Viola odorata // Duft-Veilchen
Beschreibung
Naturstandort von Viola odorata
Das Duft-Veilchen stammt ursprünglich vermutlich aus dem Mittelmeerraum bis in den Kaukasus und den Norden des Irans. Es ist allerdings in mehreren Unterarten in praktisch ganz Europa schon so lange etabliert, dass es als urwüchsig gilt. Nur in Skandinavien und dem Baltikum und Spanien ist es lediglich neophytisch verbreitet. Auch in den USA, Mittel- und Südamerika ist die Art stellenweise eingebürgert.
In Deutschland ist Viola odorata generell häufig. In Schleswig-Holstein, im ostdeutschen Tiefland und in den südlichen Mittelgebirgsregionen dünnen die Vorkommen etwas aus.
Üppiger Bestand des Duft-Veilchens an der Böschung einer Dorfstraße.
Das Duft-Veilchen ist eine Kennart der stickstoffreichen Staudensäume an Wald- und Gebüschrändern. Besonders häufig tritt sie in den v.a. in Siedlungen weit verbreiten, oft ruderalisierten Knoblauchsrauken-Gesellschaften auf.
Es besiedelt licht halbschattige bis licht schattige Standorte auf sehr nahrhaften, frischen Böden. Bezüglich der Bodenreaktion ist es anspruchslos.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (5) Temperatur (6) Kontinentalität (7) Feuchte (8) Reaktion (-) Stickstoff (8)
Durch oberirdische Ausläufer bilden sich mit der Zeit teppichartige Bestände.
Beschreibung
Viola odorata ist eine in wintermilden Lagen wintergrüne Staude. Sie bildet 10 bis 15 cm hohe Rosetten, die durch Ausläufer mit der Zeit teppichartige Bestände bilden.
Die blau-violetten, seltener weißen, rosa oder sogar blass gelblichen Blüten erscheinen bereits ab Mitte März bis in den April. Die Blüten duften stark und sind essbar.
Es werden natürliche Hybriden gebildet mit Viola alba. Zusammen mit Viola suavis bilden diese drei Arten den züchterischen Duft-Veilchen-Komplex.
Von etwa 1850 bis etwa 1950 wurden diese Duft-Veilchen in Massen produziert und als duftende Assecoires und Tischdekorationen verwendet. Die meisten der in dieser Hochblüte gezüchteten Sorten sind mit dem raschen Niedergang der Duft-Veilchen-Kultur verloren gegangen bzw. haben durch die lange vegetative Vermehrung ihre Vitalität vollkommen eingebüßt.
Auch ihre damalige Bedeutung als winterblühende Zimmer-Topfpflanze haben sie mit dem - verständlichen - Siegeszug der Zentralheizung verloren.
Verwendungshinweise
Das Duft-Veilchen ist eine historische Kulturpflanze, die v.a. in Bauern-, Klostergärten und historischen Parkanlagen gut verwendet werden kann.
Als einer der frühesten heimischen Frühlingsblühern entwickelt sie insbesondere in mehrschürigen Mähwiesen oder in Parkrasen unter altem Baumbestand in großflächigem Einsatz reizvolle Bilder.
Neben der Verwendung in individuenreichen Beständen empfiehlt sich die Verortung der zarten Art in der Nähe von Wegen und Plätzen, um sie gebührend wahrnehmen zu können.
Die Sorte 'Alba' halb-verwildert am Gartenzaun
Kultur
Auf nahrhaften, frischen Standorten ist die Art trotz der geringen Größe sehr durchsetzungsfähig und benötigt praktisch keine gärtnerische Unterstützung.
Sie kann sogar im Unterstand von Brennnessel-Beständen vitale Bestände aufrecht erhalten.
Auf leichten, trockeneren Böden sowie in Hitzelagen ist das Duft-Veilchen dagegen meist unbefriedigend ausdauernd.
Neben der vegetativen Verbreitung ist auch die Versamung effektiv. Da Ameisen die Samen wegen des anhängenden Elaisoms verschleppen, können Duftveilchen rasch überall im Garten erscheinen.
Die Vermehrung aus Saatgut folgt den Regeln für Kaltkeimer.
Im Umfeld historischer Gebäude auf dem Lande findet man Viola odorata recht häufig.
Sorten:
Alba: wintergrün, rein-weiße Blüten
Baronne Alice de Rothschild: bis 20 cm hoch, wuchskräftig, blau-violette Blüten an langen Stielen
Coer d´Alsace: purpur-rosa Blüten, wüchsig, versamt sich im Reinbestand relativ farbecht
Donau: blau-violette Blüten an langen Stielen
Fred Morey: violett-rosa Blüten
Königin Charlotte: historische Sorte, vergrößerte blau-violette Blüten, nennenswerte Nachblüte im Oktober, robuster Handelsstandard, sortenechte Versamung, auch als 'Schneekönigin' oder 'Eismeer' im Handel
Lydia Groves: zart-rosa Blüten
Melanie: himbeerfarbene Blüten, mehr oder weniger sortenecht versamend
Panachee: zweifarbig blauviolett-weiße Blüten
Red Charme: hell purpur-rote Blüten, gut wintergrün, wüchsig, nicht farbecht versamend
Reine de Neiges: blass-blau aufblühend, später weiße Blüten, nennenswerte Nachblüte im Oktober, versamt sich im Reinbestand mehr oder weniger farbecht, robust und wüchsig
Royal Wedding: Mutation von 'Königin Charlotte', rein weiße Blüten, nennenswerte Nachblüte im Oktober, robust, sortenechte Versamung
Rubra: kräftig purpur-rote Blüten, nennenswerte Nachblüte im Spätsommer
Sulphurea: apricot-gelbe Blüten, schwachwüchsig, sommergrün, kaum duftend, sortenechte Versamung