Sempervivum tectorum // Dach-Hauswurz
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Sempervivum tectorum
Die Dach-Hauswurz kommt in verschiedenen Unterarten vom nord-westafrikanischen Atlas-Gebirge über die Pyrenäen bis zu den Alpen und Teilen des Balkans vor. In Skandinavien und dem östlichen Mitteleuropa ist sie neophytisch eingebürgert.
In Deutschland gibt es zerstreute natürliche Vorkommen im Hunsrück und den bayerischen Alpen. Ansonsten ist sie insbesondere in den Mittelgebirgsregionen vielerorts unbeständig eingebürgert. In der Schweiz ist die Haus-Dachwurz insbesondere im Wallis häufig, ansonsten stetig im Tessin, den Ost- und Voralpen sowie im Jura-Umfeld anzutreffen.
Sempervivum tectorum am sonnigen Fuß einer Trockenmauer
Sempervivum tectorum wächst auf vollsonnigen, trocken-warmen Fels- und Fels-Schotterstandorten. Sie bevorzugt basenarme Substrate in atlantisch geprägten Klimaten, die sowohl stickstoffarm wie nahrhaft sein können. Sie scheut aber auch nicht davor zurück, sich gelegentlich in Pionier-Karstfluren auf Kalkfelsen zu zeigen.
Als Sekundärbiotop werden gerne alte, trocken-warme Natursteinmauern genutzt.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (-) Kontinentalität (2) Feuchte (2) Reaktion (4) Stickstoff (-)
Unter den Dachwurzen bietet Sempervivum tectorum den beeindruckendsten Blütenstand.
Beschreibung
Sempervivum tectorum ist eine immergrüne Sukulente, die auf armen Böden 4 cm, auf reichen Böden aber auch 15 oder gar 20 cm im Durchmesser erreichende Rosetten entwickelt. Sie wächst auf weniger stressgeplagten Standorten durch zahlreiche, lange Ausläufer mit Tochterrosetten mehr bodendeckend denn polsterartig.
Nach einigen Jahren treiben die Rosetten einen je nach Standortbedingun kräftigen, 10-30 (50) cm hohen Blütenstand mit purpur-rosa Sternblüten. Die Blütezeit liegt im Juli/August. Nach der Blüte stirbt die betroffene Rosette ab.
Ähnlich ist die etwas zierlichere Sempervivum wulfenii. Ihrem Laub fehlen die Rotanteile weitgehend und die Blüten sind grünlich bis blass-rosa.
Verwendungshinweise
Sempervivum tectorum fehlt in kaum einem Steingarten oder trocken-sonnigen Vorgartenbeet. Es ist daher nicht einfach, innovative Pflanzflächen mit ihrer Hilfe zu gestalten.
Die Art kann im Steingarten, in größeren Tuffsteinen oder Felströgen verwendet werden. Auch in Kiesflächen, entlang von Plattenwegen oder Felssteppenanlagen liegen mögliche Einsatzorte. Die verblühten Rosetten sind allerdings kein besonders attraktiver Anblick.
Verwilderter Gartenflüchtling in einem brandenburgischen Sandtrockenrasen
Möchte man Anleihen von natürlichen Felsfluren auf Silikat-Felsbändern der Gebirge nehmen, finden sich hier einige gartenwürdige Begleiter wie Sempervivum arachnoideum, Minuartia laricifolia oder Sedum sexangulare.
Die wirklich stilechte Verwendungsform ist der Einsatz auf Dächern historisch-ländlicher Gebäude und auf alten Mauerkronen. V.a. in traditionellen Bauerngärten darf die Dach-Hauswurz an solchen Stellen im Grunde nicht fehlen.
Auslesen wie 'Atroviolaceum' setzen v.a. auf ungewöhnliche Laubfarben.
Kultur/Pflege von Sempervivum tectorum
Die wüchsigste der Sempervivum-Arten ist auf allen trockenen, vollsonnigen, nicht zu nahrhaften Standorten relativ konkurrenzfähig, da sie rasch größere und sehr dichte Bestände bilden kann, die Wildkräutern unter den schwierigen Wuchsbedingungen kaum Möglichkeiten zur Keimung und Entwicklung lassen.
Zur Etablierung in schmalen Fels- und Mauerfugenverwendet man am Besten jugendliche Rosetten mit noch wenigen Wurzeln. Generell bietet es sich an, gelieferte Ware vor der Pflanzung zu teilen und so mehrere Initial-Polster zu generieren. Soweit die Ware in Einheitssubstrat kultiviert wurde, entfernt man dieses vollständig.
Sorten:
Auch die Dach-Hauswurz wird von Spezial-Züchtern und Sammlern in unzähligen Varianten und Art-Hybriden mit allen denkbaren Laubfärbungen kultiviert, auf die an dieser Stelle nicht vertiefend eingegangen wird. Nachfolgende Sorten sind im Handel meist sicher erhältlich.
Atroviolaceum: grünlich-rote Blätter
Mahagoni: bronze-rot überlaufenes Laub
Metallicum Giganteum: bläulich-grau-grüne, innen bronze-rot überlaufene Blätter
Royanum: Findling aus den französischen Alpen, frisch-grün mit roten Spitzen, bildet nur wenige Ausläufer, etwas empfidlicher gegen winterliche Nässe