Anthriscus sylvestris // Wiesen-Kerbel
Beschreibung
Naturstandort von Anthriscus sylvestris
Der Wiesen-Kerbel ist in ganz Europa und Teilen der nord- und zentralafrikanischen Bergregionen verbreitet. Nach Osten reicht das Verbreitungsgebiet über Zentral-Asien bis China und weiter nach Japan. In China steigt er bis über 4.000 m üNN auf. In Nordamerika und Südafrika ist der Wiesenkerbel eingeschleppt.
In Mitteleuropa und Deutschland kommt Anthriscus sylvestris flächendeckend und sehr häufig von den Tieflagen bis an die Baumgrenze der Alpen vor.
Anthriscus sylvestris in einer nur mäßig gedüngten Wirtschaftswiese.
Anthriscus sylvestris tritt oft aspektbildend in frischen und stark gedüngten Wirtschaftswiesen auf. Ihre weißen Blütendolden überziehen die Wiesen mitunter mit einem wolkenartigen Schleier.
Außerdem ist sie typisch für frisch-stickstoffreiche Staudensäume und Waldlichtungsfluren sonniger bis absonniger Lagen. Oft handelt es sich um etwas gestörte bis ruderalisierte Standorte entlang von Wegen oder an Straßenböschungen.
Bevorzugt werden tiefgründige Lehmböden ohne nennenswerte Wurzelkonkurrenz von Großgehölzen. Bezüglich der Bodenreaktion ist die Wiesen-Kerbel anspruchslos und toleriert saure bis stark alkalische Substrate.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (5) Temperatur (-) Kontinentalität (5) Feuchte (5) Reaktion (-) Stickstoff (8)
Wiesen-Kerbel unter Robinien mit Großem Schöllkraut.
Beschreibung
Anthriscus sylvestris ist eine mit einer wintergrünen Halbrosette und einer schlanken Rübe überwinternde Zweijährige. Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, wenn selbst Keimlinge des Frühsommers schon im Hochsommer zur Blüte kommen, also einen einjährigen Zyklus aufweisen. Auffällig sind die großen, gefiederten, farnartig anmutenden Blätter.
Der Blütenstand besteht aus einer Vielzahl kleiner, weißer Dolden, die sich zu mehreren großen Dolden zusammenfinden. Er erreicht Höhen zwischen 100 und 150 cm. Die Blütezeit liegt bei den üblichen winterannuellen Keimlingen im Mai.
Empfindliche Menschen können bei Kontakt mit der Pflanze Hautreizungen erleiden.
Ähnlich dem Echten Kerbel (Anthriscus cerefolium) kann der Wiesen-Kerbel als würzige Salatbeilage verwendet werden.
Vollsonniger Standort am Rande eines Kornfeldes.
Verwendungshinweise
Anthriscus sylvestris ist sicherlich kein Must-Have der Gartengestaltung. Die Wildart wird auch praktisch nicht verwendet. Für betont naturidentische Staudensäume und Kräuterwiesen ist sie aber eine stimmige Wahl. Zumindest kann man sie gut dulden, wenn sie sich selbsttätig einstellt.
In traditionellen ländlichen Gärten hat sie aufgrund ihrer traditionellen Küchenverwendung eine gewisse Berechtigung.
Die rot- oder gelblaubigen Auslesen sind interessante Blattschmuckstauden, die vorrangig in ländlichen Staudenbeeten ungewöhnliche Aspekte einbringen. Mit ihnen könnte man sich auch ansprechende Mischpflanzungen in Kübeln für Balkon und Terrasse vorstellen.
Immer wieder beeindruckend ist auch die Ansammlung von blütenbesuchenden Insekten - insbesondere unzähligen Käferarten - auf Wiesen-Kerbeln.
Der Bezug der Wildform ist praktisch und sinvollerweise nur als Saatgut möglich. Die laubzierenden Auslesen werden auch als Topfballen vertrieben.
Der Wiesen-Kerbel versamt sich im Garten relativ zuverlässig, wenn er einmal Fuß gefasst hat.
Kultur
Als Zweijährige ist die Kultur der im Prinzip robusten Art mit einigen Unwägbarkeiten verbunden. Sie benötigt einen gewissen Anteil offener Bodenstellen, um sich selbst erhalten zu können. Gibt es viel nackte Erde, kann sie sich übermäßig versamen, ist die Vegetationsdecke zu dicht, fällt sie mit der Zeit aus.
Rechte Freude hat man mit Anthriscus sylvestris nur auf wirklich stickstoffrreichen und frischen bis feuchten, gerne schweren Böden. Trockenstress und übermäßige Ressourcenkonkurrenz durch Großgehölze sorgen für unbefriedigende Ergebnisse.
Vollsonnige Standorte sind ebenso geeignet wie absonnige oder sogar licht schattige Lagen.
Die farbigen Auslesen fallen weitgehend samenecht aus, allerdings dürfen keine Wildformen in der Nähe stehen.
Sorten:
Golden Fleece: leuchtend gelb-grünes Laub, grob gefiedert, schwachwüchsiger, zwischen 70 und 90 cm hoch, weitgehend samenecht
Ravenswing: schwarz-rotes Laub, fein gefiedert, schwachwüchsiger, zwischen 70 und 90 cm hoch