Tanacetum vulgare // Rainfarn
Beschreibung
Naturstandort von Tanacetum vulgare
Der Rainfarn ist im gesamten eurasiatischen Raum von den Tieflagen bis in montane Stufen verbreitet. In weiten Teilen der USA und Kanadas, in Südamerika und im Osten Australiens ist er neophytisch eingebürgert (Karte der Gesamtverbreitung). In Deutschland ist er praktisch flächendeckend häufig.
Tanacetum vulgare ist eine Kennart der Möhren -Steinkleefluren entlang von sonnig-warmen Staudensäume oder schottrigen Brachflächen. Sie kann hier zusammen mit dem Gewöhnlichem Beifuß sehr dominant auftreten und ein sehr dauerhaftes Sukzessionsstadium bilden, das Gehölzaufkommen lange unterdrücken kann. Daneben stellt sie sich auch immer mal wieder in stickstoffreicheren, ausdauernden Klettenfluren an Weg- und Waldrändern ein.
Tanacetum vulgare in einem Wegsaum mit Wegwarte und Wiesen-Sauerampfer
Die Substrate sind kalk-/basenreich und in der Regel nur mäßig strickstoffreich. Bevorzugt werden frische Standorte, Sommertrocknis stärkt die Art allerdings v.a. auf reicheren Böden im Konkurrenzkampf mit noch wuchskräftigen Ruderalstauden.
Der Rainfarn ist lichtliebend und kümmert bereits in halbschattigen Lagen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (6) Kontinentalität (4) Feuchte (5) Reaktion (8) Stickstoff (5)
Rainfarn zusammen mit Sichelmöhre, vereinzelt Land-Reitgras und Glatthafer in einer sommertrockenen Böschung.
Beschreibung
Der Rainfarn ist eine durch Rhizomausläufer spürbar, aber nicht wuchernd in die Fläche drängende Staude und erreicht Wuchshöhen von 80 bis 120 cm. Sie überwintert mit einer wintergrünen Halbrosette.
Das dunkel-grüne, etwas graustichige Laub ist tief gefiedert und randlich scharf gezähnt.
Die gelben Röhrenblüten stehen ohne Zungenblüten in Doldenrispen. Die Blütezeit reicht von Anfang Juli bis Ende August. Die Samenstände sind den Winter über strukturstabil und zierend.
Die gesamte Pflanze riecht ausgeprägt aromatisch-bitter und ist stark giftig. In der Vormoderene wurde sie dennoch für Wurmkuren verwendet.
Die dunklen Samenstände harmonieren im Winter sehr schön mit hellen Gräser-Rispen wie in dieser ruderalen Land-Reitgras-Flur.
Verwendungshinweise
Tanacetum vulgare ist eine v.a. im Tiefland und in urbanen Räumen sehr häufig anzutreffende Wildstaude, die in vielen Garten-Situationen sicher vorrangig als Unkraut betrachtet wird.
Insbesondere im öffentlichen Raum wird ihre Verwendung kaum als gärtnerischer Wille anerkannt werden. Genau genommen bietet sie aber alles, was einer zeitgemäßen Staude abverlangt werden kann: ausdauernde, attraktive Blüte, winterzierende Samenstände, große Bedeutung für Insekten, extreme Robustheit und praktische Pflegefreiheit. Ein unterschätzter Gartenschatz.
In dieser idealisierten Ackerbrache zeigt sich die Banater Kugeldistel als kongenialer Partner.
In naturhaften, bunten Staudensäumen kann sie daher insbesondere in gepflegten Anlagen sehr gewinnbringend und vielseitig verwendet werden.
Als alte Heilpflanze fehlte sie außerdem in kaum einem Klostergarten und kann daher auch in Kräuter- und Bauerngärten gut eingesetzt werden. Hier empfiehlt sich vorrangig die nur sehr selten verwendete, ungewöhnliche Auslese 'Crispum', die als historische Klostergarten-Staude einen kultivierteren Eindruck macht und zudem weniger ausbreitungsfreudig ist.
'Isla Gold' bietet gelb-grünes, dennoch nicht künstlich wirkendes Laub. Sie ist bei Weitem nicht so durchsetzungsstark wie die Wildform.
Kultur/Pflege von Tanacetum vulgare
Die Art ist ausgesprochen robust und durchsetzungsfähig. Der Pflegebedarf entsteht in erster Linie aus dem Erfordernis, ihren Ausbreitungsdrang (vegetativ wie generativ) im Zaum zu halten. Sämlinge entwickeln sich rasch und kommen bei Keimung im Frühjahr meist noch im ersten Sommer zur Blüte.
Mit vertretbarem Aufwand ist sie auf nicht zu nahrhaften, mäßig trockenen (sogar trockenen) Böden im Verbund mit anderen, kräftigen Wildstauden kontrollierbar. Auch eine gelegentliche Mahd der Flächen schwächt die Konkurrenzkraft des Rainfarnes. Insgesamt ist sie für einen Garten aber nicht so bedrohlich wie die neophytische Kanadische Goldrute, mit der man sie in Natura oft vergemeinschaftet sieht.
'Crispum' ist die etwas kultiviertere Auslese mit krausem Blattwerk für den Kräutergarten.
Sorten:
Crispum: bis 80 cm hoch, auffällig stark gekräuselte Blätter, etwas schwachwüchsiger und weniger expansionsfreudig als der Typ, historische Heil- und Färberpflanze
Isla Gold: 60 bis 80 cm hoch, laubschöne Auslese, im Austrieb leuchtend grünlich-gelb, später frisch-grün, deutlich schwachwüchsiger und weniger vital als die Wildform