Naturstandort von Stachys germanica: Womit sich der Deutsche Ziest seinen Namen verdient hat, ist nicht ganz nachvollziehbar. Er ist in fast ganz Europa, in Marokko, der Türkei und im Kaukasus heimisch. Nördlich der Alpen dürften die meisten Vorkommen dagegen archaeophytisch sein.
In
Deutschland stößt er in der Mecklenburgischen Seenplatte an die Nordgrenze seiner Verbreitung. Die wenigen Tieflandvorkommen sind stark rückläufig und im östlichen Elbtal gänzlich bzw. im Odertal fast erloschen. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt dagegen in den mitteldeutschen Wärmegebieten.
In der
Schweiz ist er selten mit Einzelvokommen im Mittelland.
Stachys germanica in Blüte
Stachys germanica ist eine Kennart der sonnig-warmen
Eselsdistel-Fluren an regelmäßig gestörten Stellen z.B. an Straßenböschungen, auf Schuttplätzen, dörflichen Ruderalfluren oder an Ackerrändern.
Nicht selten dringt er auch in lückige Halbtrockenrasen ein.
Die gut drainierenden Sand,- Schotter- oder leichten Lehmböden reagieren stark alkalisch bis neutral und sind mäßig bis relativ gut stickstoffversorgt.
V.a. in den Sommermonaten ist Trockenstress eine wiederkehrende Erscheinung.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur LegendeLicht (7)
Temperatur (7) Kontinentalität (4) Feuchte (3) Reaktion (8) Stickstoff (5)
Beschreibung: Der Deutsche Ziest ist eine variable, horstige und kurzlebige Staude. Oft verhält er sich wie eine Zweijährige und stirbt nach der ersten Blüte ab.
Im ersten Jahr bildet sie eine wintergrüne Rosette aus grau-weißen, filzig behaarten Blättern. Nach der Blüte im zweiten Jahr stirbt die Rosette meist ab, kann aber einzelne Tochterrosetten gebildet haben.
Die Stengelblätter an den wenig verzweigten, vierkantigen Blütentrieben sind oft schwächer behaart und erscheinen dann grau-grün. Das Laub enthält leichte Konzentrationen an ätherischen Ölen und wurde volksmedizinisch bei der Behandlung offener Wunden eingesetzt.
Die Blütenstände erreichen Höhen zwischen 40 und 90 cm. Sie erscheinen recht ausdauernd von Anfang Juni bis Anfang August. Die kleinen, rosa Lippenblüten stehen etagenartig angeordnet in Scheinwirteln.
Verwendungshinweise: Die gärtnerische Verwendung von Stachys germanica drängt sich nicht unmittelbar auf. Sicherlich sind v.a. die stärker weiß-filzig behaarte Varianten über das ganze Somerhalbjahr durchaus ansehnlich im Blattschmuck und auf den zweiten Blick reizend im Blütenstadium.
Dennoch steht Stachys germanica klar im Schatten des viel bekannteren
Woll-Ziest. Dessen Blattschmuck ist deutlich ausgeprägter, die Blütenstände mindestens ebenso zierend, er ist hervorragend bodendeckend und auch noch ausdauernd.
Dem Deutschen Ziest bleibt da tatsächlich nur die Suche nach einer Nische in Pflanzkonzepten, die sich betont an natürlichen, sonnig-warmen Ruderalfluren orientieren. Hier sorgt er z.B. zusammen mit Wermut
(Artemisia absinthium), Banater Kugeldistel
(Echinops bannaticus), Gemeiner Natternzunge
(Echium vulgare) oder Wilder Möhre
(Daucus carota) und Graukresse
(Berteroa incana) für glaubwürdige Situationen.
Im Versandhandel kann man mit etwas Engagement Topfware beziehen. Auch der Bezug von Saatgut ist nicht immer ohne Weiteres gewährleistet.
In milden Wintern bleibt das Laub grün. Die Samenstände sind strukturstabil, aber nur eingeschränkt winterzierend.
Kultur: Stachys germanica hält sich nur dort länger, wo er sich zuverlässig versamen kann. Dazu benötigt er offene Bodenstellen, die nicht gleich wieder von ausläufertreibenden oder stark versamenden Konkurrenten belegt werden.
Er selbst ist nicht gerade keimwütig, weshalb nur individuenreichere Bestände Aussicht haben, sich ausreichend selbst zu versamen. Dafür bleiben die Samen über Jahre keimfähig.
Für offene Bodenstellen sorgt der sorgende Betreuer idealerweise im Spätwinter oder im Vorfrühling. Der
Kaltkeimer könnte mit herbstlichen Störungen wenig anfangen, viele Konkurrenten dagegen schon.
Aussichtsreich ist die dauerhafte Kultur darüber hinaus nur in möglichst sonnigen, gerne wärmebegünstigten Situationen.
Leichte, tiefgründige Mineralböden mit guter Basenversorgung und wiederkehrendem Trockenstress sind gut geeignet.