Lunaria annua // Einjähriges Silberblatt
Beschreibung
Naturstandort von Lunaria annua
Das Einjährige Silberblatt ist submediterran verbreitet. Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst dabei die Gebirgsregionen Italiens, des gesamten Balkans bis an die Westküste des Schwarzen Meeres und Griechenlands.
Lunaria annua ist aber als Kulturbegleiter mittlerweile in ganz Mitteleuropa, dem südlichen Skandinavien sowie in Ost- und Südeuropa neophytisch eingebürgert (Karte der europäischen Verbreitung).
Massenbestand auf einem selten benutzten Forstweg
In Deutschland bildet die Elbe eine auffällige Verbreitungsgrenze, nur rund um Berlin und in Ostholstein tritt die Art nördlich der Elbe nennenswert in Erscheinung.
Typische Wuchsorte sind lichte, ruderalisierte Gebüsche, gestörte Stellen in Kiefernforsten und unter Laubgehölzen in Siedlungsnähe.
Die Art liebt stickstoffreiche, mehr oder weniger neutrale Böden mit ausgeprägter, lockerer (Roh-)Humusauflage.
Die Standorte sind mäßig trocken bis frisch. Sie befinden sich bevorzugt in licht halbschattigen bis absonnigen Lagen.
Ökologische Zeigerwerte nach Tela Botanica
... zur Legende
Licht (5)
Temperatur (5) Kontinentalität (6) Feuchte (5) Reaktion (5) Stickstoff (7)
Auch in mehr oder weniger verschatteten dörflichen Ruderalfluren stellt sich das Einjährige Silberblat gerne in.
Beschreibung
Das Einjährige Silberblatt ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr eine Grundrosette mit fleischiger Hauptwurzel ausbildet.
Im zweiten Jahr erscheint sehr ausdauernd von Anfang/Mitte April bis Mitte Mai ein 30 bis 80 cm hoher Blütenstengel mit violetten Blüten. In Kultur auf günstigen Standorten ohne Wurzelkonkurrenz von Großgehölzen werden auch über 100 cm Höhe erreicht. Gelegentlich treten natürlicherweise auch rein-weiße, hell-rosa Blüten und violette Blüten mit weißer Zeichnung auf.
Charakteristisch sind die zierenden, ab dem Spätherbst silbrig-transparenten Schotenfrüchte. Sie sind bis in den Frühwinter strukturstabil. Im Sommerhalbjahr ähneln sie in Form und Farbe allerdings über Monate eher Kartoffelchips.
Die Samenstände sind erst im Herbst soweit ausgeblichen, dass sie ihre charakteristische Zierwirkung entfalten.
Verwendungshinweise
Lunaria annua ist eine traditionelle Pflanze der Bauerngärten und kann hier auch heute noch gut eingesetzt werden.
Prinzipiell bieten größere Bestände der Art im lichten Schatten von Bäumen zusammen mit Ziergräsern schöne Bilder. Sehr gut funktionieren auch Kombinationen mit Wald-Frühlingsblühern, insbesondere Waldmeister oder dem kräftigen Hundszahn 'Pagoda'. Sehr stimmig wirkt auch die Verbindung mit den himmel-blauen Blüten des Blauglöckchens (Mertensia virginica) oder des Kaukasus-Beinwells (Symphytum caucasicum). Letzterer hält fast mit der Blühausdauer des Silberblattes mit.
Allerdings wird die Art unterschwellig doch mit gestörten Plätzen in Verbindung gebracht, v.a. in anspruchslosen Anlagen. In gut gepflegten, repräsentativen Anlagen ist die Gefahr, ungewollt zu wirken, deutlich geringer. Auch bei den beiden ungewöhnlichen, sehr aparten aber etwas unzuverlässigen Variegata-Auslesen besteht diese Gefahr nicht.
Durch die auf Versamung angewiesene Lebensweise ist Lunaria annua nicht zwingend ortstreu und erscheint gerne mal an überraschenden Orten.

In größeren Beständen treten öfter Variationen der Blütenfarben auf.
Kultur
Die Art liebt bildet nur wenige Feinwurzeln aus und wächst mit dem fleischigen, wasserspeichernden Wurzehlstock am liebsten nur oberflächennah innerhalb der obersten Humus- und Streuschicht. Trockenphasen übersteht sie klaglos.
An Standorten mit offenen Bodenstellen oder dichter Laubstreu samt sich Lunaria annua zuverlässig aus und kann sich dauerhaft etablieren. Die Keimrate ist aber von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Will man jährlich stabile Populationen erhalten, empfiehlt es sich, im Herbst Samen zu gewinnen und diese im zeitigen Frühjahr an kleinen, vegetationsfreien Stellen auszubringen.
In Kultur keimt und entwickelt die Art sich auch auf Schotter und Kies befriedigend, selbst auf flachgründigen Ausprägungen.
Im Handel ist sie meist nur als Saatgut erhältlich. Auch die unten genannten Sorten sind im Spezialhandel mit etwas Engagement zu beziehen.

Auch rein-weiße Blütenformen treten gelegentlich natürlich auf.
Sorten:
Die Sorten versamen sich variabel, so dass insbesondere bei den panaschierten Sorten nicht zwingend befriedigende Exemplare erscheinen. Eine konsequente Auslese ansehnlicher und vitaler Exemplare ist erforderlich sowie die Beschränkung auf nur eine Sorte, wenn Sortenreinheit erwünscht ist.
Alba: wie die Art, rein-weiße Blüten (auch als "var. albiflora")
Chedglow: im Herbst dunkel violett-grün verfärbendes Laub, der Farbton hält sich bis zur leuchtend violetten Blüte im Frühling
Munstead Pink: violette Blüte, v.a. im Frühling bräunlich-grünes Laub
Variegata: violette Blüte, Laub zu den Blattspitzen verwaschen grünlich-créme-weiß auslaufend, zur Triebspitze hin zunehmende Panaschierung, Grundblätter weitgehend grün, mäßig vitale Liebhabersorte
Variegata Alba: rein-weiße Blüten, verwaschen grünlich-créme-weiß auslaufend, zur Triebspitze hin zunehmende Panaschierung, Grundblätter weitgehend grün, eingeschränkt vitale Liebhabersorte
'Variegata' mit im Grunde unauffälliger Panaschierung und geringerer Vitalität als die Wildformen