Sambucus nigra // Schwarzer Holunder, Holder
Beschreibung
Naturstandort von Sambucus nigra
Der Schwarze Holunder kommt von ganz Süd-Europa bis Dänemark und weite Teile Osteuropas vor. Die Türkei und die Kaukasus-Region bilden die süd-östliche Verbreitungsgrenze. In Skandinavien, England und dem westlichen Nordafrika gelten die Vorkommen als eingebürgert (Karte der Gesamtverbreitung).
Sambucus nigra entwickelt sich an stickstoffreichen Uferstandorte hervorragend.
In Mitteleuropa und Deutschland ist die Art ausgesprochen häufig in nitrophytischen, frischem Brach- und Ödland zu finden und bildet zusammen mit der Sal-Weide (Salix caprea) charakteristische Vorwaldstadien.
Sehr häufig ist er zudem in Gebüschen und Hecken der intensiv genutzten Agrarlandschaft und in alten Unkrautfluren des Siedlungsraumes. Naturnahe Standorte sind lichte Ränder der Hartholzaue.
Der Schwarze Hollunder bevorzugt vollsonnige bis licht halbschattige Lagen auf frischen, extrem stickstoffreichen Böden aller Art.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (5) Kontinentalität (3) Feuchte (5) Reaktion (-) Stickstoff (9)
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Schwarzer Holunder als Hausbaum in klassisch-ländlicher Situation
Beschreibung
Der Schwarze Holunder ist ein hochgewölbter, wüchsiger Großstrauch von bis zu 8 m Höhe oder seltener ein Kleinbaum mit kurzem, krummen Stamm von etwa 10 m Höhe.
Die großen, tellerartigen, weißen Schirmrispen erscheinen im Juni/Juli und duften stark. Sie können z.B. in Teig frittiert gegessen werden.
Die Früchte werden zu Säften verarbeitet.
Im Spätsomer reifen zahlreiche, violett-schwarze Früchte, die unreif schwach giftig, reif und gut erhitzt jedoch essbar sind. Die Giftstoffe sind in den Kernen besonders konzentriert, weshalb diese auch aus abgekochten Säften herausgefiltert werden sollten. Auch Rinde und Blätter sind - wie bei allen Sambucus-Arten - giftig. Der Verzehr führt zu Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen und/oder Durchfall. Die Symptome können über einige Tage anhalten.
Mit dem Roten Holunder werden Hybriden gebildet, wo sich die Verbreitungsgebiete überlappen.
Verwendungshinweise
Sambucus nigra wird mit gestörten Plätzen in Verbindung gebracht und tritt vielerorts spontan "unkrautartig" auf. Er ist daher außerhalb von Bauern- und Klostergärten und in Hecken der freien Landschaft schwierig zu verwenden. In der Regel ist der Rote Holunder die ansprechendere Wahl.
Im ländlichen, dörflichen Kontext, an alten Bauernhäusern oder Kirchen ist der Schwarze Holunder jedoch einsatzwürdig. Er steht hier in einer alten, volksmythologischen und nutzbringenden Tradition.
Seine historische Bedeutung unterstreicht, dass die geschlitztblättrige Sambucus nigra var. laciniata bereits Mitte des 16. Jahrhunderts belegt ist und damit zu den ältesten Blatt-Auslesen Europas gehört.
'Laciniata' ist eine seit der Renaissance kultivierte Spielart.
Kultur
Unter Kulturbedingungen ist die Art sehr anspruchslos. Sie bevorzugt zwar frische, sehr stickstoffreiche Standorte, gedeiht aber auch unter ungünstigeren Bedingungen willig.
In schattigen und absonnigen Lagen leidet die Blatt- und Blütenentwicklung und die Art wirkt etwas deplaziert.
Der Schwarze Holunder samt sich gerne aus, wird aber nicht ernsthaft lästig.
