Naturstandort von Mespilus germanica: Die Deutsche Mispel ist eine sehr alte Kulturpflanze, deren ursprüngliche Herkunft vermutlich in der Türkei, dem Kaukasus und dem Norden des Irans liegt. Sie ist in weiten Teilen Europas als Archaeophyt eingebürgert.
In Deutschland gibt es einzelne archaeophytische Vorkommen am Niederrhein, Eifel und Westerwald, im Oberheingraben und im oberen Elbetal
(Verbreitungskarte Deutschland).
Die harntreibenden Früchte spielten im Mittelalter auch in der Volksheilkunde eine wichtige Rolle.
Mispeln kommen vorrangig in
Schlehen-Gebüschen, trocken-warmen
Eichen-
Hainbuchen-Wäldern vor.
Die ausgesprochen wärmeliebende Deutsche Mispel gedeiht in mehr oder weniger neutralen, gut drainierten Böden. Hinsichtlich der Bodenreaktion zeigt sie sich flexibel und kommt sowohl in sauren wie alkalischen Substraten vor.
Die Standorte sind (voll-)sonnig bis halbschattig.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur LegendeLicht (6) Temperatur (8) Kontinentalität (6) Feuchte (4) Reaktion (6) Stickstoff (-)
Eine alte Mispel sehr stilecht vor der Orangerie des Schlosses Charlottenburg
Beschreibung
Mespilus germanica ist ein breitwüchsiger Großstrauch oder kurzstämmiger Kleinbaum von etwa 5 m Höhe und 7 m Breite.
Blätter und Blüten sind vergleichsweise groß. Die weißen Blüten erscheinen im Mai/Juni.
Die braunen Früchte sind mit ihren kräftig ausgebildeten Kelchblättern von unverwechselbarer Gestalt. Sie spielten im Mittelalter als Obst eine wesentlich größere Rolle als heute. Die Früchte werden erst durch Frosteinwirkung oder durch lange Lagerung weich und süßlich. Sie können für Marmeladen und Fruchtsäfte verwendet werden.
Kulturformen zeichnen sich durch größere Früchte aus und müssen wie andere Obstsorten auch vegetativ vermehrt werden.
Im Herbst verfärbt sich das Laub in ein tiefes Rot-Braun.
Die großen Einzelblüten sind gut wahrnehmbar, insgesamt ist der Blütenflor aber weniger wirksam, als bei den meisten anderen Obstgehölzen.
Verwendungshinweise
Die Deutsche Mispel ist als uralte Nutzpflanze von kulturhistorischem Wert. Sie entwickelt im Alter einen charakterstarken, knorrigen Wuchs. Jüngere und strauchförmige Exemplare haben dagegen einen undefinierten Habitus, der den Betracher etwas ratlos zurücklässt. Die einzelnen Blüten sind zwar für ein Obstgehölz relativ groß, dafür sind sie aber nicht sonderlich zahlreich. Auch die Früchte sind letztlich unauffällig.
Unter dem Strich muss man wohl sagen, dass die Art nur für den kulturhistorisch versierten Betrachter einen besonderen Gartenwert entfaltet. Die allermeisten Betrachter würden wohl mit einer
Echten Quitte mehr anfangen können.
In geräumigen Bauern- und Klostergärten kann die Art natürlich trotzdem sinnvoll eingesetzt werden, benötigt aber aufgrund des breit-ausladenden Wuchses relativ viel Platz. Sehr schön sind hier warme Plätze vor alten Mauern oder bei ausreichend Platz solitäre Standorte.
Im Kontext historischer Gartenanlagen oder historischer Bausubstanz kann die Art auch in freien, hohen Blütenhecken bereichernd sein.
Dieser Mispelstrauch an der Bernauer Stadtmauer fällt nur dem kundigen Betrachter als Kleinod auf.
Kultur
An windgeschützten Standorten ist die Deutsche Mispel befriedigend winterhart. Sie liebt aber auch im Sommer stark wärmebegünstigte Standorte und entwickelt sich an kühl-zugigen Standorten zurückhaltend.
An die Bodeneigenschaften werden geringe Anforderungen gestellt. Die Substrate sollten tiefgründig gut drainiert sein, um auch im Winter dauerhaft feuchte oder gar staufeuchte Bedingungen zu vermeiden.
Etablierte Exemplare benötigen dann prinzipiell nur noch sehr wenig Aufmerksamkeit. Will man allerdings sichergehen, dass sich ein charakteristischer Habitus einstellt, muss man mit einigem Fingerspitzengefühl die entsprechenden Pflege- und Formschnitte durchführen können.