Santolina chamaecyparissus // Zypressen-Heiligenkraut, Graues Heiligenkraut
Beschreibung
Naturstandort von Santolina chamaecyparissus
Das Zypressen-Heiligenkraut kommt ursprünglich vermutlich in Italien und auf dem Balkan vor.
Das vermutlich aus Hybridisierung (natürlicherweise?) mit anderen Santolina-Arten entstandene Zypressen-Heiligenkraut wird schon seit dem Spät-Mittelalter kultiviert. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet ist nicht mehr zu bestimmen bzw. hat es vermutlich nie gegeben. Italien gilt generell als Verbreitungszentrum der Gattung.
Mehr oder weniger wild wachsend trifft man die Art heute vor allem in Italien und zudem auch im Süden der Ukraine, der Türkei und in Portugal. In der Schweiz, in Polen und auf den Britischen Inseln gibt es unbständige Einzelvorkommen. In Deutschland konnte die Art noch nirgends dauerhaft Fuß fassen.
Die gut schnittverträgliche Art wird traditionell für Einfassungen verwendet.
Das Zypressen-Heiligenkraut kommt in trocken-warmen Zwergstrauchheiden auf entwaldeten Kalkschotterböden und an vergleichbaren ruderalisierten Stellen vor.
Die Standorte sind vollsonnig, im Frühjahr aufgrund der guten Wasserspeicherfähigkeit des porösen Gesteinsanteils eine Zeit lang frisch und trocknen im Laufe des Sommers stark ab. Die Böden sind stickstoffarm, maximal mäßig stickstoffreich.
Zum Winterende sieht man dem Zypressen-Heiligenkraut durchaus an, dass es südlich der Alpen sozialisiert wurde.
Beschreibung
Das Zypressen-Heiligenkraut ist ein immergrüner, in rauheren Lagen auch nur wintergrüner Halbstrauch von rundlich-buschigem Wuchs. Es erreicht Wuchshöhen von knapp 40 cm.
Die gelben Blütenköpfe erscheinen im Juli/August. Zu Blütezeit riecht die Pflanze bei Verletzungen besonders ausgeprägt und sehr angenehm aromatisch, fast vanilleartig. Der Blütenflor ist aber nur sehr selten üppig, sondern meistens relativ spärlich. Man muss das aber keineswegs für einen Nachteil halten.
Santolina chamaecyparissus ssp. tomentosa wird wegen des etwas höheren Grünanteils im Laub seltener verwendet, überzeugt aber mit ausgeprägter Blühfreude.
Das Laub ist silbrig, im Sommer an blühenden Trieben mit etwas höheren Grünanteilen. In ungünstigen Lagen oder Witterungsverläufen kann das Laub im Winter auch stark ausdünnen.
Selten wird die eher grünlich-grau-laubige Santolina chamaecyparissus ssp. tomentosa verwendet. Unter Sämlingen gibt es aber einen recht hohen Anteil, der anfällig für Wurzelschädlinge zu sein scheint. Selbst auf reinem, stickstoffarmen Sand sterben vollkommen vital wirkende Exemplare dann ohne erkennbaren Grund ab. Wer nicht in den ersten zwei Jahren abstirbt ist dann aber ausdauernd.
Die schwefel-gelb blühende, grau-grün-laubige Sorte ''Edward Bowles'' wird v.a. im deutschsprachigem Raum meist Santolina chamaecyparissus zugeordnet. Im englischsprachigen Raum wird eine Artzugehörigkeit zu Santolina neapolitana oder Santolina pinnata favorisiert. Letzteres scheint dem Erscheinungsbild folgend die plausibelste Lösung zu sein.
Verwendungshinweise
Santolina chamaecyparissus ist eine sehr gute Möglichkeit, mediterranen Staudenanlagen und trocken-warmen Steppenpflanzungen eine ganzjährig attraktive Struktur zu geben.
Sie ist auch eine klassische Einfassungspflanze, die u.a. in barocken Gärten für Ornament-Pflanzungen verwendet wird. In bäuerlichen Gärten wurde dies stellenweise nachgeahmt. Auch in naturhaften Situationen können sich organische oder sogar symetrische Formschnitte des Zypressen-Heiligenkrauts stilbildend einbinden lassen.
