Allium carinatum // Kiel-Lauch
Beschreibung
Naturstandort von Allium carinatum
Der Kiel-Lauch hat seinen Verbreitungsschwerpunkt im südlichen und süd-östlichen Europa bis in das südliche Mitteleuropa und in die Türkei. Es gibt aber auch Vorposten im südlichen Skandinavien und im Baltikum.
In Deutschland kommt Allium carinatum natürlicherweise vom Alpenvorland bis zum Bayerischen Wald und entlang des oberen Oberrheins vor. Natürliche Einzelvorkommen hat der Kiel-Lauch auch im nördlichen Harzvorland. Ansonsten ist er im Tiefland sehr vereinzelt eingebürgert.
Allium carinatum ssp.carinatum auf einer Magerweide im Alpenvorland.
Allium carinatum ist eine Kennart der basenreichen, sehr stickstoffarmen Trockenrasen.
Die Art kommt aber mitunter auch in den trockeneren bzw. ausgeprägt wechselfeuchten Formen der Pfeifengras-Wiesen und in nährstoffarmen Wiesen und Weiden vor. Die Standorte sind (voll-)sonnig.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (5) Kontinentalität (4) Feuchte (3) Reaktion (8) Stickstoff (2)
Allium carinatum ssp. pulchellum in einem trocken-warmen Saum. Die charakteristische Schopfform durch die hochgestellten oberen Blütenstiele ist gut erkennbar.
Beschreibung
Allium carinatum ist ein sommergrüner Zwiebelgeophyt. Er erreicht in Blüte Wuchshöhen von 25 bis 50 cm. Die scheindoldigen Blütenstände sind vor dem Aufblühen von einer bis zu 20 cm langen Scheide umschlossen.
Die blass rosa-violetten Blüten sind lang gestielt, der Blütenstand ist dadurch sehr locker-transparent. Die Blütezeit beginnt ab Mitte Juli und reicht für ein Zwiebelgewächs erstaunlich ausdauernd bis Ende August.
Die Unterart Allium carinatum ssp.carinatum ist nicht fertil, entwickelt aber Brutzwiebeln am Grund der Scheindolde, aus denen sich bei Erdkontakt neue Individuen entwickeln. Der Unterart Allium carinatum ssp. pulchellum fehlt diese Eigenschaft, sie entwickelt dafür keimfähige Samen. Außerdem bilden die Blüten eine auffällige Schopfform.
Die kleinen Zwiebeln können als Gewürz ähnlich wie Knoblauch verwendet werden.
Im Habitus sehr ähnlich sind der südeuropäische, schwefel-gelbe Allium flavum und der mitteleuropäische, schmutzig-weiße Allium oleraceum.
Verwendungshinweise
Allium carinatum wird selten gärtnerisch verwendet, sicherlich, weil den transparenten Blütenständen der zarten Art die von Zierlauchen erwartete optische Wucht abgeht. Sie wird damit in ihrem Gartenwert unterschätzt. Allein schon der hochsommerliche Blühzeitpunkt spricht für einen regelmäßigeren Einsatz. Die ungewöhnliche Blütenform der handelsüblichen Unterart Allium carinatum ssp. pulchellum sorgt für ein interessantes Alleinstellungsmerkmal.
Allium carinatum ssp.carinatum bildet Brutzwiebeln statt Samen aus.
Ein Einsatz ist vorrangig für detailreiche, betont naturhafte Magerwiesen, Steppenrasen und in von niedrigen Gräsern dominierten, sonnigen Säumen vor Gehölzen sinnvoll. Der zarte, unaufdringliche Duktus unterstützt hier glaubwürdig naturhafte Pflanzungen.
An Naturstandorten sieht man ihn z.B. zusammen mit vielen gartenwürdigen Partnern wie die unverzichtbare Dianthus carthusianorum, Euphorbia seguieriana, Filipendula vulgaris, Galium verum, Knautia arvensis oder Prunella grandiflora einen bunten Hochsommeraspekt bilden. Als naturidentische Matrix bieten sich niedrige Horstgräser wie Koeleria vallesiana, Festuca amethystina oder das praktisch nur als Saatgut erhältliche, aber sehr überzeugende
Im Verbund mit blüh- und farbdominanten Stauden in rabattenartigen Anlagen bleibt der Kiel-Lauch rasch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Auch in naturhaften Wiesen und Steppen wird die Art nur in großen Gruppen bzw. sogar flächendeckend wirksam.
