Pulsatilla vulgaris // Gemeine Kuhschelle, Gewöhnliche Küchenschelle
Beschreibung
Naturstandort von Pulsatilla vulgaris
Die Gemeine Kuhschelle kommt vom nördlichen Frankreich und nördlich der Alpen bis Osteuropa von den Tiefebene bis in Mittelgebirgslagen vor. Im südlichen Skandinavien hat die Art einzelne Vorpostenvorkommen.
In Deutschland sind die überwiegende Zahl der Tieflagen-Vorkommen erloschen. Der Vorkommensschwerpunkt lag aber immer schon in den Kalk-Mittelgebirgsregionen. Insbesondere auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb, dem Südrand von Odenwald und Spessart, der Rhön und auch im südlichen Thüringer Becken ist Pulsatilla vulgaris noch flächenhaft vertreten.

Unter naturidentisch kargen Bedingungen bleibt der Habitus der Gemeinen Kuhschelle sehr zierlich.
Die Gemeine Kuhschelle ist eine Kennart der trocken-warmen, stickstoffarmen und basenreicheren Trespen-Magerrasen.
Sie kommt aber auch in Mauerpfeffer-Gesellschaften über flachgründigen Felsbändern, lichten Stellen montaner Schneeheide-Kiefern-Wäldern und in Wintergrün-Kiefernwäldern auf basenreichen Sandböden mit Rohumusauflage vor.
Die wärmeliebende Pulsatilla vulgaris besiedelt ausgesprochen stickstoffarme und trockene Standorte in vollsonnigen bis sonnigen, seltener licht halbschattigen Lagen.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (6) Kontinentalität (5) Feuchte (2) Reaktion (7) Stickstoff (2)

Unter günstigeren Kulturbedingungen steigt die Blühfreude merklich. Im Hintergrund blüht Primula vulgaris.
Beschreibung
Pulsatilla vulgaris ist eine vorsommergrüne, horstige Staude von bis zu 30 cm Wuchshöhe. Die sonst sehr ähnliche Pulsatilla vernalis wird nur etwa halb so hoch.
Die hell-bläulich-violetten, seltener weißlichen Blüten erscheinen vor der vollständigen Laubentfaltung im April/Mai.
Die Blätter sind tief fiederspaltig, im Austrieb dicht silbrig behaart, später aber verkahlend. Die zierenden Fruchstände tragen lange, seiden-weiße Grannen.
Mit der Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis) und auch mit der schon erwähnten Frühlings-Kuhschelle (Pulsatilla vernalis) werden natürliche Hybriden gebildet.

Das Erscheinungsbild ist variabel und wandelt sich durch die Höhen- und Laubentwicklung auch im Verlauf der Blüte deutlich. Hier ist Euphorbia epithymoides kombiniert.
Verwendungshinweise
Die Gemeine Kuhschelle ist ein beliebter, zuverlässiger Frühjahrsblüher, der gerne in Vorgartensituationen eingesetzt wird. In naturhafteren Situationen ist sie wesentlich überzeugender.
Sie ist daher v.a. in Magerrasen, Steppenpflanzungen und in Kiesgärten, in Alpinarien und an sonnigen Stellen von Trockenwäldern eine wirklich ansprechende Option.

Die Samenstände sind bis in den Hochsommer sehr zierend und hier formvollendet mit Dianthus carthusianorum verbunden.
Kultur
Zu bevorzugende Standorte sind süd-exponierte Hanglagen mit gutem Wasserabzug. Auf gut durchlässigen, trockenen und sehr mageren Standorten ist die Art ausreichend konkurrenzfähig.
Die lichtliebende Art wird durch schleichende Nährstoffakkumulation oder zunehmende Wasserhaltefähigkeit des Substrates aber schnell durch wuchskräfigere Konkurrenten verdrängt.
Insgesamt ist die Gemeine Kuhschelle für einen Extremisten armer Trockenstandorte dennoch eine erstaunlich sicher funktionierende Staude. Dies liegt u.a. daran, dass sie auf günstigere, d.h. besser stickstoffversorgte und weniger von Trockenstress geplagte Bedingungen mit relativ üppiger Entwicklung reagieren kann. Dabei wirkt sie aber nie mastig und unnatürlich.
Die Vermehrung aus Saatgut ist meist erstaunlich effektiv. Frische Samen keimen bei gleichmäßiger Feuchte und etwa 20 Grad innerhalb von zwei bis vier Wochen. Nach einiger Zeit tritt eine Keimruhe ein, die durch die Kultur als Kaltkeimer gebrochen wird. Die erste Blüte erscheint meist im zweiten Standjahr, bis wirklich kräftige Exemplare entstehen, dauert es aber auf armen Standorten drei bis vier Jahre.
Im Gegenlicht kommt die dichte Behaarung sehr zierend zum Tragen.
Sorten:
Alba: gelblich-weiße Blüten
Blaue Glocke: violett-blaue Blüten, etwas wüchsiger als die Art
Rubra: weinrote Blüte, etwas wüchsiger als die Art, auch als 'Rote Glocke' im Handel
'Alba' tritt auch als natürliche Varietät auf.
Attribute
Lebensform |
Stauden/Gräser/Farne |
Blütenfarbe |
Blütezeit |
Blattfärbung |
Staude Blütenstauden/-Kräuter
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horstartig 15-30 cm Höhe
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weiß rot violett blau
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März April
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blau-grün
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Geniessbarkeit/Giftwirkung |
Duft |
Wasserhaushalt |
Lichtansprüche |
Bodenansprüche |
giftig
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unbedeutend
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trocken mäßig trocken gut drainiert sommertrocken
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vollsonnig sonnig
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stark kalk-/basenreich mäßig kalk-/basenreich ph-neutral kalkarm, leicht sauer (lehmiger/humoser) Sand durchlässiger Lehm humos poröser Schotter starker Wurzeldruck keine Bodenverdichtung kalk-/basenreich
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Nährstoffversorgung (N + P) |
Klima/Frostsicherheit |
Herkunft |
BEWERTUNGEN |
Trockenrasen |
sehr arme Böden arme Böden
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sehr wintermilde Lage Normal- bis winterrauhe Lage hitzeanfällige Lage gemäßigte Klimate wintermilde Lage Warmlagen
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Europa Tiefland Mittelgebirge (montan) alpin Nordeuropa Mitteleuropa Südeuropa Süd-Osteuropa Osteuropa/Kaukasus Hügelland (collin)
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sehr gut Mittel Gruppen-Verbands-Pflanze verträglich
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Steppenrasen Submediterrane Halbtrockenrasen
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Staudenfluren |
Wälder |
Einsatzbereich |
Handelsgängigkeit |
Belaubung |
Staudenfluren trockenwarmer Standorte
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Nadelwälder Kiefernwälder Kiefern-Steppenwälder Schneeheide-Kiefernwälder, kalkreich
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Ländlicher Garten Repräsentative Gärten Steingarten/Alpinum Steppenpflanzung Klostergarten Gründächer Substratstärke über 15 cm Wiese/Prärie
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Hauptsortiment
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vorsommergrün
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Lebensbereich |
Alpinum Felssteppen Steppen Gehölzrand/Staudenfluren
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