Ficus carica // Echter Feigenbaum, Fruchtfeige, Echte Feige
Beschreibung
Naturstandort von Ficus carica
Der Echte Feigenbaum ist seit Menschengedenken - im Nahen Osten nachweislich seit der Jungsteinzeit - in Kultur, die ursprüngliche Herkunft daher nicht mehr sicher zu bestimmen.
Vermutlich ist Ficus carica im östlichen Mittelmeerraum von Griechenland über die Türkei und den Kaukasus bis zum Roten Meer urwüchsig. Nach Osten umfasst das ursprüngliche Verbreitungsgebiet wohl den Irak und Iran, Afghanistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Kirgisistan. In mediterranen Klimaten ist der Echte Feigenbaum weltweit in Kultur und häufig auch verwildert
Ficus carica wächst im gesamten Mittelmeerraum sowie in Großbritannien vorwiegend im Umfeld menschlicher Siedlungen v.a. an sonnigen, mehr oder weniger nahrhaften Ruderalstellen mit alkalischen oder leicht sauren Böden.
In Deutschland ist der Echte Feigenbaum ebenfalls neophytisch eingebürgert. Es gibt diverse Vorkommen insbesondere in der Westfälischen Bucht, in der Oberrheinischen Tiefebene, in den Wärmeinseln Berlin und Hamburg und auf der Schwäbischen/Fränkischen Alb.
Ficus carica an einem sardischen Straßenrand zur Fruchtreife im August.
Typische Standorte sind in Mitteleuropa Unkrautgesellschaften an südexponierten, sommerheißen Mauern. Neben der Feige finden sich hier alte Gartenbekannte wie die Rote Spornblume (Centranthus ruber), Garten-Löwenmaul (Antirrhinum majus), Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) oder Mexikanisches Berufskraut (Erigeron karvinskianus) ein.
Beschreibung
Ficus carica ist auch in mediterranen Klimaten ein sommergrüner, 5-8 m hoher Großstrauch oder Kleinbaum mit kurzem Stamm. Die Blüte ist unscheinbar, die Früchte essbar.
Die Wildform ist zweihäusig eingeschlechtlich, zur Ausbildung eines Fruchtkörpers sind mindestens eine männliche und eine weibliche Pflanze erforderlich. Die männlichen Pflanzen produzieren ungenießbare, sogenannte Bocksfeigen, ebenso unbefruchtete weibliche Exemplare.
Außerhalb des Mittelmeerraumes werden als Fruchtfeigen nur stecklingsvermehrte Mutationen selbstfruchtender weiblicher "Hausfeigen" kultiviert. Hier fehlt die Feigengallwespe, die allein die Befruchtung gewährleisten kann.
Der Milchsaft kann zu Hautirritationen führen.
Die Herbstfärbung kann sich durchaus sehen lassen.
Verwendungshinweise
Der Feigenbaum und v.a. seine charakteristische Blattform ist zusammen mit dem Olivenbaum eine der bekanntesten und symbolträchtigsten mediterranen Gewächse überhaupt. Im Grunde ist die in Mitteleuropa überwiegend strauchförmig wachsende Feige nicht einmal übermäßig attraktiv.
Dennoch lädt der Anblick der charakteristischen Feigenblätter Terrassen, Balkone und mediterran angehauchte Gärten symbolisch auf. In großen Pflanzgefäßen ist sie hier gut aufgehoben, muss aber frostfrei und mäßig trocken an hellem Standort überwintert werden. Klassische Partner sind Orangen (Citrus x aurantium) und Palmen wie die beliebten Chamaerops humilis oder Trachycarpus fortunei.
In spezialisierten Baumschulen werden aklimatisierte Feigenbäume mit Stammumfängen von 22 bis 50 cm angeboten. Derartige Exemplare sind im Stamm und in den Hauptästen ziemlich frosthart. Hier frieren in geschützten Lagen meist nur die Jahrestriebe zurück und die Pflanzen treiben jedes Jahr willig aus den Hauptästen wieder aus. Solche Solitäre sind sehr charakterstark und prägen die Atmosphäre von Gartenanlagen.
