Ruta graveolens // Weinraute
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Ruta graveolens
Die Weinraute kommt von der Iberischen Halbinsel, im westlichen Mittelmeerraum und vom Balkan bis zum Schwarzem Meer vor. Sie wird seit dem Altertum als Medizinalpflanze kultiviert, so die meisten Vorkommen archaeophytisch sein dürften. Das ursprüngliche Herkunftsgebiet dürfte dann der Balkan sein.
Unter Umständen handelt es sich bei der Art sogar um einen reinen Kultivar, der dann vermutlich aus Ruta divaricata oder auch aus Ruta montana ausgelesen sein könnte.
In Deutschland gibt es archaeophytische Vorkommen in der Oberrheinischen Tiefebene und v.a. am nördlichen Fuß des Schwarzwaldes. Ansonsten ist sie fest neophytisch eingebürgert in den mitteldeutschen Wärmeregionen. In Berlin kommt sie unbeständig vor.
In Nordamerika und Südafrika ist Ruta graveolens neophytisch eingebürgert.
Die Weinraute in einer grandiosen mediterranen Staudenanlage u.a. mit Dianthus giganteus, Gladiolus illyricus und Ptilostemon afer.
Die Weinraute besiedelt sonnig-warme Strauchheiden auf skelettreich-durchlässigen, mäßig nahrhaften und mehr oder weniger neutralen bis basenreichen Böden. Kalk- oder Dolomitgesteine bilden häufig das Gerüst der humusarmen Mineralböden.
In Deutschland konzentrieren sich insbesondere die neophytischen Vorkommen auf sonnig-warme, ausdauernde Ruderalfluren. Im Umfeld des Schwarzwaldes trifft man die Weinraute öfter in Weinbergen und als sogenannte Stinserpflanze in der Nähe von Burgen oder Klöstern.
Ökologische Zeigerwerte nach TelaBotanica ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (6) Kontinentalität (4) Feuchte (2) Reaktion (8) Stickstoff (4)
Ebenfalls wunderschöne, durch Stipa pulcherrima steppenartige Situation mit Perovskia atriplicifolia und Allium sphaerocephalon
Beschreibung
Die Weinraute ist ein horstiger, an der Basis verholzender, winter- bis immergrüne Halbstrauch von 60 bis 80 cm Höhe und Breite. Über den Winter gehen normalerweise zwar viele Blätter verloren, es bleibt aber v.a. an den Triebspitzen meist ausreichend viel Laub übrig, um einen grünen Eindruck zu vermitteln.
Die bläulich-grau-grünen Blätter duften aromatisch und sind ein traditionelles Gewürz der mediterranen Küche. Sie wurden vermutlich sogar zum Aromatisieren von Wein verwendet. Noch heute zieren Blätter der Weinraute Grappa-Spezialitäten.
Die grünlich-gelben Blüten erscheinen ab Anfang/Mitte Juni bis Anfang Juli und sind duftlos.
Die ätherischen Öle der Blätter können phototoxische Hautreaktionen hervorrufen. Der Kontakt mit den Blättern kann hierzu bereits ausreichen. Unangenehmer noch ist aber der Kontakt mit dem Pflanzensaft.
Eine medizinische Verwendung erfolgt heute nicht mehr, da die Vielzahl und Konzentration der Wirkstoffe schwer zu überschauen ist.
'Jackman's Blue' im innovativen Vorgarten u.a. mit Banater Kugeldistel und Woll-Ziest.
Verwendungshinweise
Ruta graveolens verbreitet einerseits durchaus mediterranen Charme und Duft, erscheint dem Laien aber mitunter auch etwas "wildkrautartig". Ambitionierte Gärtner können dem aber entgegenwirken, indem sie durch einen Frühjahrsschnitt rundlich-kompakte Exemplare erziehen. Man kann den Gedanken auch auf die Spitze treiben und mit der Weinraute niedrige Einfassungshecken für Kräuterbeete herstellen oder sie zu Halbstämmen mit Kugelkrone erziehen.
Die Sorte 'Jackman´s Blue' mit ausgeprägt blau-grauem Laub ist der Wildart ästhetisch überlegen und gerät niemals unter Unkrautverdacht. Dies gilt auch für die panaschierten Auslesen, von denen sich insbesondere 'Forma Variegata' bewährt.
Weinrauten als Rasterpflanzung.
