Naturstandort von Ulex europaeus: Der Europäische Stechginster kommt schwerpunktmäßig entlang der atlantisch geprägten Regionen von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Großbritannien bis in die Niederlande vor. Im Mittelmeerraum liegt die östliche Verbreitungsgrenze der urwüchsigen Populationen in
Italien.
Ulex europaeus tritt in den wintermilden Klimaten auf allen Kontinenten als nicht selten aggressiver Neophyt auf.
In
Deutschland gilt der Europäische Stechginster als eingebürgerter Neophyt v.a. in der westlichen Hälfte der Norddeutschen Tiefebene. Es gibt weitere, unbeständige Vorkommen im östlichen Tiefland und in den nördlichen Mittelgebirgsregionen. In der
Schweiz verwildert er gelegentlich im Mittelland und gilt im Tessin punktuell als eingebürgert.
Alter, kräftig entwickelter Ulex europaeus
Der lichtliebende Europäische Stechginster besiedelt vorrangig subatlantische
Brombeer- und
Besenginster-Gebüsche auf nährstoffarmen, sauren Sandböden. Sie sind oft den sonnenexponierten Rändern von Eichenmischwäldern vorgelagert.
In den Küstenregionen kommt er aber auch stetig in Heideflächen und den entkalkten, salzfreien Graudünen vor.
Die Wasserversorgung ist auf sehr leichten Böden mäßig-trocken, auf grundwassernahen Standorten z.B. in Dünentälern aber auch dauerhaft frisch bis feucht.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur LegendeLicht (7) Temperatur (6) Kontinentalität (1) Feuchte (5) Reaktion (3) Stickstoff (2)
Im Herbst erscheint auf frischen Standorten oft eine schwächere Nachblüte.
Beschreibung
Ulex europaeus ist ein sommergrüner Strauch mit sparrigem, etwas amorphen Wuchs. Durch die extrem dicht stehenden dunkel-grau-grünen Dornen wirkt die Art aber immergrün. Die gefiederten Laubblätter bleiben spärlich und prägen den Habitus nicht sonderlich.
Die trägwüchsige Art errreicht Wuchshöhen zwische 80 und 120 cm, alte Exemplare können auch fast 200 cm Höhe erreichen.
Die gelben Schmetterlingsblüten erscheinen zahlreich von Anfang Mai bis Mitte Juli. Eine Nachblüte im Herbst, teilweise bis in den Frühwinter ist in atlantischen Regionen nicht unüblich.
Wie die meisten Hülsenfrüchtler sammelt auch Ulex europaeus mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff, der sich im Wurzelraum anreichert.
Die gesamte Pflanze ist stark giftig, wird aber auch medizinisch verwendet.
Verwendungshinweise
Ulex europaeus ist eine sonderbare Erscheinung, die zwischen "hässlich" und "bizarr" pendelt. Der strukturlose Habitus lässt den Betrachter etwas ratlos zurück. Hilfreich ist ein gelegentlicher Rückschnitt, der zu kompakteren, klareren Wuchsformen führt. Auf der anderen Seite ist ein von tief-gelben Blüten überzogener Ulex-Busch ein durchaus reizvoller Anblick.
Am überzeugendsten kommt die Art als Solitär oder in lockeren Solitärgruppen in weiträumigen Heidegärten zur Geltung. Am Naturstandort ist er hier v.a. mit
Calluna vulgaris und
Cytisus scoparius vergesellschaftet.
An der Ästhetik des Stechginsters scheiden sich die Geister.
Der Europäische Stechginster ist gut schnittverträglich und kann zu kompakten Formschnitten erzogen werden. V.a. in betont dynamisch-naturhaften, steppenartigen Anlagen können solche Formen ein spannungsreiches Widerlager als Zeichen der Kontrolle und Statik bilden.
Als Formschnitt ist die Art auch als Kübelpflanze für Terrassen- und Balkongärten geeignet, der Wurzelballen sollte allerdings nicht vollständig durchfrieren und die Bewässerung muss im Winter - reduziert - fortgesetzt werden.
Mitunter wird der Europäische Stechginster auch zur Entwicklung unüberwindlicher Einfriedungen verwendet, seltener in pflegeleichten öffentlichen Grünanlagen.
Die Bewehrung ist in jedem Falle furchteinflößend.
Kultur
Ulex europaeus ist in möglichst sonnigen Lagen ausgesprochen anspruchslos. Nach der Etablierung sorgt die tiefreichende Pfahlwurzel und die verdunstungsoptimierte Blatt-Dornenstruktur zumindest in atlantischen Regionen mit hohen Sommerniederschlägen auch auf leichten Sandböden für eine Unabhängigkeit von künstlicher Bewässerung. Allerdings sind die in kontinentalen Regionen häufiger auftretenden sommerlichen Hitze- und Trockenphasen auf leichten Böden der Vitalität dann doch abträglich.
Generell werden leichtere Mineral-Böden bevorzugt, in Kultur gedeiht die Art aber auch auf lehmigen Böden. Sie wirkt hier allerdings oft deplaziert, weil die Begleitflora nicht recht zum erwarteten Lebensraumbild der Art passen will. Auf kalkhaltigeren Böden entstehen Chlorosen.
Der Europäische Stechginster ist etwas frostempfindlich und friert v.a. in kontinentalen Gebieten mit den häufiger auftretenden Tieffrostphasen regelmäßig bodentief zurück. Er treibt meist willig wieder aus, bleibt dadurch aber niedrigwüchsig.
Im atlantischen Tiefland neigt die Art zur willigen Versamung, ist aber im Garten gut zu kontrollieren.
Jungpflanzen mit Erica arborea im Hintergrund