Stipa capillata // Büschelhaargras, Haar-Pfriemengras
Beschreibung
Naturstandort von Stipa capillata
Das Büschel-Haargras ist von Süd-Frankreich, Mitteleuropa, den Balkan, Osteuropa, Kleinasien und den Kaukasus über Sibirien bis China verbreitet.
In Deutschland besiedelt Stipa capillata nur noch die Trockengebiete im Tief- und Hügelland im Regenschatten der Mittelgebirge und im kontinentalen Osten Brandenburgs. In der Schweiz ist es nur im Wallis und vereinzelt in den Ost-Alpen heimisch. Es steigt hier bis in montane Höhenlagen auf.
Massenbestand von Stipa capillata am Südhang des Großen Rummelsberg bei Brodowin.
Das Büschelhaargras wächst auf ausgesprochen stickstoffarmen Kalksanden, stark drainierten, sandigen Kalk-Lehmböden sowie auf flachgründigen Kalk-Schotterböden.
Es ist ein prägendes Element der trocken-warmen, extrem kontinental geprägten Pfriemgras-Steppen. Vereinzelt tritt die Art auch in submediterranen Trockenrasen auf. Die Standorte sind ausgesprochen stickstoffarm, vollsonnig bis sonnig und stark wärmebegünstigt.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (7) Kontinentalität (8) Feuchte (2) Reaktion (8) Stickstoff (2)
Die steifen Samenstände eignen sich hervorragend für Rauhreif-Impressionen.
Beschreibung
Stipa capillata ist ein sommergrünes, horstiges Gras von 80 (100) cm Höhe. Die Blüten stehen in lokeren, großen Ähren und erscheinen im Juli.
Die Samenstände sind den Winter hindurch strukturstabil und zierend. Sie erscheinen straff aufrecht und haben keine Ähnlichkeit mit den Blütenständen.
Eindrucksvoll im Gegenlicht auf etwas nahrhafterem Boden. Im Vordergrund stehen standörtlich perfekt abgestimmt Golddistel und Steppen-Lieschgras.
Verwendungshinweise
Die sehr lockeren, amorph-wolkigen Blütenstände des Büschelhaargrases sind v.a. vor ruhigen Hintergründen in ihrem filigranen Reiz zu erfassen.
Es gibt insgesamt Pfriemgräser mit stärkerer Sommerwirkung, aber nur wenige mit ähnlich aparter Winterstruktur. Kongenial ergänzt es sich in dieser Hinsicht mit dem kurzzeitg spektakulären Reiher-Federgras (Stipa pulcherrima).
Beginn der Blütenphase.
Stipa capillata kann sehr gut in naturhaften Sand- und Felssteppen-Rasen oder lückigen Kiesgärten eingesetzt werden. Es ist hier auch als bestandsbildende Matrix funktionsfähig. Allerdings wirken dichte Massenbestände meist etwas unordentlich und sind für das Auge schwer zu fassen. Günstiger sind lockere Anordnungen mit deutlichen Abständen zwischen den Horsten.
Es ist häufig mit Festuca valesiaca, verschiedenen anderen Stipa-Arten, Veronica spicata, Adonis vernaliss, Allium sphaerocephalon oder Eryngium campestre vergesellschaftet. Allesamt empfehlen sie sich auch für die Kombination in Kultur.
In größeren Kübeln ist das Büschelhaargras eine schöne, innovative Ergänzung in Mischbepflanzungen.
Stipa capillata mit Rispen-Flockenblume am Garzer Schrey in Nord-Osten Brandenburgs.
Kultur
Auf extrem trockenen und armen, vollsonnigen Standorten ist Stipa capillata konkurrenzfähig und benötigt kaum gärtnerische Unterstützung.
Auf nahrhafteren Standorten wird die lichtliebende Art hoch und kräftig, bleibt aber strukturstabil. Im Verbund mit anderen, nicht-expansiven Stauden und Gräsern kann das Büschelhaargras auch hier mit vertretbarem Aufwand auf mittleren Standorten kultiviert werden.
Wo ausreichend offene Bodenstellen vorhanden sind, versamt sich das Büschelhaargras recht willig, wird aber nicht lästig. Eine Vorkultur ist nicht erforderlich, kann aber umgehend nach der Samenreife vorgenommen werden, da kein Kältereiz verlangt wird.
Zur Vollblüte im Morgentau: unter etwas milderen Kulturbedingungen ist die Entwicklung auf natürliche Weise prächtig.