Daneben ist ein Einsatz in Kräutergärten durchaus originell.
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Auch die Blütenstiele von Allium carinatum ssp.carinatum sind zunächst aufrecht, biegen sich dann aber alle bogig über.
Kultur
Allium carinatum ist nur in mageren, möglichst sonnigen Situationen dauerhaft sinnvoll zu kultivieren. Eine Kombination mit ausbreitungsfreudigen Stauden ist nicht zu empfehlen.
Auf entsprechenden Extremstandorten benötigt die Art dann aber praktisch keine gärtnerische Unterstützung.
Die Unterart Allium carinatum ssp. carinatum ist über Brutzwiebeln leicht zu vermehren und neigt in lückigen Vegetationsbeständen zur Bildung locker-rasiger Bestände. Im Handel ist aber praktisch nur die Unterart Allium carinatum ssp. pulchellum zu beziehen. Diese versamt sich, benötigt dafür aber konkurrenzarme Bedingungen.
Sorten:
Pumilum: Zwergform, 10-15 cm hoch, rosa Blüten, kaum im Handel
ssp. carinatum: mit Brutzwiebeln, rel.langen Blütenstielen, praktisch nicht im Handel
ssp. pulchellum: ohne Brutzwiebeln, kürzere Blütenstiele, der Blütenstand wirkt dadurch etwas kompakter (Handelsstandard)
ssp. pulchellum var. album: wie vorige mit rein-weißen Blüten
Attribute
Lebensform |
Stauden/Gräser/Farne |
Blütenfarbe |
Blütezeit |
Blattfärbung |
Staude Zwiebel/Knolle Blütenstauden/-Kräuter
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horstartig 15-30 cm Höhe 30-60 cm Höhe
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weiß rosa violett
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Juli August
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grau-grün
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Geniessbarkeit/Giftwirkung |
Duft |
Wasserhaushalt |
Lichtansprüche |
Bodenansprüche |
ungiftig essbar Heil-/Gewürzpflanze
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unbedeutend
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trocken mäßig trocken frisch wechselfeucht gut drainiert sommertrocken
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vollsonnig sonnig
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stark kalk-/basenreich mäßig kalk-/basenreich ph-neutral kalkarm, leicht sauer (lehmiger/humoser) Sand durchlässiger Lehm humos organische Böden poröser Schotter kalk-/basenreich
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Nährstoffversorgung (N + P) |
Klima/Frostsicherheit |
Herkunft |
BEWERTUNGEN |
Wiesen |
sehr arme Böden arme Böden mittlere Böden
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sehr wintermilde Lage Normal- bis winterrauhe Lage frostarme Lage ausgeprägte Warmlage hitzeanfällige Lage gemäßigte Klimate subtropische Klimate wintermilde Lage Warmlagen
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Europa Mittelgebirge (montan) Nordeuropa Mitteleuropa Südeuropa Süd-Osteuropa mediterraner Schwerpunkt Hügelland (collin) Asien Kleinasien
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sehr gut Gering Gruppen-Verbands-Pflanze aspektbildender Flächenfüller verträglich
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Frischwiesen
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Trockenrasen |
Alpine Felsfluren |
Staudenfluren |
Zwergstrauchheiden und Nadelgebüsche |
Gebüsche |
Sandtrockenrasen Steppenrasen Submediterrane Halbtrockenrasen
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Kalk
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Staudenfluren trockenwarmer Standorte
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Wacholdergebüsche
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Wärmeliebende Trocken-Gebüsche
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Einsatzbereich |
Handelsgängigkeit |
Belaubung |
Lebensbereich |
Ländlicher Garten Mediterraner Garten Steingarten/Alpinum Steppenpflanzung Klostergarten Wiese/Prärie
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Nebensortiment
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sommergrün
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Alpinum Wiesen Felssteppen Steppen Gehölzrand/Staudenfluren
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