Naturstandort von Polygonatum biflorum
Die Zweiblütige Weißwurz ist in der gesamten Osthälfte der USA weit verbreitet, dringt nach Norden aber nur in die südlichsten Areale Kannadas vor.
Die Art besiedelt in zwei Unterarten ursprünglich sommergrüne Wälder. Sie dringt aber auch in Sekundärstandorte wie Straßenböschungen oder älteren Ackerbrachen vor.
Bevorzugt werden humose, lockere, gerne auch sandige Waldböden mäßig trockener bis relativ feuchter Standorte. Die Nährstoffversorgung ist meist günstig und die Bodenreaktion sauer bis schwach alkalisch.
Der Verlauf der Herbsfärbung ist mindestens so zierend wie die Blütenphase.
Beschreibung
Polygonatum biflorum ist eine sommergrüne, durch Rhizomausläufer rasige Bestände bildende Staude. Sie treibt unverzweigte Stengel mit gegenständig angeordneten Blättern. Die Wuchshöhe variert je nach Unterart und Standortgunst zwischen 50 und 150 (200) cm.
Die in Europa handelsübliche Unterart Polygonatum biflorum var. biflorum ist diploid und bleibt in der Regel niedriger als die tetraploide Unterart Polygonatum biflorum var. commutatum, die auch als "Riesen-Salomonssiegel" bezeichnet wird.
Die Blattadern sind recht auffällig vertieft. Die Herbstfärbung ist ausdauernd attraktiv. Es gibt auch Formen mit weiß gestreiften Blättern, die in Europa aber scheinbar nicht gehandelt werden.
Später nimmt das Herbstlaub eine fahl-bräunlich-gelbe und schließlich bronze-bräunliche Färbung an.
Die grünlich-weißen Blüten hängen meist zu zweit unter dem Blattwerk und sind nicht das auffälligste Ziermerkmal. Die Blütezeit beginnt Ende April. Die runden Früchte verfärben sich von rosa-weiß über rot zu blau-schwarz und sind ebenfalls nicht übermäßig auffällig.
Die jungen Austriebe können gekocht ähnlich wie Spargel verwendet werden. Voll ausgetriebene Stengel und Blätter können auch als Salatbeilage eingesetzt werden. Gekochte Rhizome sind stärkehaltig und kartoffelartig verwendbar. Die Früchte sind dagegen leicht giftig und sollten nicht gegessen werden.
Verwendungshinweise
Polygonatum biflorum ist auf den flüchtigen Blick leicht mit der heimischen Vielblütigen Weißwurz
(Polygonatum multiflorum) zu verwechseln. Beide haben ähnliche Standortvorstellungen und ästhetische Vorzüge. Der Einsatz von Polygonatum biflorum ist insofern etwas für Feinschmecker.
Trotzdem ist die Art natürlich eine schöne Option für naturnahe Waldgärten und kann gut mit kräftigen Farnen und Waldgräsern kombiniert werden.
Die klare Grafik des aufrechten, bogig überhängenden Wuchses, macht auch eine Verwendung in modernistisch-minimalistischen Konzepten naheliegend. Auch in Pflanzgefäßen entstehen aparte Bilder.
Das zunächst grünlich-gelbe, dann leuchtend braun-gelbe Herbstlaub setzt im Oktober sehr schöne Akzente vor wintergrünen Laubgräsern oder immergrünen Gehölzen.
Halbreife Fruchtstände sind relativ zierend.
Kultur
Polygonatum biflorum ist robust und entwickelt sich schon in ihrer zweiten Vegetationsperiode zu wirklich ansehnlichen Exemplaren.
Sie toleriert eine breite Amplitude von Standortbedingungen. Ideal sind nahrhafte, humos-lockere Waldböden im lichten Schatten sommergrüner Baumbestände. Starke Wurzelkonkurrenz von Gehölzen beeindruckt nicht weiter, allerdings mindert sich die Wuchskraft.
Eingewurzelte Exemplare kommen auch mit kürzeren Trockenstressphasen recht gut zurecht. Bevorzugt werden aber dauerhaft frische Standorte.
Im naturalistischen Laubwald zusammen mit Maiglöckchen.
Zarte Waldstauden werden früher oder später verdrängt. Die Zweiblütige Weißwurz lässt sich dagegen selbst vom
Giersch wenig beeindrucken und kann oft ein "Gleichgewicht des Schreckens" herstellen.
Frühlingsgeophyten können meist bestehen, da sie bis zur Vollentfaltung von Polygonatum biflorum Mitte/Ende April ihren entscheidenden Lebenszyklus mehr oder weniger abgeschlossen haben.
Der Frühjahrsaustrieb ist ein uriger Anblick.