Als historisch bedeutsames, heute aus der Mode gekommenes Gewürz, kann die Art gut in Kloster-, Kräuter- und Duftgärten sowie mediterranen Gestaltungsansätzen eingesetzt werden. Sehr schön kommt sie immer in Verbindung mit Trockenmauern zur Geltung.
Daneben passt sie auch in steppenartige Arrangements mit horstigen Gräsern, anderen mediterranen Halbsträuchern oder trockenheitsliebenden Stauden. Gerade alte Exemplare sind hier auch im Winter interessante Erscheinungen.
In Kübeln kann sie auch auf Terassen und Balkonen verwendet werden, wo sich ihr Duft besonders merklich verbreitet. Bei Überwinterung im Kübel sollte das Durchfrieren des Wurzelballens vermieden werden.
'Jackman´s Blue' ist eine sehr überzeugende Gartenpflanze.
Kultur/Pflege von Ruta graveolens
Die wärmeliebende Art ist auf gut drainierten, auch winterlich nicht feuchten Standorten völlig zuverlässig zu überwintern. In "echten" Wintern kommt es zu Blattschäden, die mit dem Neuaustrieb schon Anfang/Mitte Mai kaschiert werden.
Sie gehört nicht zu den Schnellstartern, erst nach dem zweiten oder dritten Standjahr zeigt sich nennenswerter, dann aber zunehmend kräftigerer Zuwachs. Es dauert etwa vier Jahre, bis die endgültigen Dimensionen erreicht werden. 'Jackman's Blue' kann dann leicht 1 m² Platz beanspruchen. In Neuanlagen sieht man daher idealerweise kurzlebige, niedrige Blender vor, um die Pflanzung nicht zu lange zu luftig erscheinen zu lassen.
Auf nahrhafteren, frischeren Böden wird die lichtliebende Weinraute von Wildkrautaufkommen etwas bedrängt, hält sich aber erstaunlich wacker. Sie kann höheres Stickstoffangebot zwar gut in üppiges Wachstum umsetzen, ist dann aber oft etwas kurzlebiger. Auf wirklich stickstoffarmen Standorten bleibt der Wuchs kümmerlich.
Ausgewachsene Exemplare werden am Besten einmal jährlich um etwa 1/3 zurückgeschnitten. Dies beugt der Vergresung vor und hält den Habitus kompakt. Dies kann im Prinzip ganzjährig erfolgen, es bieten sich aber insbesondere der Frühling kurz vor dem Austrieb oder der Spätsommer an. Zu beiden Zeitpunkten erfolgt ein Neuaustrieb und sorgt rasch wieder für ein dichtes Laubbild.
Die Weinraute ist keimfreudig und versamt sich bei ausreichend offenen, warmen Bodenstellen auch selbsttätig. Lästig wird sie dabei natürlich niemals. Ein Kälteimpuls ist zur Keimung nicht erforderlich.
Die Vermehrung kann zudem vegetativ sehr einfach über ausgereifte Kopfstecklinge oder auch Absenker erfolgen.
'Forma Variegata'
Sorten:
Forma Variegata: im Austrieb weiß panaschiertes/marmoriertes Laub, das generativ mit einigen Variationen an die Sämlinge weitervererbt wird. Im Laufe des Jahres nehmen die Blätter eine bläulich-grau-grüne Färbung an. Da bis in den Hochsommer Neutriebe gebildet werden, bleibt die Panaschierung bis in den Spätherbst vorhanden. Mitunter ist der Austrieb auch bläulich-grün und eine Marmorierung tritt erst am alten Laub auf. Die Sorte ist vital und wüchsig.
Jackman´s Blue: bis 60 cm hoch und 100 bis 120 cm breit, intensiv blau-graues Laub, durch frisch-grau-grünlichen Austrieb tiefgründige Farbigkeit, dicht-kompakter Habitus, weitgehend sortenecht versamend (knapp die Hälfte der Sämlinge erreicht nicht die intensiv blau-graue Färbung und sollte aussortiert werden.)
Variegata: bis 50 cm hoch, junge Triebe hell-gelbe bis creme-weiße Blattränder, älteres Laub weißliche Ränder, im Jahresverlauf vergrünend, nur vegetativ vermehrt, grüne Wildtriebe müssen entfernt werden
Ambitionierter Versuch, 'Forma Variegata' zum Stämmchen zu erziehen.