In Pflanzgefäßen kommt das Heiligenkraut ebenfalls sehr schön zur Geltung. Die Überwinterung sollte dann aber sehr geschützt und hell erfolgen.
ssp. tomentosa/Normalform
Kultur
Die Art benötigt basenreiche, höchstens mäßig nahrhafte, durchlässige Substrate in voller Sonne.
In windgeschützten Lagen und auf auch im Winter höchstens frischen Böden kommt sie meist unbeschadet über den Winter. Generell ist die Frühjahrspflanzung zu bevorzugen, um besser ausgereift in den ersten Winter gehen zu können. Humose und nahrhafte Böden mindern dagegen die Winterhärte.
Nach der Blüte ist ein leichter Rückschnitt empfehlenswert, um die Form besser zu wahren. Wichtiger ist aber ein kräftiger Rückschnitt um etwa die Hälfte im Frühling vor dem Austrieb. Dieser sorgt für einen kompakten, dichten Wuchs und beugt der Vergreisung vor.
Formschnitt-Exemplare müssen von Frühling bis Hochsommer je nach Anspruch auf Akuresse etwa einmal wöchentlich getrimmt werden. Im Hochsommer auf echten Trockenstandorten verlangsamt sich das Wachstum und man kommt mit einem Schnitt alle zwei bis drei Wochen gut hin.
Wie bei den meisten mediterranen Halbsträuchern ist eine Vermehrung über sommerliche Kopfstecklinge sehr gut möglich. Aber auch die Aussaat ist erfolgversprechend. Die Samen keimen bei gleichmäßiger Feuchte und etwa 20 Grad rasch und benötigen keinen Kälteimpuls. Die feinen Samen sind lichtkeimer und werden nicht abgedeckt. Auf offenen Sand- und Schotterböden kann man gelegentlich auch Selbstversamung beobachten.
Das Zypressen-Heiligenkraut eignet sich ideal für Formschnitte aller Art.
Sorten:
ssp. tomentosa: grün-graue Form mit geringeren Silberanteilen, kompakte, halbkugelige Wuchsform, deutlich blühfreudiger als die Stammform, etwas unzuverlässig da anfällig für letale Wurzelschäden, am besten nur Exemplare vegetativ vermehren, die älter als drei Jahre geworden sind (meist nur als Saatgut erhältlich)
Attribute
Lebensform |
Stauden/Gräser/Farne |
Sträucher/Bäume |
Blütenfarbe |
Blütezeit |
Staude Blütenstauden/-Kräuter Strauch Halb-/Zwergstrauch
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horstartig 15-30 cm Höhe 30-60 cm Höhe
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breit ausladend
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gelb
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Juni Juli
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Blattfärbung |
Geniessbarkeit/Giftwirkung |
Duft |
Wasserhaushalt |
Lichtansprüche |
silbrig
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ungiftig Heil-/Gewürzpflanze
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ausgeprägt
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trocken mäßig trocken gut drainiert sommertrocken
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vollsonnig sonnig
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Bodenansprüche |
Nährstoffversorgung (N + P) |
Klima/Frostsicherheit |
Herkunft |
BEWERTUNGEN |
stark kalk-/basenreich mäßig kalk-/basenreich ph-neutral (lehmiger/humoser) Sand durchlässiger Lehm poröser Schotter keine Bodenverdichtung kalk-/basenreich
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arme Böden mittlere Böden
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frostfreie Lage sehr wintermilde Lage frostarme Lage ausgeprägte Warmlage hitzeanfällige Lage subtropische Klimate wintermilde Lage Warmlagen
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Europa Tiefland Mittelgebirge (montan) Südeuropa Süd-Osteuropa mediterraner Schwerpunkt Hügelland (collin)
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sehr gut Mittel Gruppen-Verbands-Pflanze strukturbildende Matrixpflanze verträglich
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Einsatzbereich |
Handelsgängigkeit |
Belaubung |
Lebensbereich |
Ländlicher Garten Mediterraner Garten Terrassen-/Balkongarten Repräsentative Gärten Steingarten/Alpinum Steppenpflanzung für Pflanzgefäße geeignet Klostergarten Duftgarten Duft ausgeprägt öffentliches Grün Grünanlagen hoher Pflegestufe Insektenweide
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Hauptsortiment
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zierende Winterstruktur winter-/immergrün
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Felssteppen Steppen
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