Malus domestica // Kulturapfel
Beschreibung
Herkunft von Malus domestica
Der Kulturapfel ist eine sehr alte Arthybride, deren Ursprung in Zentralasien liegt. Verwilderte Formen haben sich in praktisch ganz Europa und weiten Teilen Nordamerikas neophytisch etabliert.
In Deutschland wird der Kulturapfel meist Malus pumila zugeordnet. Er ist in nahezu allen Naturräumen etabliert, hat aber einen eindeutigen Verbreitungsschwerpunkt in Mitteldeutschland zwischen der Oberrheinebene und dem südlichen Harzvorland.
Apfelbäume entlang alter Wege werden in der Agrarlandschaft seltener.
Verwilderte Exemplare bilden v.a. die Strauch- oder zweite Baumschicht lichter Edellaubwälder bzw. deren Waldmäntel. Bevorzugt werden generell die mittleren Standortparameter.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica
... zur Legende
Licht (5)
Temperatur (5) Kontinentalität (5) Feuchte (4) Reaktion (4) Stickstoff (5)
Beschreibung
Malus domestica ist ein kleiner bis mittelgroßer Baum, der je nach Sorte bzw. Unterlage und Standort Wuchshöhen von 7-16 m erreicht.
Die Krone ist rundlich und breit ausladend.
Die weißen, oft rosa-überlaufenen Blüten erscheinen im April. Die Fruchtreife erreichen Äpfel je nach Sorte zwischen Mitte August und Ende Oktober.
Der Kulturapfel basiert insbesondere aus Auslesen des Altai-Apfels (Malus sieversii) und nachgeordnet des Kaukasus-Apfels (Malus orientalis). Der auch in Mitteleuropa heimische Holz-Apfel (Malus sylvestris) spielt dagegen wohl keine Rolle. In neuer Zeit wird gelegentlich auch der als Zier-Apfel beliebte Malus floribunda hinzugefügt.
Apfelbaum-Alleen entlang von Straßen sind wohl ebenfalls ein Auslaufmodell.
Verwendungshinweise
Der Kulturapfel ist als Hochstamm ein in ländlichen Regionen beinahe unentbehrliches Gestaltungselement für Bauerngärten, historische Gebäudeensemble, Streuobstwiesen und als Alleebaum an Landstraßen.
In urbanen Räumen wird das anfallende Obst meist als störend empfunden, weshalb hier der Einsatz auf Sonderfälle begrenzt ist. Am konsequentesten ist der Einsatz von Hochstämmen, die auf Sämlingsunterlagen aus der jeweiligen Sorte veredelt wurden.
Sehr schön, aber auch aufwändig ist die Kultur als Spalierobst an ost- oder west-orientierten Hausfassaden und hohen Mauern.
Ein alter, aber noch prächtiger Apfelbaum am Rande eines dorfnahen Feuchtgebietes.
Halbstämme und strauchförmige Veredelungen auf schwachwüchsigen Unterlagen "verschenken" das Entwicklungspotenzial zu charakterstarken Solitären und sind für die Gartengestaltung schwierige Partner, die nur scheinbar platzsparend sind, da der Kronenbereich bodennah viel nutzbaren Platz beansprucht.
Kultur
Der Kulturapfel ist bezüglich der Standortbedingungen relativ anpassungsfähig. Besonders günstig sind humose, nährstoffreiche Lehmböden mit guter Wasserversorgung ohne Staunässe. Trocken-warme Südexposition mindert die Vitalität. In den zunehmenden Dürresommern sieht man außerdem immer häufiger Früchte mit veritablen Sonnenbränden.
Die Blüten des Kulturapfels sind spätfrostgefährdet, eine Reihe von Sorten erleidet in rauhen Lagen oder in Bergregionen auch Frostschäden im Holz.
Es gibt eine enorme Vielfalt an Apfelsorten, wobei im Handel nur 40 bis 50 Sorten standartmäßig erhältlich sind. In spezialisierten Baumschulen sind aber über 500 alte Apfelsorten erhältlich. Von besonderer kulturhistorischer Bedeutung sind v.a. die alten Sorten, die im gewerblichen Obstbau bis auf wenige Ausnahmen heute keine Rolle mehr spielen.
Die Vermehrung kann sortenecht nur über die Veredelung von Edelreisern auf Wurzelunterlagen erfolgen. Sämlinge fallen immer mehr oder weniger stark auf das Erbe der Wildarten zurück.
Apfel-Spalier als gleichermaßen origineller wie funktionaler Raumteiler.
Sorten:
Tafel-Sommeräpfel (Genussreife August-September)
Benoni: starkwüchsig, geschützte Lagen, durchlässige Böden
Dorpater Erdbeerapfel: wüchsig und robust
Pfirsichroter Sommerapfel: robust, für nahrhafte, nicht trockenfallende Böden
Weißer Klarapfel: Genussreife ab Mitte Juli, robust, nahrhafte, frische Böden, mittelstarker Wuchs, auch für den Streuobstbau gut geeignet
In manchen Regionen gehört der Apfel als Spalierobst aber auch zu den traditionellen Elementen im Hausgarten.
Tafel-Herbstäpfel (Genussreife ab Oktober bis Dezember)
Alantapfel: schwachwüchsig, robust
Biesterfelder Renette: durchlässige Böden, robust
Drüwken: schwachwüchsig, robust
Holsteiner Cox: niedrig-breitwüchsig, frost- und trockenheitsempfindlich
McIntosh: zum Frischverzehr, robust
Goldrenette: wüchsig, nahrhafte, frische Böden, robust
Roter Gravensteiner: wüchsig, nahrhafte, frische Böden, robust
Roter Hauptmannsapfel: sehr wüchsig, ausgesprochen frosthart, anspruchslos und robust
Roter Metternich: frosthart, anspruchslos und robust
Roter Papenburger: frosthart, für Sandböden geeignet
Wünneberger Zuckerapfel: sehr wüchsig, sehr frosthart, anspruchslos und robust
Tafel-Winteräpfel (Genussreife November bis März)
Aderslebener Kalvill: mittelwüchsig, frosthart, nahrhafte, frische, gut drainierte Böden
Berlepsch: mittelwüchsig, frostanfällig, nahrhafte, warme, frische und gut drainierte Böden
Elstar: süß, wüchsig, nahrhafte Böden, warme, geschützte Lagen, regelmäßiger Schnitt erforderlich
Grüner Boskoop: säuerlich, v.a. in BW und Hessen angebaut
Jonagold: süß, mittelwüchsig, nahrhafte, tiefgründige Böden, trockenheitsempfindlich, wärmeliebend
Notarisapfel: starkwüchsig, robust
Roter Boskoop: säuerlich, deutschlandweit als Wirtschaftsapfel angebaut, trockenheitsempfindlich, ansonsten aber robust und auch für den Streuobstbau gut geeignet
Schöner von Wiedenbrück: wuchskräftig, frostunempfindliche Blüte
Sommer-Aspekt