Corynephorus canescens // Silbergras
Beschreibung
Naturstandort von Corynephorus canescens
Das wäSilbergras kommt in ganz Europa und im nord-afrikanischen Atlasgebirge vor.
In Deutschland ist es in der Norddeutschen Tiefebene weit verbreitet. Daneben gibt es nenenswerte Verbreitungsschwerpunkte in der Oberrheinischen Tiefebene und als einzige Mittelgebirgsregion auf der Fränkischen Alb. In der Schweiz fehlt Corynephorus canescens.
Pionier-Sandtrockenrasen mit Corynephorus canescens auf einer brandenburgischen Binnendüne bei Finowfurt
Im atlantischen Mitteleuropa kommt das Silbergras in den entkalkten Weißdünen der Küsten und auf Binnendünen bzw. in den Sanderflächen des Binnenlandes vor. In Brandenburg und Osteuropa stellt es sich auf allen vegetationsarmen, stickstoffarmen und bevorzugt kalkfreien Sand-Rohböden zuverlässig spontan ein.
Corynephorus canescens ist eine Kennart der Sandtrockenrasen (Silbergrasfluren) und ist eine der wichtigsten Pionierarten bei der Besiedlung offener, vollsonniger Sandflächen und Wanderdünen.
In reifen Sandtrockenrasen mit geschlossener Grasnarbe wird die kurzlebige, auf regelmäßige Versamung angewiesene Art zügig verdrängt, stellt sich aber selbst auf kleinflächigen Bodenverletzungen rasch wieder ein.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (6) Kontinentalität (5) Feuchte (2) Reaktion (3) Stickstoff (2)
Spätsommeraspekt in einer Sandheide mit Kleinem Habichtskraut und Besen-Heide
Beschreibung
Das Silbergras ist ein wintergrünes, kurzlebiges Horstgras, deren straff aufrechten Blätter/Blütenstände 15 bis 30 cm Höhe erreichen.
Das Laub ist auffällig blau-silbrig, teilweise rot-violett überlaufen. Die Blütenstände erscheinen ab etwa Anfang bis Mitte Juni. Die zierenden Samenstände sind den Winter hindurch strukturstabil.
Die Pflanzen sterben üblicherweise nach der zweiten Vollblüte ab, haben sich auf offenen, nicht durchwurzelten, lockeren Sandböden zwischenzeitllich aber meist reichlich versamt.
Verwendungshinweise
Corynephorus canescens ist eine ansprechende Art für Trocken-Wiesen und niedrige Steppenanlagen auf sehr trockenen, möglichst nährstoffarmen Sand-Rohböden.
In der Gartengestaltung spielt es dennoch keine Rolle, weil es nur auf praktisch konkurrenzfreien Standorten überhaupt sinnvoll kultivierbar ist. Außerdem entzieht es sich meist jeder Gestaltungsidee, weil es am angedachten Platz oft nur im ersten Jahr tut, was erwartet wird. Im nächsten Jahr kann es verschwunden sein oder nur vor sich hinkümmern, dafür ganz woanders vorübergehend prächtig gedeihen.
Wer es dennoch probieren möchte, lässt es v.a. als alleiniger Bestandsbildner optisch wirksam werden. Am schönsten sind nicht zu dichte Bestände, in denen die einzelnen Horste als "Solitäre" erkennbar bleiben. Idealerweise bleibt sogar offener Sandboden sichtbar, als glaubhaftes Zeichen extrem sonnig-trockener Bedingungen. Durch die oft ausgeprägte Versamung im Verbund mit der Kurzlebigkeit ist dieser Zustand allerdings praktisch nicht lange zu erhalten.
Wichtigste, gärtnerisch bedeutsame Partner sind Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) und Heide-Nelke (Dianthus deltoides). Diese kargen Rasen können ungewöhnliche, reizende Bilder liefern, sind aber ohne intensive gärtnerische Eingriffe und regelmäßige Bodenverletzungen kurzlebige Übergangsstadien. Am Naturstandort, aber auch unter Kulturbedingungen, ist es oft der ebenfalls versamungswütige Schafschwingel (Festuca ovina), der dem Silbergras den Gar ausmacht.
Zur Vollblüte kann man v.a. auf vollsonnigen, trockenen Extremstandorten kräftig rötlich überlaufene Horste des Silbergras finden.
Kultur
Im Handel ist die Art im Versand als Topfballen mit etwas Engagement zu beziehen. Generell empfiehlt sich aber auch die Aussaat sehr, die bei der keimfreudigen Art relativ sicher und schnell gute Ergebnisse liefert. Zumal die in der Regel verwendete Einheitserde für den Einsatz in Sandrasen kontraproduktiv ist.
Humusarme, reine Sandböden sind das ideale Bodensubstrat. Eine erfolgreiche Kultur ist auch noch auf nicht verdichtungsfähigem Mineralbruch möglich. Alle Substrate, die sich mehr oder weniger dicht lagern, sind ungeeignet.
Die Trockenheitsverträglichkeit beruht im übrigen auf ein weit und tiefreichendes Wurzelwerk. Auf flachgründigen Standorten sind die Ausfallraten entsprechend hoch.
Gärtnerische Anwendung zusammen mit Mildem Mauerpfeffer und Kleinem Habichtskraut.
In Kultur kann das Silbergras auch problemlos auf basenreichen Sandböden verwendet werden. In intensiv gepflegten Anlagen kommen auch minimal nahrhaftere Bodensubstrate in Frage, die Art gedeiht hier durchaus vitaler und wird sehr ansehnlich. Schon auf mäßig nahrhaften und seltener trockenfallenden Substraten leidet aber die Standfestigkeit der Blütenstände und die Horste fallen unschön auseinander.
Sie ist nur mit konkurrenzschwachen Blütenpflanzen zu vergesellschaften. Außerhalb vollsonniger, extremer Trockenstress-Standorte wird die Art rasch verdrängt. Wo offene Sandböden anstehen, versamt sie sich willig. Es entstehen dann mehr oder weniger rasige Bestände.
Ebenfalls eine naturidentische Nachbildung mit Zypressen-Wolfsmilch und Schafschwingel, die beide das Ende des Pionier-Sandtrockenrasens einleiten. Die bultige Struktur der Silbergrasfläche entsteht nur im ersten Jahr nach einer Pflanzung. Ab dem zweiten Jahr sorgt Versamung für rasige Bestände, die im Dritten Jahr dann auch schon wieder zusammenbrechen können.