Sambucus nigra toleriert auch nasse Standorte wie hier unmittelbar an einem Flussufer sehr gut.
Sorten:
Alba: wie der Typ, aber mit weißen Früchten, schwierig zu beziehen
f. laciniata: 3/3 m hoch/breit, Fiederblätter sehr fein und tief geschlitztblättrig
Linearis: 2,5/2,5 hoch/breit, viele Blätter sind fast auf die Mittelrippe reduziert, breitere Blätter laufen mit einer langen Spitze aus
Monstrosa: 2,5/2,5 m hoch/breit, viele verbänderte Triebe
Plena: wie die Art, aber mit gefüllten Blüten, kein oder kaum Fruchtansatz
ssp. canadensis: 5/4 m hoch/breit, transparenter als der Typ, Schirmrispen etwas hochgewölbt, Blüte etwa 14 Tage später als beim Typ
ssp. canadensis Maxima: 5/4 m hoch/breit, transparenter als der Typ, Schirmrispen etwas hochgewölbt und bis zu 40 cm breit, Blüte etwa 14 Tage später als beim Typ, bis 0,5 cm große Früchte
gelblaubige Sorten
Aurea: 3/3 m hoch/breit, gold-gelber Austrieb, rötliche Blattstiele, grünlich-gelbe Sommerfärbung, chlorotische Wirkung
Golden Tower: 2/0,9 m hoch/breit, gelb-grüne Blätter, breit-schlitzblättrig, etwas deformiert, schwarze FrüchteLemon Lace: 3,5/2,5 m hoch/breit, grünlich-gold-gelbe Blätter, im Austrieb bronze überlaufen, breit-schlitzblättrig, rote Früchte
Plumosa Aurea: 3,5/2 m hoch/breit, grünlich-goldener Austrieb, später gelblich-grüne Blätter, im Austrieb zart bronze überlaufen, breit-schlitzblättrig, rote Früchte
ssp. canadensis Aurea: 3/3 m hoch/breit, grünlich-gelbe Sommerfärbung, transparenter als der Typ, Schirmrispen etwas hochgewölbt, Blüte etwa 14 Tage später als beim Typ
rot-/braunlaubige Sorten
Black Tower: 4/2 m hoch/breit, tief purpur-braunes Laub, im Austrieb kurzzeitig grünlich-gelb, rosa-weiße Blüte
Black Beauty: 4/4 m hoch/breit, tief purpur-braunes Laub, rosa Blüte und rosa-rote Knospen
Black Lace: 3/3 m hoch/breit, tief purpur-braunes Laub mit sehr schmalen Fiedern, zart rosa Blüte
Black Tower: 4/2 m hoch/breit, tief purpur-braunes Laub, im Austrieb kurzzeitig grünlich-gelb, rosa-weiße Blüte
Guincho Purple: 4/4 m hoch/breit, im Austrieb grünes, später tief purpur-braunes Laub, rosa-weiße Blüte
panaschierte Sorten
Albovariegata: 4/2 m hoch/breit, unregelmäßig breite, creme-weiß bis hell-gelb gefärbte Blattränder
Aureomarginata: unregelmäßig breite, creme-weiß bis hell-gelb gefärbte Blattränder
Madonna: 4/3 m hoch/breit, creme-gelblich gerandetes Laub
Marginata: 3/3 m hoch/breit, creme-weiß gerandetes Laub
Pulverulenta: ausgeprägt grün-weiß gesprenckelte Blätter, sehr lichte Erscheinung, bis 1,5 m hoch/breit
Sorten für den Ertragsanbau
Haschberg: ertragsstarke Erwerbssorte mit größeren Blüten und Früchten, wüchsig wie die Wildform, grünes Laub, weiße Blüten
Korsor: bis 4 m hoch, ertragsstarke Erwerbssorte mit größeren Blüten und Früchten, gleichmäßig reifend, grünes Laub, weiße Blüten
Ungewöhnlich kräftige Baumform.