Gymnocarpium robertianum // Ruprechtsfarn
Beschreibung
Naturstandort von Gymnocarpium robertianum
Der Ruprechtsfarn ist in den Gebirgsregionen von nahezu ganz Europa bis zum Kaukasus sowie im algerischen Teil des Atlasgebirges und im östlichen Nordamerika verbreitet.
In Deutschland ist die Art außerhalb der Mittel- und Hochgebirge nur in Berlin und dem südlichen Brandenburg nennenswert verbreitet. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es Einzelstandorte. In der Schweiz ist er in den submontanen bis subalpinen Regionen weit verbreitet und nur in der Hügelstufe des Mittellandes seltener.
Gymnocarpium robertianum bildet auf frischen, sonnigen Standorten oft extrem dichte Teppiche.
Gymnocarpium robertianum ist eine Kennart der bewegten Kalk- und Gipsschutthalden. Hier kommt ihm der kriechende Wuchs entgegen, der einerseits Bodenrutschungen gut kompensieren kann und andererseits nach größeren Rutschungen rasch die entstandenen vegetationsfreien Schuttkegel wieder zurückerobern kann.
Regelmäßige Vorkommen hat die Art zudem in überrieselten oder sickerfeuchten Fels- und Mauergesellschaften und im Unterwuchs von lichten Schluchtwäldern über Kalkschotter.
Am Naturstandort bevorzugt der Ruprechtsfarn stickstoffarme, frische Kalkschotterböden in vollsonnigen bis licht halbschattigen Lagen. Die Tieflandvorkommen sind aufgrund der geringeren Niederschläge und der höheren Temperaturen auf etwas schattigere Lagen konzentriert.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (7) Temperatur (4) Kontinentalität (5) Feuchte (5) Reaktion (8) Stickstoff (3)
Ob der einsame Fingerhut-Bartfaden
dem Ansturm der Ruprechts-Farn-Welle ohne Hilfe gewachsen sein wird, ist unwahrscheinlich.
Beschreibung
Der sommergrüne Ruprechtsfarn bildet sehr dichte Teppiche aus bis zu 30 (40) cm hohen, fein gegliederten Wedeln.
Er entwickelt lange Ausläufer und kann relativ rasch größere Flächen bodendeckend besiedeln. Am Naturstandort tritt er oft bestandsbildend auf.
Natürlicher Sekundärstandort auf einer verfugten Kalksteinmauer in Oberbayern. Ein solcher Standort ist nicht bepflanzbar, sondern kann nur spontan über Sporen besiedelt werden.
Natürlicher Sekundärstandort auf einer verfugten Kalksteinmauer in Oberbayern. Ein solcher Standort ist nicht bepflanzbar, sondern kann nur spontan über Sporen besiedelt werden.
Verwendungshinweise
Gymnocarpium robertianum ist eher selten in unseren Gärten zu sehen. Er hat aber einen ganz eigenständigen Charakter und die flächenhafte, niedrige Wuchsform ist ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal unter den gartenwürdigen Farnen.
Er kann insbesondere im weitläufigeren Alpinum oder in Trockenmauern mit hinterfülltem Erdreich gut eingesetzt werden. Es ist immer interessant anzusehen, wie er sich durch die Spaltensysteme größerer Felsen schlängelt oder sich der Fugen von Trockenmauern bemächtigt.
An solchen Standorten ist er gegenüber alpinen Polsterstauden unduldsam, es empfiehlt sich daher für betont naturhafte Gestaltungen eine Kombination mit kräftigeren alpinen Stauden wie der allerdings selten angebotenen Großblütigen Gämswurz (Doronicum grandiflorum).
Für etwas schattigere Partien unter lichten Baumbeständen wären z.B. Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus), Klebriger Salbei (Salvia glutinosa) und der Turiner Meier (Asperula taurina) interessante Partner.
Im Austrieb wirkt der Ruprechtsfarn noch nicht wie eine Bedrohung der Artenvielfalt im Alpinarium....
Kultur
Im Flachland sollten generell halbschattige bis absonnige Standorte gewählt werden. In sommertrockenen Regionen sind zudem Standorte mit zusätzlicher Wasserversorgung für eine optimale Entwicklung erforderlich.
Etablierte, dichte Bestände sind dann relativ pflegeleicht, weil sie wenig Wildkrautaufkommen zulassen.