Ruscus aculeatus // Stechender Mäusedorn, Dornmyrte
Beschreibung
Naturstandort von Ruscus aculeatus
Der Stechende Mäusedorn kommt vom westlichen Mittelmeerraum über den Balkan bis zum Schwarzen Meer und in den Nord-Westen der Türkei vor. Auch entlang der Afrikanischen Mittelmeerküste ist er weit verbreitet. In England gilt die seit dem Mittelalter als Heil- und Symbolpflanze kultivierte Art als archäophytisch eingebürgert.
In der Schweiz ist Ruscus aculeatus am Südufer des Genfer Sees, im südlichen Wallis und im Tessin heimisch.
Ruscus aculeatus besiedelt den halbschattigen bis schattigen Unterwuchs von mediterranen Hartlaubwäldern, Flaum-Eichen- und Hopfenbuchen-Wäldern.
Ruscus aculeatus standesgemäß im mediterran angehauchten Park einer Villa in Zürich.
Die Substrate sind meist feinerde- und humusreiche Schottersubstrate. Die Böden reagieren mehr oder weniger neutral und sind in der Regel mäßig stickstoffreich.
Die Wasserabfluss ist hoch, so dass die nach den Winterniederschlägen zum Vegetationsbeginn im Frühjahr noch frischen Böden trotz der guten Wasserhaltefähigkeit des Bodenskeletts im Laufe der Sommermonate (stark) abtrocknen.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica
... zur Legende
Licht (4) Temperatur (7) Kontinentalität (3) Feuchte (3) Reaktion (5) Stickstoff (5)
Beschreibung
Ruscus aculeatus ist ein immergrüner, trägwüchsiger Zwergstrauch, der in Mitteleuropa im Freiland kaum mehr als 60 bis 80 cm Höhe erreicht. Im Weinbauklima in geschützten Lagen und ohne Konkurrenzdruck sind aber auch mehr als 150 cm Höhe möglich.
Unverwechselbar sind die steifen, spitz auslaufenden Scheinblätter, die eigentlich verbreiterte Sprosse sind.
Die unscheinbaren Blüten entstehen im Winterhalbjahr einzeln auf den Scheinblättern, wo sich auch die ab dem Herbst leuchtend roten, relativ großen Früchte entwickeln. Die Art ist in der Regel zweihäusig, Früchte entstehen nur auf den weiblichen Pflanzen. Erforderlich ist ein unmittelbar in der Nähe gepflanzter männlicher Strauch. Die Früchte können bis zu zwei Jahren am Strauch verbleiben.
Der Stechende Mäusedorn wird traditionell vielfältig mit allen Pflanzenteilen medizinisch und kulinarisch verwendet. In der mediterranen Küche werden junge Sprosse, die Früchte (Gelees), Blütenknopsen ("Kapern") und die Wurzeln eingesetzt.
Verwendungshinweise
Ruscus aculeatus ist eine ungewöhnliche, nicht auf den ersten Blick überzeugend zierende Option für mediterrane Anlagen und Klostergärten.
In repräsentativen Situationen entfaltet er aber unter alten Bäumen oder an schattigen Trockenmauern und Felshängen durchaus Charme. Er kann hier zu einem etwas statischen, dadurch aber auch beruhigend-strukturstarkem Gerüst werden.
Im Süden Mitteleuropas bildet er in natürlichen Wäldern die Strauchschicht z.B. unter Castanea sativa, Sorbus aria oder Fraxinus ornus. Immergrüne Sträucher wie Daphne laureola, Ilex aquifolium oder Taxus baccata begleiten den Mäusedorn in der Strauchschicht.
In mediterranen Wäldern gesellen sich in der Baumschicht u.a. Quercus ilex oder Trachycarpus fortunei und in der Strauchschicht Viburnum tinus, Prunus laurocerasus oder neophytisch Mahonia aquifolium hinzu.
In ungepflegten Anlagen dagegen wirkt der Mäusedorn dagegen schnell wie strupppiges Verlegenheitsgrün. Die Kultur in Kübeln ist ebenfalls möglich, die Überwinterung muss dann aber weitgehend frostfrei und hell erfolgen.
Nach dem Winter sehen die Triebspitzen oft mitgenommen aus und könnten zurückgeschnitten werden.
Kultur
Die Art ist im Weinbauklima und an den Küsten in windgeschützten Lagen ausreichend winterhart. Im übrigen Mitteleuropa sollten nur ausgesprochen wärmebegünstigte Standorte für die Freilandkultur gewählt werden. Wichtig ist ein auch in den Wintermonaten sehr guter Wasserabzug.
Wie bei den meisten Immergrünen ist die Kombination von Wintersonne und Bodenfrost ungünstig und führt häufig zu oberirdischen Frostschäden. In der Regel erfolgt aber eine Regeneration durch neue Bodentriebe.
Weibliche Exemplare entwickeln einen erwähnenswerten Fruchtschmuck, wenn männliche Bestäuber in der Nähe stehen.
Bis auf die Wärmebedüftigkeit ist der Stechende Mäusedorn ansonsten robust, anspruchslos und kann auch in Wurzelkonkurrenz zu Bäumen verwendet werden. Hier wächst er aber noch langsamer.
Nach der Etablierung stärken sommerliche Trockenphasen die Konkurrenzkraft der Art. Das einzelne Triebe komplett absterben ist üblich und dient der Verjüngung.
In England werden einige reichfrüchtigere Auslesen kultiviert, die aber in Deutschland praktisch nicht erhältlich sind.