Isatis tinctoria // Färber-Waid
Beschreibung
Naturstandort von Isatis tinctoria
Der Färber-Waid stammt ursprünglich vermutlich aus dem Mittelmeerraum von Italien über den Balkan bis in den Süd-Westen Russlands. Als Färber-Pflanze wird sie jedoch seit Jahrhunderten kultiviert und ist in ganz Europa, dem gesamten gemäßigten Asien und weiten Teilen Nordamerikas archaeophytisch bzw. neophytisch eingebürgert.
In Deutschland gibt es auffällige Vorkommensschwerpunkte im gesamten Rheintal und in Teilen des Schwarzwaldes, im Mitteldeutschen Schicht- und Stufenland und dem Thüringer Becken. In der Schweiz ist Isatis tinctoria v.a. im Wallis stark und im Mittelland nur zerstreut vertreten .
Isatis tinctoria entwickelt zuverlässig prächtige Blütenwolken.
Isatis tinctoria ist in Süd-Deutschland eine Kennart der basenreichen Steinklee-Natternzungen-Gesellschaften auf (voll-)sonnigen Stein- und Schotter-Rohböden.
Der Färber-Waid kommt zudem in an Kahlstellen reichen Steppenrasen, in Kalkschuttfluren und ruderalen Quecken- und Pionier-Halbtrockenrasen vor. Die Standorte sind in der Regel deutlich wärmebegünstigt.
Die Substrate sind stickstoffarm bis maximal mäßig stickstoffreich und mäßig trocken mit oft ausgeprägter Sommertrockenheit.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (8) Temperatur (7) Kontinentalität (7) Feuchte (3) Reaktion (8) Stickstoff (3)
Beschreibung
Der Färber-Waid ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Standjahr eine grundständige Rosette ausbildet. Die Blätter sind deutlich blau-grün mit einer hell abgesetzten Mittelrippe.
Im zweiten Jahr wird ein unverzweigter, auf guten Standorten auch mehrtriebiger, bis zu 120 cm hoher Blütenstängel mit pfeilförmig stengelumfassenden Blättern hervorgebracht. Die aus der Nähe gut wahrnehmbar duftenden Blüten stehen in einer gelben "Blütenwolke". Die Blütezeit beginnt Anfang Mai und reicht bis Mitte Juni.
Nach der Blüte werden rasch relativ große, zunächst leuchtend-grüne, später schwarze Samen entwickelt, die für aufgeschlossene Augen durchaus von zierendem Reiz sind. Der Samenstand löst sich aber im Hochsommer auf.
Seltener gehandelt und verwendet wird die sehr ähnliche, etwas höhere Isatis glauca. Diese ist leider weniger standfest.
Verwendungshinweise
Isatis tinctoria hat einen leichten Hang zum "Unkraut-Habitus" bzw. erinnert an Raps. Nur durchschnittlich aufgeschlossene Menschen werden beim Anblick des Färber-Waids je nach Kontext vielleicht den Pflegezustand eines Beetes in Zweifel ziehen.
Kenner erfreuen sich dagegen insbesondere an der bemerkenswerten Fernwirkung der leuchtend gelben Blütenstände. Insbesondere, weil Anfang/Mitte Mai die Auswahl an wirkmächtig blühenden Hochstauden doch noch sehr überschaubar ist. Hilfreich für die positive Wahrnehmung der Art ist grundsätzlich ein klarer Kontext, der keinen Zweifel über den gärtnerischen Willen zulässt.
Isatis tinctoria ist dann eine ungewöhnliche Bereicherung insbesondere für Kies- und Steppengärten. Sehr stimmig ist auch die Kombination mit anderen kurzlebigen Stauden bzw. Zweijährigen wie Gemeine Natternzunge, Wilde Möhre, Banater Kugeldistel und als ausdauerndes Gerüst Wermut in blütenreichen "Unkrautfluren".
Aufgrund ihrer historischen Bedeutung als Färberpflanze (Gewinnung des Indigo-Farbstoffes von der Antike bis zum ausgehenden Mittelalter) kann sie in Kloster- und Bauerngärten Berücksichtigung finden.
Die Samenstände sind für einige Wochen von bizarrem Zierwert. Hier ist der Färber-Waid in einer naturhaften Trockenwiese glaubhaft mit Scabiosa canescens und Hypericum perforatum vergesellschaftet.
Kultur
Der Färber-Waid ist als Zweijährige nur mit etwas Aufmerksamkeit dauerhaft zu halten. Er samt sich zwar willig aus, jedoch benötigt er dazu freie Mineralbodenstellen, die in Mitteleuropa sehr schnell zuwachsen.
Ansonsten ist er auf allen sonnigen, sehr gerne etwas trockeneren Standorten zuverlässig.