Naturstandort von Stachys officinalis (Echter Ziest): Stachys officinalis kommt vereinzelt in Gebirgsregionen Nord-West-Afrikas und der Iberischen Halbinsel vor, hat seinen Verbreitungsschwerpunkt aber in Mitteleuropa vom Hügelland bis in alpine Höhenlagen
(Karte der europäischen Verbreitung).
Nach Osten reichen die Vorkommen über den Balkan, die Türkei und den Kaukasus bzw. ganz Osteuropa bis Zentral-Russland
(Karte der Gesamtverbreitung).
In Deutschland fehlt der Echte Ziest in der Nord-West-Deutschen Tiefebene weitgehend, im Nord-Osten ist er etwas stetiger. In den übrigen Regionen ist er weit verbreitet.
Echter Ziest in einer Magerweide im Alpenvorland
Der Echte Ziest besiedelt eine Vielzahl von Lebensräumen und Pflanzengesellschafte, deren gemeinsamer Nenner immer eine geringe bis sehr mäßige Stickstoffversorgung, ein mehr oder weniger hoher Lichtgenuss und in der Regel eine stark schwankende Wasserversorgung ist.
Stachys officinalis ist eine Charakterart der Pfeifengraswiesen und kommt regelmäßig in wechselfeuchten, basenarmen Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden auf Silikat- und Niedermoorböden, in wechselfeuchten Magerrasen, wechselfeuchten, bodensauren Eichenmischwäldern auf Sandböden und wechselfeuchten, mageren Staudensäumen vor.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur LegendeLicht (7) Temperatur (6) Kontinentalität (5) Feuchte (-) Reaktion (-) Stickstoff (3)
Zusammen mit Kohl-Kratzdistel und vereinzelten Wald-Witwenblumen an einem wechsel-sickerfeuchten Steilhang in den österreichischen Alpen
Beschreibung
Stachys officinalis ist eine sommergrüne, horstige Staude von 40 bis 60 cm Höhe. Die rosa Blüten stehen in Scheinähren an langen Stielen. Die Hauptblütezeit erstreckt sich von Juni bis Ende Juli, bei Mahd/Rückschnitt auch mit Nachblüte bis in den September hinein.
Die Samenstände sind strukturstabil und geben Pflanzungen auch im Winter eine Struktur.
Mitunter wird auch "Betonica officinalis" als korrekte wissenschaftliche Bezeichnung angesehen. Die Art wird unter diesem Namen aber nicht gehandelt.
Verwendungshinweise
Der Echte Ziest kommt v.a. in größeren Beständen in naturhaften Wiesen und von Gräsern dominierten Staudensäumen oder unter sehr lichten Baumgruppen schön zur Geltung.
Eine ungewohnte, an natürliche Borstgrasrasen der Gebirgslagen erinnernde Kombination würde z.B. auf Arnika
(Arnica montana), Berg-Nelkenwurz
(Geum montanum), Bärwurz
(Meum athamanticum), die selten verwendete Bärtige Glockenblume
(Campanula barbata) oder das Gemeine Katzenpfötchen
(Antennaria dioica) zurückgreifen.
Aufgrund seiner Verwendung als traditionelle Heilpflanze sollte der Echte Ziest auch in Kloster- und Bauerngärten nicht fehlen.
Die haltbaren Samenstände erscheinen im Flachland schon ab Anfang August.
Kultur
Die Art ist auf allen mageren, mäßig trockenen bis wechselfeuchten und vollsonnigen bis sehr licht halbschattigen Standorten konkurrenzfähig und benötigt kaum gärtnerische Unterstützung.
Eine jährliche Mahd der Standorte mit Abfuhr der Streu ist hilfreich, weil es Gehölzaufkommen unterbindet und der Nährstoffanreicherung entgegenwirkt.
Eindrucksvoller Massenbestand am naturhaft gestalteten, sonnigen Waldrand
Sorten:
- Alba: wie die Art, mit rein weißen Blüten
- Rosea: wie die Art, mit hell-rosa bis zart-rosa Blüten (im Handel oftmals als "Stachys monnieri 'Rosea')
- Rosea Compacta: hell-rosa Blüten und breitwüchsiger, niedriger Wuchs von weniger als 20 cm Höhe
'Alba' hält sich strikt an ihren Sortennamen und bietet schneeweiße Blüten.