Tilia platyphyllos // Sommer-Linde
Beschreibung
Naturstandort von Tilia platyphyllos
Die Sommer-Linde kommt von den südeuropäischen Gebirgsregionen bis in das südliche Skandinavien vor. Nach Norden dünnen die Vorkommen deutlich aus. Nach Osten reicht die Verbreitung bis an das Schwarze Meer.
In Deutschland liegt der Verbreitungsschwerpunkt in wärmebegünstigten Mittelgebirgsregionen mit milden Wintern und hohen sommerlichen Niederschlägen. In der norddeutschen Tiefebene ist sie natürlicherweise nur zerstreut anzutreffen.
Die Blüte ist aus der Ferne als leuchtend mai-grüne Erscheinung zu erkennen.
Die Sommer-Linde ist eine Kennart der montanen, bewegten Blockschutthalden-Wälder, in denen die ausschlagfreudige Art einen Konkurrenzvorteil vor der ansonsten dominanten Buche hat. Auch in Schluchtwäldern mit geologisch intabilen Steilhängen findet sie sich aus denselben Gründen gerne ein. Sie steht hier insbesondere mit Bergahorn und Esche im schattigeren Unterhang und bevorzugt mit dem Spitz-Ahorn auf sonnigen (Ober-)Hangseiten.
Die Sommer-Linde bevorzugt insgesamt feuchtere - auch luftfeuchtere -, nahrhaftere Standorte als die sehr ähnliche, stärker in den Tiefebenen vertretene Winter-Linde. Beide hybridisieren ("Tilia europaea").
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (4) Temperatur (6) Kontinentalität (2) Feuchte (6) Reaktion (-) Stickstoff (7)
Aus der Nähe wirkt die Blüte dagegen geradezu üppig.
Beschreibung
Tilia platyphyllos ist ein sommergrüner Baum mit im Alter hochgewölbter Krone. Er erreicht Wuchshöhen von bis zu 40 m und Breiten von bis zu 25 m.
Die Sommer-Linde ist langlebig. 300 Jahre alte Exemplare sind auf guten Standorten in der Regel noch vital und wüchsig. Die Zerfallsphase beginnt dann erst nach 400 oder 450 Jahren einzusetzen. Sie können dann Stämme mit über 500 cm Umfang gebildet haben.
Die grünlich-weißen Blüten im Juni/Juli sind eher unauffällig, duften aber ausgesprochen süßlich.
Das hell- bis mittel-grüne Laub verfärbt sich im Herbst zierend gold-gelb, haftet aber nur kurz.
Die Sommer-Linde ist eine bedeutende Bienentracht und wird als Tee bei Erkältungskrankheiten eingesetzt.
Verwendungshinweise
Die Sommer-Linde ist gemeinsam mit der Winter-Linde einer der kulturhistorisch bedeutsamsten Bäume Mitteleuropas. Er findet in zahlreichen Einsatzbereichen Verwendung.
In ländlichen Regionen ist er ein wichtiger Haus- und Alleebaum, steht an Kirchen, auf Gutshöfen und in Parkanlagen. Die schnittverträgliche, ausschlagsfreudige Art wird hier traditionell als Kopf- oder Spalierbaum geschnitten.
Daneben gibt es einige historische Sonderformen, von denen die "Tanzlinde" vielleicht die bemerkenswerteste ist. Dabei wird um eine zentral stehende Linde in etwa 3 m Höhe ein Tanzboden mit seitlichem Fallschutz eingezogen, der vom Astwerk umwachsen wird.
Im Handel werden neben den üblichen Baumformen auch geschnittene Dach-, Kasten- und Spalierformen mit entsprechenden Aufpreisen angeboten. Auch geschnitte Heckenelemente sind im Angebot.
Mit den herbstlichen Laubfarben amerikanischer Gehölze kann die Sommer-Linde nicht ganz mithalten, ist aber trotzdem auf angenehme Weise zierend.
Kultur
Die Art ist bezüglich der Standortbedingungen etwas ansprüchlicher. Sie kommt mit stadtklimatischen Belastungssituationen, Hitzestandorten und sommerlicher Trockenheit schlechter zurecht.
Auch arme, leichte Böden und begrenzter Wurzelraum sind ungünstig. Als Stadt- und Straßenbaum ist sie daher ungeeignet, weshalb hier Tilia cordata eingesetzt wird.
Durch den frühen Austrieb ist die Sommer-Linde etwas spätfrostgefährdet.
Durch Blattlausbefall sind Standorte im Traufbereich der Sommer-Linde sehr stark von Honigtau-Absonderungen betroffen. Bei der Winter-Linde ist das Problem etwas weniger präsent. Weitgehend frei von Honigtau ist dagegen Tilia tomentosa.
Das Laub zersetzt sich schnell und wirkt stark bodenverbessernd.
Sorten:
Fastigiata: 17/6 m hoch/breit, schmal kegelförmige, im Alter etwas breitere Krone
Örebro: 15/8 m hoch/breit, schmale, im Alter eiförmige Krone
Rubra: 32/17 m hoch/breit, wie der Typ, aber mit auffallend orange-roten Trieben
var. laciniata: 18/10 m hoch/breit, gelappte Blätter, breit-hochgewölbte Krone