Im Süd-Westen Deutschlands gibt es stattliche, alte Feigenbäume, die dauerhaft im Freiland kultiviert werden. Im Süden der Pfalz haben einige Dörfer traditionell seit Jahrhunderten Feigen als Spalierobst an den Straßenfassaden. Stellenweise wurden sie sogar alleeartig entlang der Landstraßen gepflanzt, was sich teilweise noch heute bestaunen lässt.
In Berliner Innenstadtlagen sieht man gelegentlich recht eindrucksvolle Exemplare.
Kultur
Die Feige toleriert Frostgrade und kann v.a. in einigen besonders kältetoleranten Auslesen in Weinbauregionen Mitteleuropas und in vor tiefen Frösten geschützten Lagen auch im Freiland gehalten werden und erreicht hier durchaus baumartige Wuchsformen. Während junge Triebe in härteren Wintern oft zurückfrieren, bleiben dicke Äste und Stämme meist unbeeindruckt und kompensieren Frostschäden durch Neuaustrieb.
In kühleren Regionen friert die Feige oft oberirdisch stark bis vollständig zurück und treibt staudenartig jedes Jahr wieder aus und erreicht Höhen von kaum mehr als 150 cm. Im Laufe der Jahre nimmt die Frosthärte der Jungpflanzen aber auch hier zu. Generell ist es hilfreich, wenn Feigen nur stickstoffarm ab dem Frühsommer gar nicht mehr gedüngt werden, damit im Sommer keine Neutriebe mehr erscheinen, die bis zum Winter nicht mehr genügend ausreifen.
In wärmebegünstigten Lagen kann es zur Fruchtreife kommen, v.a. wenn die Pflanze nicht vollständig zurückgefroren ist. Die Früchte überdauern dann auch den Winter und reifen im Sommer des Folgejahres nach.
Wo Baumformen erzielt werden sollen, müssen die in den ersten Jahren oft reichlich sprießenden Wurzelschößlinge beseitigt werden. Dies fördert auch den Fruchtansatz. Damit die Früchte ausreifen können, sollte die Krone regelmäßig im zeitigen Frühjahr ausgelichtet werden.
Im Übrigen stellt Ficus carica sehr geringe Ansprüche an seinen möglichst warm-sonnigen Standort. Die Art toleriert alle möglichst tiefgründigen, nicht zu basenarmen, durchlässigen Mineralböden.
Trockenphasen werden von etablierten Exemplaren problemlos überstanden, wobei sommerfrische Standorte bevorzugt werden. Das Laub bleibt dann vollständig erhalten. Bei Trockenstress werden im Sommer im Extremfall nahezu alle Blätter abgeworfen.
Winterfeuchte, bodenkalte Standorte sind generell sehr ungünstig.
In ungeschützten Situationen frieren Feigen nicht selten bodentief zurück und wirken dann nicht sonderlich majestätisch.
Sorten:Zierformen
Ice Crystal: mit tief gelappten, am Rand gekräuselten Blättern
Panache: gelb-grün gestreift austreibende Triebe und gelb-grün gestreifte Früchte
Hausfeigen (frosttoleranteste Auslesen)
Banane: längliche Früchte
Brunswick: in wärmsten Lagen mitunter zwei ausreifende Fruchtfolgen pro Jahr
Firoma: bis 300 cm hoch, rötlich-braune bis violett-braune Früchte, Fruchtreife ab Mitte Juni bis Anfang August, in besonderen Warmlagen zweite Fruchtfolge möglich, erträgt zwei oder drei Nächte mit bis zu -15 Grad
Lussheim: süße, grüne Früchte
Palmata-Kaukasus: kaum gelappte Blätter, schmackhafte Früchte
Sankt Martin: historische Sorte aus der Pfalz
Violetta: historische Sorte aus Bayern ("Bayernfeige"), erträgt zwei oder drei Nächte mit bis zu -20 Grad