Euphorbia cyparissias // Zypressen-Wolfsmilch
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Euphorbia cyparissias
Die Zypressen-Wolfsmilch ist europaweit verbreitet und kommt von den Tiefebenen bis in alpine Höhenlagen vor. Sie fehlt lediglich in Teilen Skandinaviens und in der weiteren Karpaten-Region.
In Deutschland ist Euphorbia cyparissias praktisch in allen Naturräumen häufig. Lediglich im Westen und Nord-Osten der Norddeutschen Tiefebene dünnen die Vorkommen deutlich aus. In Schleswig-Holstein gilt sie nicht als urwüchsig, kommt aber eingebürgert vor.
In Nordamerika ist sie großräumig neophytisch eingebürgert.
Euphorbia cyparissias in einem Kalk-Magerrasen in Ost-Brandenburg
Die ausgesprochen lichtbedürftige Zypressen-Wolfsmilch wächst hochstet in basenreichen Mager- und Halbtrockenrasen.
Weitere Schwerpunktvorkommen liegen in basenreichen, halbruderalen Queckenrasen, Schneeheide-Kiefernwäldern, felsigen Mauerpfeffergesellschaften und in trockenen, bodensauren Borstgrasheiden. Zumindest im östlichen Mitteleuropa ist sie auch in basenarmen, etablierten Sandtrockenrasen oder auch noch pionierartigen Silbergrasfluren stetig anzutreffen.
Die Substrate sind stickstoffarme Sand- und Schotterböden.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG
... zur Legende
Licht (8) Temperatur (-) Kontinentalität (4) Feuchte (3) Reaktion (-) Stickstoff (3)
In einer trockenen Straßenböschung mit Frühlings-Greiskraut
Beschreibung
Euphorbia cyparissias bildet durch Wurzelausläufer locker-rasige, sommergrüne Bestände von bis zu 30 cm Höhe. Das Laub ist bläulich-grün. Im Herbst verfärbt es sich oft gelblich bis hin zu gedeckten Orangetönen.
Die gelben Hochblätter erscheinen von Mitte April bis Ende Mai, vereinzelt auch in schwacher Nachblüte bis in den Spätsommer. Im Verblühen nehmen sie oft eine orangene Färbung an. Die Blüten verströmen einen süßlichen Duft, der aber nur aus der Nähe wahrnehmbar ist.
Die Pflanze ist in allen Teilen stark giftig.
Mit der hochwüchsigeren, gartenkulturell unbedeutenden Esels-Wolfsmilch werden natürliche Hybriden gebildet.
Massenbestand in einer mageren Pferdekoppel auf Sand
Verwendungshinweise
Die Zypressen-Wolfsmilch ist eine gute Art für trocken-warme, stickstoffarme und naturnahe Steppenpflanzungen, süd-exponierte Gehölzränder und entsprechende, nicht oder extrem selten gemähte Trockenrasen.
In höheren Steppenanlagen wird sie sinnfällig im Vordergrund und in individuenreicheren Beständen eingesetzt. In niedrigen Magerrasen wird sie früher oder später die gesamte Pflanzfläche vereinnahmen und duldet keine niedrigen Hungerkünstler neben sich. Gute, naturhafte Partner sind dagegen Federgräser wie Stipa capillata oder Stipa pulcherrima, Karthäuser Nelke (Dianthus carthusianorum) oder Wiesen-Salbei (Salvia pratensis).
Die Herbstfärbung ist ein attraktives Detail im Steppenrasen und assistiert hier dem morbiden Charme von uns gegangener Carlina vulgaris.
Auf absolut stickstoffarmen Trockenstandorten kann sie auch mit niedrigen Arten der Magerrasen wie Genfer Günsel (Ajuga genevensis), Acker-Hornkraut (Cerastium arvense), Mittlerem Wegerich (Plantago media) oder Blau-Schillergras (Koeleria glauca) vergesellschaftet werden.
'Tall Boy' bringt ungewöhnlich frisch-grüne Laubfarben ein. Die Sorte ist vital und dennoch nicht expansiv.
Das Pendant der sauren Sand-Standorten wäre eine Kombination mit Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) und Silbergras (Corynephorus canescens). Keiner dieser Akteure ist in Kultur aber wirklich auf saure Böden angewiesen, nur auf stickstoffarme.
'Fens Ruby' ist im zweiten, sommerlichen Austrieb fst noch schöner als zur Blütezeit.
Kultur/Pflege von Euphorbia cyparissias
Gegenüber der Bodenreaktion ist die Art indifferent, entscheidend ist die relative Stickstoffarmut und Sommertrockenheit für eine pflegeleichte Kultur.
Auf lockeren Mineralböden aller Art entwickelt Euphorbia cyparissias einen erstaunlichen Ausbreitungsdrang, wenn sich ihr keine nennenswerte Konkurrenz entgegenstellt. Verdichtete Böden sind dagegen sehr ungünstig.
Die Zypressen-Wolfsmilch benötigt auf geeigneten Standorten kaum gärtnerische Unterstützung.
Unter Kulturbedingungen kann die Art auch mit vertretbarem Aufwand auf etwas nahrhafteren Böden eingesetzt werden. Günstiger Nährstoffverhältnisse kann die Zypressen-Wolfsmilch in üppigeres, aber nicht unnatürlich mastig wirkendes Wachstum umsetzen. Wird sie mit niedrigen bis mittelhohen Stauden und Gräsern vergesellschaftet, findet sie ihre Lücken zwischen nicht expansiven Konkurrenten und bedarf kaum gärtnerischer Unterstützung.
Im Frühsommer verfärben sich die Hochblätter rötlich.
Sorten:
Clarice Howard: roter Blattaustrieb, nach der Blüte vergrünend, gelbe Blüte
Fens Ruby: roter Blattaustrieb, junge Blätter der Nebentriebe weinrot überlaufen, nach der Blüte erneut purpur-rot überlaufen austreibend und teilweise nochmals schwach blühend, grün-gelbe Blüte, später rötlich aber nicht lange haftend, sehr deutlicher Ausbreitungsdrang, zarte PArtner verdrängend, dennoch die attraktivste Sorte
Orange Man: Hochblätter verfärben sich von Gelb zu Orange, haften aber bicht lange, Blattaustrieb bronze-rötlich überlaufen, wein-rote Stengel, ausgereifte Blätter kräftig türkies-grün, selten mit sommerlichen Austrieb, weniger vital als 'Fens Ruby'
Rubra: Hochblätter verfärben sich von Gelb zu Rot
Tall Boy: im Austrieb kurzzeitig grünlich-gelbes Laub, Blüten leuchtend gelb fast ohne Grünstich, Hochblätter später über Orange nach weinrot verfärbend, bis zum Frühsommer haftend, kräftiger, frisch-grüner sommerlicher Austrieb, ungewöhnliche, ansehnliche Sorte, vital, nur kurze Ausläufer treibend
Derart infolge einer Virusinfektion verformte Exemplare sieht man regelmäßig.