Hesperis matronalis // Gewöhnliche Nachtviole, Matronenblume
Beschreibung
Naturstandort von Hesperis matronalis
Die Gewöhnliche Nachtviole ist eine Pflanze der europäischen und zentralasiatischen Kalk-Gebirge, wo sie von der Tallage bis zur sub-montanen Stufe gedeiht. In Mittel- und Nordeuropa sowie in weiten Teilen Nordamerikas ist sie neophytisch verbreitet.
In Deutschland ist Hesperis matronalis ein nahezu in allen Naturräumen zumindest nicht seltener, eingebürgerter Neophyt. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Mittelgebirgsregionen mit anstehenden Kalkgesteinen. In der Ostdeutschen Tiefebene ist sie noch recht stetig, dünnt nach Nord-Westen aber zunehmend aus.
Die Gewöhnliche Nachtviole in einer Frischwiesen-Situation.
Sie gilt als Kennartder montanen Grauerlen-Aue auf feuchten Sand- und Schotter-Rohböden.
Sie kommt zudem in feuchten Mädesüß-Hochstaudenfluren und im kontinentaler getöntem Tiefland an anthropogenen beeinflussten Sekundärstandorten wie halbschattigen oder absonnigen Giersch-Säumen an Gehölzrändern vor.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (6) Temperatur (5) Kontinentalität (6) Feuchte (7) Reaktion (7) Stickstoff (7)
Blütendetail
Beschreibung
Hesperis matronalis ist eine zweijährige bis kurzlebig-ausdauernde, lockere Horste bildende Art. Sie erreicht Wuchshöhen von 60-120 cm. Die violetten, v.a. in den Abendstunden süßlich duftenden Blüten erscheinen im Mai/Juni.
Die Selbstaussat erfolgt zumindest an Standorten mit offenen Bodenstellen recht sicher, allerdings nicht zwingend standorttreu.
In vorindustrieller Zeit wurden aus den Samen Senföl gewonnen, allerdings dürfte diese weniger ergiebige Verwendung recht bald hinter der Zierwirkung zurückgetreten sein. Bedeutsam war schon immer ihr abendlich/nächtlicher Blütenduft, der Nachtfalter und menschliche Nachtschwärmer betört.
In Kultur gedeiht die Gewöhnliche Nachtviole auch auf nur frischen Böden optimal.
Verwendungshinweise
Die Gewöhnliche Nachtviole wird als alte Heil-/Öl-Pflanze und aufgrund ihres lieblichen, abendlichen Blütenduftes in Bauern-, Kloster- und Duftgärten zu Recht gerne verwendet. Schöne Blütenbilder liefert sie hier z.B. mit der einjährigen Echten Kerbel (Anthriscus cerefolium).
In Rabatten kann sie gut als frühblühender Platzhalter für die noch nicht entfalteten Sommerstauden eingesetzt werden, der sich nach dem Blütenende leicht entfernen lässt und die Bühne frei macht.
Für naturidentische Säume bietet sich z.B. die zweijährige Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) als Blütenpartner an. Wem diese zu "wildkrautig" erscheint, kann auch auf die schwarz-rot-laubige Auslese 'Ravenswing' zurückgreifen. Auch der Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum) wird kaum noch als Zierpflanze eingesetzt, würde das Duo aber glaubwürdig ergänzen. Der Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus) im Hintergrund setzte dieser mutigen Pflanzung die Krone auf, müsste aber durch Wurzelsperren daran gehindert werden, den gesamten Platz früher oder später für sich alleine zu beanspruchen.
'Alba' bleibt etwas zierlicher als die Normalform.
Kultur
An die Kultur stellt die anpassungsfähige Art geringe Anforderungen. Lediglich wiederkehrender Trockenstress sollte vermieden werden.
Allerdings benötigt die kurzlebige Art regelmäßige Bodenverletzungen, um sich neu versamen zu können. Hilfsweise muss sich der Gärtner um die Etabllierung der Sämlinge kümmern, weshalb eine dauerhhafte Kultur letztlich nur in intensiver betreuten Anlagen möglich ist.
Die Aussaat kann unmittelbar nach der Samenreife erfolgen.
Nimmt direkt zum Ende der Hauptblüte einen tiefen Rückschnitt vor, induziert man bei ausreichender sommerlicher Wasserversorgung einen nennenswerten Zweitflor im August.
Sorten:
Alba: weiße Blüten, bis 100 cm hoch
Alba Plena: weiße, gefüllte Blüten
Sissinghurst White: weiße Blüten, bis 70 cm hoch