Naturstandort von Falcaria vulgaris: Die Gewöhnliche Sichelmöhre kommt von Spanien und Frankreich über Italien, den Balkan und Kleinasien bis in das westliche Asien vor. In West- und Nord-Europa ist sie nur neophytisch eingebürgert.
In
Deutschland fehlt sie in den westlichen, atlantisch geprägten Teilen weitgehend und die wenigen Bestände sind hier zudem rückläufig. In der
Schweiz gibt es lediglich im Nord-Westen des Mittellandes urwüchsige Populationen.
Falcaria vulgaris ist eine Kennart der halbruderalen Queckenrasen auf trockenwarmen Standorten auf Sand- bzw. sandigen Lehmböden. Sie ist aber auch stetig in Ackerbegleitfluren insbesondere von Kalck-Äckern und in ruderalen
Eselsdistel-Fluren anzutreffen. Sie findet sich außerdem gerne im Übergang zu basenreichen Trockenrasen ein.
Falcaria vulgaris am Straßenrand in optimaler Entwicklung
Die wärmeliebende Art bevorzugt vollsonnige bis licht halbschattige Lagen. Die Substrate sind oft ausgesprochen basen- und kalkreich.
Insbesondere im Sommer fallen die Standorte häufig trocken, auf leichten Böden oder sehr gut entwässernden Hanglagen kann auch ganzjährig Trockenstress vorherrschen. Die hohe Trockenresistenz ist einer mitunter metertiefen Pfahlwurzel zu verdanken.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur LegendeLicht (7) Temperatur (7) Kontinentalität (6) Feuchte (3) Reaktion (9) Stickstoff (-)
Wirbeldost-Saum mit Wilder Möhre, Oregano und den gelben Dolden-Rispen des Jakobs-Greiskrauts.
Beschreibung: Falcaria vulgaris ist eine sommergrüne, horstige Staude. Sie erreicht je nach Standortbedingung Wuchshöhen von 20 bis 60 cm.
Die charakteristischen, bläulich-grünen Laubblätter sind gefiedert und derb-ledrig.
Die doldigen Blütenstände bilden wolkenartige, dichte Schleier ab Anfang Juli bis Mitte August. Bei Rückschnitt unmittelbar nach der Blüte erfolgt meist ein zweiter Flor im September.
Nach der Blüte zieht das Laub v.a. auf trockeneren Standorten oftmals ein und übrig bleiben bräunliche Trockengebilde, die sich gerne rollend vom Wind verdriften lassen und dabei ihre Samen verbreiten.
Gewöhnliche Sichelmöhre im Volltrockenrasen mit Karthäuser Nelke
Verwendungshinweise: Die Gewöhnliche Sichelmöhre wird gärtnerisch bislang praktisch nicht verwendet und ist im Handel fast nur als Saatgut erhältlich.
Für innovative Privatgärtner ist sie dennoch eine interessante Option für betont naturnahe Blütenwiesen und Staudensäume. Die weißen Schleierwolken bilden einen passenden Rahmen für eine Vielzahl von Wiesenblühern. Stimmige Partner sind z.B. die ebenfalls unterschätzten Natternzunge
(Echium vulgare) und die Rispen-Flockenblume
(Centaurea stoebe) oder der Gemeine Dost
(Origanum vulgare).
Mit ihrem dezenten Charme und ihrer Vorliebe für wärmebegünstigte Lagen kommt sie aber auch in steppenartigen und mediterranen Anlagen gut zur Geltung.
Sogar in ländlichen Gärten kann sie das Theme der Schleierkräuter variieren, auch wenn sie dafür traditionell nicht verwendet wurde.
Nach der Blüte wird sie etwas unansehnlich. Da sich bei wiesenartigen Flächen oder naturhaften Staudensäumen eine Mahd im späten Hochsomme ohnehin anbietet, fällt der Nachteil aber nicht ins Gewicht. Zumal oft ein Neuaustrieb mit zweiter Blüte im September erfolgt.
Halbruderaler Queckenrasen mit Gemeiner Schafgarbe, Graukresse und Klatschmohn.
Kultur: Falcaria vulgaris ist v.a. auf mitunter trockenfallenden, sonnigen Standorten robust und durchsetzungsfähig, ohne jedoch andere Stauden zu bedrängen.
Die Substrate können stickstoffarm bis stickstoffreich sein. Sie gilt als ausgesprochener Basen-/Kalkzeiger, gedeiht aber auch auf neutralen oder sogar schwach sauren Substraten aller Art.
Verpflanzen lässt sie sich nur, wenn es gelingt, die extrem tiefreichende Pfahlwurzel weitgehend unbeschädigt zu heben. Selbst das ist aber kein Erfolgsgarant.
Am sichersten lässt sich die Sichelmöhre etablieren, wenn man sie auf vegetationsfreien Mineralböden direkt aussäht. Denn selbst Sämlinge reagieren sehr empfindlich auf Verpflanzung. Die Direktsaat funktioniert, auch wenn sich letzlich immer nur wenige Exemplare etablieren. Oft bemerkt man dies auch erst im zweiten Jahr und übersieht die zarten Jungpflanzen. Mit einer Blüte sollte man aber erst im dritten Vegetationsjahr rechnen.