Tilia cordata // Winter-Linde, Stein-Linde
Beschreibung
Naturstandort von Tilia cordata
Die Winter-Linde ist in ganz Europa heimisch und streicht im westlichen Asien aus.
In Deutschland ist Tilia cordata nahezu flächendecken verbreitet. In der nordwestlichen Tiefebene und im Alpenvorland dünnen die Vorkommen etwas aus.
Sie ist eine Kennart der Eichen-Hainbuchen-Wälder mit Vorliebe für die trockeneren, wärmebegünstigten Ausprägungen.
Tilia cordata mit Blütem und Samen gleichzeitig
Die Standorte sind oft schwere Böden in sommertrockenen Lagen mit unausgeglichenem Luft- und Wasserhaushalt, die es der Buche erschweren, dominante Bestände aufzubauen.
Tilia cordata ist zudem stetig in den selten überfluteten Teilen von Hartholzauen, in bodensauren Eichen-Mischwäldern und basenärmeren, mäßig nahrhaften Blockschutthalden auf süd-exponierten, montanen Hängen.
Die wärmeliebende Art ist vorrangig in den Tiefebenen und der collinen Stufe anzutreffen
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (5)
Temperatur (5) Kontinentalität (4) Feuchte (5) Reaktion (-) Stickstoff (5)
Es würde nicht wundern, wenn diese Winter-Linde kurz nach der Errichtung des Klosters von Angermünde gepflanzt worden wäre.
Beschreibung
Tilia cordata ist ein sommergrüner Baum mit im Alter hochgewölbter Krone. Sie erreicht Wuchshöhen von bis zu 30 m und Breiten von bis zu 20 m.
Die Winter-Linde ist langlebig. 300 Jahre alte Exemplare sind auf guten Standorten in der Regel noch vital und wüchsig. Die Zerfallsphase beginnt dann erst nach 400 oder 450 Jahren einzusetzen. Sie können dann Stämme mit deutlich über 10 m Umfang gebildet haben.
Die Winter-Linde ist eines der bedeutsamsten Gehölze der Renaissance und des Barock. Sehr schön, wie der Efeu hier für eine Winterkrone sorgt.
Die gelblich-weißen Blüten im Juli sind eher unauffällig, duften aber ausgesprochen süßlich. Die Samenstände bleiben noch bis in den Winter haften.
Das Laub verfärbt sich im Herbst zierend gold-gelb.
Tilia cordata ist eine bedeutende Bienentracht und wird als Tee bei Erkältungskrankheiten eingesetzt.
Mit der ähnlichen, etwa zwei Wochen früher blühenden Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) wird die Hybride "Tilia europaea" mit intermediären Eigenschaften gebildet. Für die Artbestimmung ist dies etwas beschwerlich. Ein zuverlässiges Merkmal sind die reifen Früchte, die sich bei Tilia cordata zerdrücken lassen, bei Tilia platyphyllos jedoch nicht.
Verwendungshinweise
Die Winter-Linde ist zusammen mit der Sommer-Linde einer der kulturhistorisch bedeutsamsten Bäume Mitteleuropas. Er findet in zahlreichen Einsatzbereichen Verwendung.
In ländlichen Regionen ist er ein traditioneller Haus- und Alleebaum, in Innenstädten einer der wichtigsten Straßenbäume.
Winter-Linden stehen an Kirchen, auf Gutshöfen und in Parkanlagen. Die schnittverträgliche, ausschlagsfreudige Art wird hier traditionell als Kopfbaum geschnitten.
Daneben gibt es einige historische Sonderformen, von denen die "Tanzlinde" vielleicht die bemerkenswerteste ist. Dabei wird um eine zentral stehende Linde in etwa 3 m Höhe ein Tanzboden mit seitlichem Fallschutz eingezogen, der vom Astwerk umwachsen wird.
Es ist auch möglich, Linden als Heckenelemente für hohe Schnitthecken zu beziehen. Im Gegensatz zu den üblicheren Hainbuchen oder Rot-Buchen sind diese im Winter aber nicht blickdicht.
Sie wird in historischen Anlagen sehr gerne beschnitten kultiviert.
Kultur
Die Art ist bezüglich der Standortbedingungen sehr anspruchslos. Sie kommt mit stadtklimatischen Belastungssituationen, Hitzestandorten, sommerlicher Trockenheit (nach der Etablierung) und Staufeuchte, mit leichten wie schweren Böden und sauren bis alkalischen Reaktionen zurecht.
Durch Blattlausbefall sind Standorte im Traufbereich der Winter-Linde zumindest bei Trockenstress von Honigtau-Absonderungen betroffen. Unter Tilia platyphyllos ist der Effekt allerdings deutlich stärker. Frei von Honigtau und gut stadtklimaverträglich ist Tilia tomentosa, die nicht ganz so häufig eingesetzt wird.
Die Herbstfärbung ist nicht überragend, aber sehr sympathisch.
Sorten:
Erecta: 17/11 m hoch/breit, kompaktere Krone, wenig Blattlausbefall, guter Straßenbaum, im Handel auch unter dem Synonym "Böhlje"
Greenspire: 19/11 m hoch/breit, recht schlanke, kompakte Krone, merkliche Honigtauabsonderung, bewährter Straßenbaum
Lico: 5/3 m hoch/breit, sehr trägwüchsig, sehr kompakte Krone
Rancho: 12/6 m hoch/breit, recht schlanke, kompakte Krone, trägwüchsig, geringe Honigtauabsonderung, bewährter Straßenbaum
Roelvo: 12/8 m hoch/breit, etwas unregelmäiger Kronenaufbau, trägwüchsig, geringe Honigtauabsonderung, bewährter Straßenbaum