Naturstandort von Corynephorus canescens: Das wärmeliebende Silbergras ist in ganz Europa und im nord-afrikanischen Atlasgebirge verbreitet.
In
Deutschland ist es in der Norddeutschen Tiefebene weit verbreitet. Daneben gibt es nenenswerte Verbreitungsschwerpunkte in der Oberrheinischen Tiefebene und als einzige Mittelgebirgsregion auf der Fränkischen Alb. In der Schweiz fehlt Corynephorus canescens.
Pionier-Sandtrockenrasen mit Corynephorus canescens auf einer brandenburgischen Binnendüne bei Finowfurt
Im atlantischen Mitteleuropa kommt das Silbergras in den entkalkten Weißdünen der Küsten und auf Binnendünen bzw. in den Sanderflächen des Binnenlandes vor. In Brandenburg und Osteuropa stellt es sich auf allen vegetationsarmen, stickstoffarmen und bevorzugt kalkfreien Sand-Rohböden zuverlässig spontan ein.
Corynephorus canescens ist eine Kennart der Sandtrockenrasen (
Silbergrasfluren) und ist eine der wichtigsten Pionierarten bei der Besiedlung offener, vollsonniger Sandflächen und Wanderdünen.
In reifen Sandtrockenrasen mit geschlossener Grasnarbe wird die kurzlebige, auf regelmäßige Versamung angewiesene Art rasch verdrängt, stellt sich aber selbst auf kleinflächigen Bodenverletzungen rasch wieder ein.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur LegendeLicht (8) Temperatur (6) Kontinentalität (5) Feuchte (2) Reaktion (3) Stickstoff (2)
Spätsommeraspekt in einer Sandheide mit Kleinem Habichtskraut und Besen-Heide
Beschreibung: Das Silbergras ist ein wintergrünes, kurzlebiges Horstgras, deren straff aufrechten Blätter/Blütenstände 15 bis 30 cm Höhe erreichen.
Das Laub ist auffällig blau-silbrig, teilweise rot-violett überlaufen. Die Blütenstände erscheinen im Juli/August. Die zierenden Samenstände sind den Winter hindurch strukturstabil.
Die Pflanzen sterben nicht selten nach der zweiten Vollblüte ab, haben sich auf offenen, nicht durchwurzelten, lockeren Sandböden zwischenzeitllich aber reichlich versamt.
Verwendungshinweise: Corynephorus canescens ist eine ansprechende Art für Trocken-Wiesen und niedrige Steppenanlagen auf sehr trockenen, möglichst nährstoffarmen Sand-Rohböden. In der Gartengestaltung spielt es dennoch keine Rolle, weil es nur auf praktisch konkurrenzfreien Standorten dauerhaft ist.
Es wird v.a. als alleiniger Bestandsbildner optisch wirksam. Am schönsten sind nicht zu dichte Bestände, in denen die einzelnen Horste als "Solitäre" erkennbar bleiben. Idealerweise bleibt sogar offener Sandboden sichtbar, als glaubhaftes Zeichen extrem sonnig-trockener Bedingungen. Durch die ausgeprägte Versamung ist dieser Zustand allerdings nur mit hohem Pflegeaufwand zu erhalten.
Wichtigste, gärtnerisch bedeutsame Partner sind Sand-Strohblume
(Helichrysum arenarium), Sand-Thymian
(Thymus serpyllum) und Heide-Nelke
(Dianthus deltoides). Diese kargen Rasen können ungewöhnliche, reizende Bilder liefern, sind aber ohne intensive gärtnerische Eingriffe und regelmäßige Bodenverletzungen kurzlebige Übergangsstadien. Am Naturstandort, aber auch unter Kulturbedingungen, ist es oft der ebenfalls versamungswütige Schafschwingel
(Festuca ovina), der dem Silbergras den Gar ausmacht.
Corynephorus canescens kann auch zur initialen Dachbegrünung aus Saatgut verwendet werden, ist aber auch hier nicht ausdauernd.
Zur Vollblüte kann man v.a. auf vollsonnigen, trockenen Extremstandorten kräftig rötlich überlaufene Horste des Silbergras finden.
Kultur: Im Handel ist die Art im Versand als Topfballen mit etwas Engagement zu beziehen. Generell empfiehlt sich aber unbedingt die Aussaat, die bei der keimfreudigen Art sehr sicher und schnell gute Ergebnisse liefert. Zumal die in der Regel verwendete Einheitserde für den Einsatz in Sandrasen kontraproduktiv ist.
Humusarme, reine Sandböden sind das ideale Bodensubstrat. Eine erfolgreiche Kultur ist auch noch auf nicht verdichtungsfähigem Mineralbruch möglich. Alle Substrate, die sich mehr oder weniger dicht lagern, sind ungeeignet.
Gärtnerische Anwendung zusammen mit Mildem Mauerpfeffer und Kleinem Habichtskraut.
In Kultur kann das Silbergras auch problemlos auf basenreichen Sandböden verwendet werden. In intensiv gepflegten Anlagen kommen auch minimal nahrhaftere Bodensubstrate in Frage, die Art gedeiht hier durchaus vitaler und wird sehr ansehnlich. Schon auf mäßig nahrhaften und seltener trockenfallenden Substraten leidet aber die Standfestigkeit der Blütenstände und die Horste fallen unschön auseinander.
Sie ist nur mit konkurrenzschwachen Blütenpflanzen zu vergesellschaften. Außerhalb vollsonniger, extremer Trockenstress-Standorte wird die Art rasch verdrängt. Wo offene Sandböden anstehen, versamt sie sich willig. Es entstehen dann mehr oder weniger rasige Bestände.
Ebenfalls eine naturidentische Nachbildung mit Zypressen-Wolfsmilch und Schafschwingel, die beide das Ende des Pionier-Sandtrockenrasens einleiten. Die bultige Struktur der Silbergrasfläche entsteht nur im ersten Jahr nach einer Pflanzung. Ab dem zweiten Jahr sorgt Versamung für rasige Bestände, die im Dritten Jahr dann meist schon zusammengebrochen sind.