Blattaustrieb besonders ausgeprägt (Handelsstandard), Sorten wie 'Atropurpureum', 'Purpureum' oder 'Smokey' sind praktisch nicht zu unterscheiden
var. azoricum: Gemüse- oder Knollenfenchel mit stark verdickter Blattknolle (nur als Saatgut im Handel)
var. dulce: Gewürzfenchel mit ausgeprägt aromatischen Samen (nur als Saatgut im Handel)
var. vulgare: Wildform