Naturstandort von Borago officinalis (Borretsch): Borago officinalisist in weiten Teilen Nordafrikas und Südeuropas sowie Osteuropas urwüchsig. In Mitteleuropa ist er seit dem Spätmittelalter aus Gartenkulturen verwildert. In den Mittel- und Süddeutschen Wärmeregionen ist er stetig in kurzlebigen Unkrautfluren anzutreffen. Im Tiefland tritt er nur in den Wärmeinseln von Berlin und Hamburg nennenswert auf
(Karte der europäischen Verbreitung).
Mittlerweile hat sich der Borretsch aber auch in weite Teilen Asiens, Nord-, Mittel und v.a. Südamerikas einbürgern können.
Er besiedelt ursprünglich Ackerränder und junge Ackerbrachen oder durch Viehtritt offen gehaltene Stellen in Triften und Weiden.
Die Standorte sind (voll-)sonnig und wärmebegünstigt. Die gut drainierten, basenreichen und mäßig nahrhaften Mineralböden sind mäßig trocken bis frisch. Auch längere Zeit volltrockene Standorte können besiedelt werden, da Borretsch nach ergiebigen Regenfällen rasch keimen und innerhalb weniger Wochen zum Samenansatz kommen kann.
Prächtiger Borretschbestand im Kräutergarten
Beschreibung
Borago officinalis ist eine sommergrüne Einjährige. Sie wächst streng horstig und erreicht auf nahrhaften, frischen Standorten Wuchshöhen von bis zu 40 cm.
Die Blätter und die Blüten sind kräftig behaart. Die jungen Blüten sind zunächst Rosa und verfärben sich rasch himmelblau. Die erste Jahresgeneration blüht ab Anfang Mai bis Mitte Juni. Die daraus hervorgehende zweite Jahresgeneration kommt ab Mitte Juli zur Blüte. In günstigen Jahren kann sogar eine dritte Blütengeneration Anfang September erscheinen.
Im Gegenlicht ist die intensive Behaarung der gesamten Pflanze gut erkennbar.
Die Samen werden vorrangig durch Ameisen verbreitet, die dafür mit einem nahrhaften Anhängsel entschädigt werden.
Blätter und Blüten sind essbar, wobei v.a. in den Blättern leberschädigende und krebserregende Gifte enthalten sind. Die Giftkonzentration ist gering, dennoch ist von einem regelmäßigen Verzehr abzuraten. Die Blätter sind aber wichtiger Bestandteil der Grünen Soße im hessischen Raum. Ihr Geschmack ähnelt dem grüner Gurken. Sie können frisch als Gewürz oder gekocht als Gemüse verwendet werden.
Aus den unbedenklichen Samen wird wertvolles Speiseöl gewonnen. Auch die ebenfalls gurkenartig schmeckenden Blüten enthalten praktisch keine Giftstoffe. Sie dienen in Salaten als dekoratives Gewürz und werden auch in Zucker kandiert als Süßspeise genossen.
In der Volksheilkunde spielte Borretsch bis in das 19. Jahrhundert hinein eine bedeutsame Rolle, wird heute aber nicht mehr zu medizinischen Anwendungen empfohlen.
Abgängiger Bestand auf gutem Gartenboden mit eingeschränkter Standfestigkeit
Verwendungshinweise
Borretsch ist ein klassisches Küchenkraut und darf in ländlichen Kräutergärten eigentlich nicht fehlen.
Die nickenden Blüten entziehen sich zwar ein wenig den Blicken, erscheinen aber so zahlreich, dass auch das Auge etwas vom Borretsch hat. Im Gegenlicht sorgt auch die dichte Behaarung für dezent reizvolle Effekte.
Gegen Ende ihrer Schaffenskraft - also nach wenigen Wochen - werden die Bestände unansehnlich und können abgeräumt werden. Auf der freien Stelle entwickelt sich zuverlässig die zweite Jahresgeneration. Auch an anderen sonnigen Stellen wird man nachfolgend immer mal wieder Borretschpflanzen auftauchen und wieder verschwinden sehen.
Außerhalb von Kräutergärten hat Borretsch keine wirkliche Verwendungsberechtigung. Hier sind Verwandte wie die Natternzunge
(Echium vulgare), die Italienische Ochsenzunge
(Anchusa azurea) oder selbst die heimische Gewöhnliche Ochsenzunge
(Anchusa officinalis) von überzeugenderer Gestalt.
Als Insektenweide für Bienen und Hummeln ist Borretsch dagegen wiederum ausgesprochen wertvoll.
Der Blütenstand wird optisch von den geschlossenen Blüten dominiert.
Kultur
Borago officinalis braucht offene, konkurrenzarme Standorte mit möglichst viel Sonne und Wärme. Er lässt sich hier absolut zuverlässig versamen und kultivieren.
Auf frischen und nahrhaften Böden kann er ziemlich ausladend werden und verliert stark an Standfestigkeit. Die Bestände machen dann rasch einen trostlosen Eindruck. Entsprechend sind mäßig nahrhafte und gelegentlich etwas trockenfallende Standorte besser geeignet.
Die Keimfreudige Art wird rasch auch an anderen Stellen im Garten ungefragt auftauchen. Sie wird dabei aber nicht lästig und bleibt eigentlich nirgends über längere Zeit erhalten.
Sorten:
- Alba: rein-weiß blühende Auslese,