Stipa pulcherrima (Stipa barbata) // Großes Reiher-Federgras
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Stipa pulcherrima
Das Große Reiher-Federgraskommt vom Nord-Westen Afrikas und die iberische Halbinsel bis Mittel- und Osteuropa, über den Balkan nach Kleinasien, den Kaukasus und das westliche Sibirien in verschiedenen Unterarten vor. Das Reiher-Federgras tritt vorrangig in den Tiefebenen und im Hügelland auf.
In Deutschland ist die Art extrem selten und nur in den ausgesprochenen Trockengebieten im Regenschatten von Vogesen, Eifel, Spessart, Thüringer Wald und Harz sowie der Fränkischen Alb anzutreffen. Im Osten Brandenburgs bestehen noch wenige Einzelvorkommen im Odertal. Je nach Unterart gilt Stipa pulcherrima als stark gefährdet oder sogar als vom Aussterben bedroht.
Junge Blütenphasen von Stipa pulcherrima in naturhafter Kombination mit Dianthus carthusianorum, Galium x pomeranicum und Anthemis tinctoria
Das Reiher-Federgras ist eine Kennart der Kontinentalen Federgras-Steppen auf südexponierte Hängen über basenreichen und sehr durchlässigen Sand- und leichten Lehmböden. Stipa pulcherrima zeigt hier die extrem stickstoffarme und extrem trockenen Ausprägungen an.
Als wärmebedürftige und sehr hitzeverträgliche Art kommt sie vereinzelt zudem in submediterranen Trockenrasen vor.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (9) Temperatur (8) Kontinentalität (7) Feuchte (1) Reaktion (8) Stickstoff (1)
Mächtiges Exemplar im Übergang zur Samenreife
Beschreibung
Stipa pulcherrima ist ein sommergrünes Horstgras mit elegant bogigen Wuchs und einer Höhe von 80 bis 100 cm. Die in der Regel gehandelte Varietät "Stipa pulcherrima var. nudicostata" hat bläulich-grau-grünes Laub. Das Erscheinungsbild nimmt durch den Wandel der Blüten und Samenstände von Mai bis Ende Juli einen ungewöhnlich abwechslungsreichen Verlauf.
Die lockeren, großen und schweifartig überhängenden Blütenrispen sind silbrig-grünlich und erscheinen ab Ende Mai/Anfang Juni.
Zur Samenreife erreicht die Zierwirkung ihren Höhepunkt.
Von Mitte Juni bis Ende Juli zeigen sich die extrem lang begrannten, silbrig-strohigen Samen. Die an Reiherfedern erinnernden Grannen dienen der Windverbreitung. Die Samen selbst weisen einen sehr effektiven Widerhaken zur Verbreitung im Fell von Tieren auf.
Der lange Samenstiel verdreht sich außerdem auffällig korkenzieherartig beim Eintrocknen und bohrt damit erstaunlich effektiv den Samen mit der harten Spitze in den Erdboden.
Sehr ähnlich ist das zierlichere Rossschweif-Federgras (Stipa tirsa). Das Südliche Reiherfedergras (Stipa barbata) ist allerdings noch schwieriger zu unterscheiden und im Handel erhält man stattdessen regelmäßig Stipa pulcherrima var. nudicostata geliefert.
Samenstände in Auflösung: Silber-Perowskie, Fenchel und Riesen-Federgras kondolieren im Hintergrund
Verwendungshinweise
Das Große Reiher-Federgras ist eines der ansprechendsten Horstgräser für trocken-warme Steppenanlagen und mediterrane Gärten. Es kommt v.a. als Solitär sehr gut zur Geltung. Eindrucksvoll ist es aber auch als Aspektbildner in weitflächiger Verwendung.
Leider zerfallen die Blütenrispen bereits im Hochsommer und die meisten Unterarten wirken struppig. Größere Gruppen oder Bestände vermitteln dann einen abgestorbenen Eindruck. Die handelsübliche Varietät "Stipa pulcherrima var. nudicostata" bleibt im Laub meist ganzjährig ansehnlich und ist generell die ästhetisch überlegene Wahl.
Die Grannen lassen sich sehr gut in Trockensträußen verwenden. Es ist zwar zu schade, sie aktiv von den Pflanzen zu entfernen, aber wenn sie sich gelöst haben ist ein günstiger Zeitpunkt gekommen.
Nach der Samenreife machen die meisten Unterarten bis zum Neuaustrieb im Herbst einen abgestorbenen Eindruck. Die Kombination mit Stachys byzantina und Santolina chamaecyparissus fängt das Problem hier ganz gut ab.
Kultur/Pflege von Stipa pulcherrima
Die Standorte sollten vollsonnig, trocken-warm und möglichst nährstoffarm sein. Auf gut drainierten, gerne tiefgründigen Lockerböden benötigt die Art dann wenig gärtnerische Unterstützung.
Stickstoffreichere Böden werden zwar in üppiges, dennoch natürlich wirkendes Wachstum umgesetzt. Der Druck durch wüchsigere Begleiter oder Wildkräuter ist dann aber hoch und Schattendruck verdrängt die Art ohne tätige Hilfe früher oder später.
Die Pflanzen entwickeln sich etwas träge, es dauert durchaus 3-5 Jahre, bis die Endgröße erreicht wird. Dafür sind sie vergleichsweise langlebig.
Sehr ungünstig sind Bodenverdichtung und höhere Humusanteile. Das Wurzelwerk und damit die ganze Pflanze kümmert hier.
Selbstversamung ist kaum zu beobachten. Es empfiehlt sich die Vorkultur (Kaltkeimer).
Sorten:
var. nudicostata: das Reiherfedergras, das im Handel oft auch unter "Stipa barbata" erhältlich ist. Ganzjährig ansehnliches, blau-grau-grünes Laub