Lilium martagon // Türkenbund-Lilie
Beschreibung
Naturstandort von Lilium martagon
Die Türkenbund-Lilie hat ein großes Verbreitungsgebiet, das von der iberischen Halbinsel über Mitteleuropa, dem Balkan, Kleinasien, die Kaukasusregion und Sibirien bis in den Westen Chinas. Im Osten Kanadas gilt sie als neophytisch eingebürgert. Ebenso auf den Englischen Inseln und in ganz Skandinavien .
In Deutschland fehlt Lilium martagon in der Nord-West-Deutschen Tiefebene und hat sehr zerstreute Vorkommen in der Ost-Deutschen Tiefebene. Der Vorkommensschwerpunkt liegt in den Mittelgebirgen und den Alpen.
Lilium martagon in einer absonnigen Almweide bei Bad Gastein zusammen mit Wiesen-Bärenklau, noch nicht blühendem Blauem Eisenhut und Weißem Germer
In Mitteleuropa kommt die Art von den Tieflagen bis in die alpine Stufe vor. Im Tiefland ist die schattenverträgliche Türkenbund-Lilie eine Kennart der Mull-Buchen-wälder frischer, mäßig stickstoffreicher und basenreicher bis schwach sauerer Standorte.
Im Bergland und Gebirge ist die Art auch in Grün-Erlen-Weidengebüschen in meist sonnenabseitigen Hanglagen auf frischen bis sickerfrischen, skelettreichen und tiefgründigen Lehmböden anzutreffen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (4) Temperatur (-) Kontinentalität (5) Feuchte (5) Reaktion (7) Stickstoff (5)
Optimal entwickeltes Exemplar am naturhaften Waldrand
Beschreibung
Lilium martagon ist eine sommergrüne Zwiebelpflanze, die je nach Lagegunst zwischen 40 und 140 cm Wuchshöhe erreichen, in Ausnahmefällen auch bis 180 cm. Die dunkel-grünen Blätter sind in charakteristischen Blattquirlen angeordnet. Der Wuchs ist straff aufrecht und unverzweigt.
Die purpur-rosé-farbenen Blüten erscheinen im Flachland ab Ende Mai bis etwa Ende Juni, mit zunehmender Höhenlage entsprechend später. Der Blütenduft ist v.a. in den Abendstunden ausgeprägt, da sie vorrangig von Nachtfaltern bestäubt werden.
Nach der Blüte verfällt sie rasch und zieht ein.
Die Knollen sind Bestandteil der traditionellen asiatischen Küche. Für Katzen scheinen Lilium martagon und ihre Verwandschaft dagegen in allen Teilen stark giftig zu sein und zu Todesfällen führen zu können.
Die weiß blühende Varietät wird erstaunlich selten verwendet:
Verwendungshinweise
Die Türkenbund-Lilie ist eine schöne Art für naturnahe, halbschattige Waldrandsituationen. Sie gedeiht und blüht zwar auch im Schatten von sommergrünen Laubbäumen, bleibt hier aber doch meist etwas kümmerlich.
Für naturhafte Bilder bieten sich eine ganze Reihe gartenwürdiger Begleiter des Naturstandortes an. Dazu gehören insbesondere der zeitgleich blühende Wald-Geißbart (Aruncus dioicus), Fiederblättrige Zahnwurz (Cardamine heptaphylla), Echter Seidelbast (Daphne mezereum), Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides), Waldmeister (Galium odoratum) und Frühlings-Platterbse.
Besonders auf dauerhaft frischen, nahrhaften Standorten entwickelt auch das Laub fast exotisch anmutende Qualitäten.
Die ebenfalls oft vegesellschaftete Wald-Segge (Carex sylvatica) duldet auf Dauer die zarteren Frühlingsblüher nicht. Für die wintergrüne Matrix greift man daher besser auf die ebenfalls standortgemäße Behaarte Hainsimse (Luzula pilosa) zurück. Sehr schön bringt auch eine Bettung des sommergrünen Flattergrases (Milium effusum) die Türkenbund-Lilie zur Geltung. Dessen Versamungsfreudigkeit ist allerdings mit "lästig" noch wohlwollend umschrieben.
Denkbar ist aber auch eine gebäudenahe Verwendung an absonnigen Mauern.
Im lichten Halbschatten auf frischen, mäßig stickstoff- und basenreichen Böden entwickelt sie sich mit etwas Glück zu einer prägenden Leitstaude während der Blütezeit. Leider übernimmt sie keine strukturgebende Funktion, da sie schon im Hochsommer einzieht und spät austreibt. Sie muss daher mit struktrustarken Partnern kombiniert werden, damit sie keine Lücken hinterlässt.
Manchmal ist der Hintergrund wichtiger, als die Pflanzung selbst.
Kultur
Lilium martagon ist leider ziemlich divenhaft und es lässt sich nicht sicher prognostizieren, ob sie einen Standort annimmt, auch wenn er scheinbar alle Voraussetzungen erfüllt.
Auch wo sie sich wohlfühlt, benötigt sie etwas Zeit bis zur vollständigen Etablierung und zum Erreichen ihrer ganzen Wuchsstärke, ist dann aber robust und konkurrenzfähig. Bis dahin benötigt sie aber einige Jahre Aufmerksamkeit. Im ersten Jahr schaft sie es kaum, über mittelhohe Waldgräser hinauszuwachsen. Eine Verwendung kommt daher nur für gut gepflegte Anlagen in Frage.
An zusagenden, konkurrenzarmen Standorten verwildert die Art, wird aber niemals lästig. Die Samen keimen unregelmäßig und träge und benötigen drei bis fünf Jahre bis zur ersten Blüte.
Die Zwiebeln kommen zur Herbstpflanzung, die etwas teureren Topfballen können auch im Frühjahr gepflanzt werden. Bei Zwiebelpflanzung sind aber oftmals recht hohe Ausfallraten zu erwarten, sodass mitunter nur die Hälfte, manchmal auch nur ein Drittel der Zwiebeln im Frühjahr tatsächlich austreibt. Möglicherweise sind Pilzverunreinigungen verantwortlich.
Insbesondere auf suboptimalen Standorten kann auch das Lilienhänchen - ein hübscher, roter Käfer bzw. merkwürdig schleimige Larven - fatale Fraßschäden hervorrufen.
Die Hybride 'Claude Shride' kommt deutlich plakativer daher.
Sorten:
Claude Shride: Hybride, purpurrote Blüte
Fairy Morning: rosa-orangene, braun gesprenkelte Blüten und orange-rote Staubblätter, bis 110 cm hoch, hybridisiert
Pink Morning: fleischfarben-rosa Blüten und orange-aprikot Staubblätter, bis 110 cm hoch, hybridisiert
Snowy Morning: Form mit weißen bis grünlich-weißen Blüten und orange-gelben Staubblättern, bis 100 cm hoch, möglicherweise wüchsiger als var. album, hybridisiert
var. album: Varietät mit weißen bis grünlich-weißen Blüten, schwachwüchsiger als die botanische Art aber relativ vital