Veronica longifolia (Pseudolysimachion longifolium) // Langblättriger Blauweiderich
Beschreibung
Naturstandort von Veronica longifolia (Pseudolysimachion longifolium)
Der Langblättrige Blauweiderich hat einen ost-europäischen bis ost-asiatischen Verbreitungsschwerpunkt, kommt aber auch in West- und Mitteleuropa in den Stromtälern der Flüsse des Tief- und Hügellandes vor.
In Deutschland konzentrieren sich die Vorkommen auffällig auf die Stromtäler der Norddeutschen Tiefebene mit Nebenvorkommen am Oberrhein und den Flussauen des Bayerischen Waldes. In der Schweiz gibt es lediglich urwüchsige Einzelpopulationen des Alpen-Südrandes sowie einzelne Verwilderungen im Mittelland und im Wallis.
Veronica longifolia in einer feuchten Staudenflur im Odertal mit Mädesüß und Schlangen-Knöterich
Die wärmeliebende Veronica longifolia ist eine Kennart der kontinental geprägten, feuchten Mädesüß-Hochstaudenfluren in den Talauen von Flüssen und Strömen. Sie findet sich hier aber auch in einschürigen Frisch- und Feuchtwiesen ein.
Die Standorte sind mehr oder weniger nahrhaft und basenreich, wechselfeucht und voll-sonnig bis licht halbschattig. Die Einstufung als Vertreterin feuchter bis nasser Standorte spiegelt sich in der überraschenden Trockenheitstoleranz der Art nicht recht wieder. In Frankreich wird Veronica longifolia entsprechend mit frischen Standorten (Feuchtestufe 5) assoziiert.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (6) Kontinentalität (7) Feuchte (8) Reaktion (7) Stickstoff (6)
Wildbestand mit erkennbarem Ausbreitungsdrang an einem Straßengraben im Odertal. Im Sommer 2018 war der Standort ab Mitte April mäßig trocken, was dem Bestand offensichtlich keine Mühe bereitete.
Beschreibung
Der Langblättrige Blauweiderich ist eine 80 bis 100 (120) cm hohe, sommergrüne und horstige Staude. Mit der Zeit breiten sich die Horste der Wildart durch kriechende Rhizome spürbar aus. Die Auslesen werden meist nicht alt genug, um nennenswertes Breitenwachstum zu zeigen.
Die mittel-blauen, mitunter leicht violettstichigen Blütentrauben erscheinen von Anfang Juni bis Mitte Juli, nach Rückschnitt auch mit Nachflor im September.
Die jüngste Wendung in der Bezeichnung der Art lautet auf "Veronica maritima". Es ist aber auch "Pseudolysimachion maritimum" in Verwendung.
Einige Sorten sind unter Beteiligung des niedrig-kompakten Ährigen Blauweiderichs entstanden.
An Kulturstandorten kommt Veronica longifolia erstaunlich gut mit etwas trockeneren Bedingungen zurecht, auch wenn sie hier nicht ausdauernd ist. Hier harmoniert sie z.B. mit Trockenkünstlern wie Artemisia ludoviciana und Hypericum perforatum.
Verwendungshinweise
Veronica longifolia ist eine beliebte Staude der Rabatten und Bauerngärten. Sie hat v.a. ein schönes Blütenblau zu bieten, während ihre Gesamterscheinung durch nicht immer überzeugende Standfestigkeit leider häufiger unstrukturiert daher kommt.
Hilfreich ist es daher, wenn sie im Verbund mit anderen mittelhohen Stauden und Gräsern stehen darf. Am interessantesten wirkt sie an naturhaften Gewässerufern und in Feuchtbeeten oder in einmalig im Spätsommer gemähten Frisch, Feucht oder Nasswiesen.
Idealerweise orientiert man sich bei den Pflanzpartnern am Naturstandort und wählt neben der unverzichtbaren Filipendula ulmaria z.B. Geranium palustre, Thalictrum flavum, Angelica sylvestris, Euphorbia palustris, Lythrum salicaria, oder Sanguisorba officinalis um aus der langen Liste der gartenwürdigen Vertretern der feuchten Hochstaudenfluren nur einige zu nennen.
Blühfreudiges, standörtlich nicht sonderlich stimmiges Ensemble am frischen Gehölzrand mit Centaurea jacea und im Hintergrund Valeriana alliariifolia sowie Telekia speciosa
Kultur
Auf dauerhaft frischen bis nassen, nahrhaften Böden ist die Art recht konkurrenzfähig, wobei eine direkte Kombination mit expansiven, hochwüchsigen Sumpfstauden vermieden werden sollte.
Für die Auslesen der Art kommt eine solche naturnahe Verwendung nicht in Frage, da sie wenig ausdauernd sind und oft schon im zweiten Standjahr massiv an Vitalität einbüßen. Viele Auslesen sind zudem nicht sonderlich winterhart.
In Kultur werden auch kürzere Trockenstressphasen überstanden. Sie sind der Vitalität zwar nicht zuträglich, wenn man in einem trockenen Sommer mal zwei Wochen nicht zum Wässern kommt, ist dies aber kein Drama.
Nach der Blüte werden die Horste unansehnlich und zumindest in der Rabatte empfiehlt sich ein Rückschnitt. Die Pflanzen treiben dann kompakt wieder aus.
'Pink Damask' gilt als wenig vital und wenig ausdauernd, obwohl sie sich anfänglich sehr gut entwickelt.
Sorten:
Blauriesin: 60-80 cm hoch, blaue Blüten ohne Violettanteile, geringe Winterhärte, mäßig vital und eher kurzlebig (entbehrliche Sorte)
Blue John: 50-80 cm hoch, gut standfest, dunkel violett-blau, mäßig vital, gut winterhart (gute Sorte)
Dark Maetje: 40-70 cm hoch, dunkel violett-blaue Büten, gut standfest, geringe Winterhärte, gering vital und eher kurzlebig (entbehrliche Sorte)
Lila Karina: 40-60 cm hoch, hell-lila Blüten, mäßig standfest, mäßige Winterhärte, gering vital und eher kurzlebig (entbehrliche Sorte)
Pink Damask: 40-60 cm hoch, hell-lila Blüten, wenig standfest, geringe Winterhärte, gering vital und eher kurzlebig (entbehrliche Sorte)
Schneeriesin: 60-80 cm hoch, rein-weiße Blüten, geringe Winterhärte, gering vital und eher kurzlebig, standschwach (entbehrliche Sorte)
Beurteilungen auf Basis der Ergebnisse der Staudensichtung des AK Staudensichtung
Naturidentischer Einsatz am Gewässerrand