Naturstandort von Erysimum x cheiri:
Die Ursprungsform des Goldlacks stammt vermutlich aus einem relativ kleinen Gebiet des nord-westlichen Balkans, wo er von den Tieflagen bis in submontane Höhen an Schotter- und Felshängen wächst.
Heute ist die historische, nördlich der Alpen bereits seit dem Mittelalter relevante Kulturpflanze im europäischen und vorderasiatischen Mittelmeerraum sowie in West- und Mitteleuropa eingebürgert. Auch im nördlichen Nordamerika hat er sich stellenweise etablieren können. (1)
"Wildform" von Erysimum x cheiri
In
Deutschland kommt Erysimum x cheiri in den wärmebegünstigten Flusstälern des Mittelrheins, von Neckar und Mosel in Mauerunkraut-Gesellschaften vor. Diese Bestände könnten archaeophytisch eingebürgert sein. Die verstreuten Vorkommen in der Westfälischen Bucht, der Ostdeutschen Tiefebene und Mitteldeutschlands gelten als neophytisch.
In der
Schweiz gibt es zerstreute, vermutlich durchgängig neophytische Vorkommen im Mittelland, am Südrand des Jura und im Wallis.
Der Goldlack wächst vorrangig auf sonnenexponierten, feinerdereichen, frischen und durchlässigen Kalkschotterböden. Er bildet nicht selten in Einartbeständen die sogenannte Goldlack-Gesellschaft, die v.a. an süd-exponierten Mauern alter Burganlagen vokommt.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur LegendeLicht (8) Temperatur (8) Kontinentalität (4) Feuchte (5) Reaktion (9) Stickstoff (6)
Beschreibung: Der Goldlack ist ein wintergrüner, nördlich der Alpen meist kurzlebiger, nicht selten nur zweijähriger Halbstrauch, der zwischen 20 und 40 cm, auf stickstoffreichen Böden auch 80 cm Höhe erreicht.
Die Wildform hat schwefelgelbe, stark süßlich duftende Blüten, die von Mai bis Juni erscheinen. Es gibt eine große Zahl von Zuchtformen, die überwiegend Orange- und Brauntöne, aber auch Rot und Rosa aufgenommen haben.
Alle Pflanzenteile weisen Konzentrationen von Giftstoffen auf, die Beeinträchtigungen der Herzfunktion auslösen können. In der antiken und mittelalterlichen Medizin spielte der Goldlack dennoch eine tragende Rolle bei diversen Beschwerden.
Verwendungshinweise: Erysimum x cheiri ist eine etwas aus der Mode gekommene Staude, die sich heute aus traditionellen Gründen noch in Bauern- und Klostergärten mit einer gewissen Berechtigung einsetzen lässt.
Wie eigentlich immer lohnt sich auch hier ein Blick auf die natürlichen Habitate der Art. Neben Reinbeständen des Goldlacks findet man ihn am Fuße südexponierter, alter Mauern auch in mitteleuropäischen Weinbauklimaten mit anderen wärmeliebenden Begleitern wie
Ficus carica,
Centranthus ruber,
Pseudofumaria lutea oder
Antirrhinum majus vergesellschaftet.
Kulturformen des Goldlacks sind sehr variabel.
Kultur: Der Goldlack ist robust und zuverlässig wenn ihm sonnige, warme Lagen geboten werden. Basenreiche und nahrhafte, frische und auch im Winter nicht feuchtfallende Böden bringen vitale Exemplare hervor. Wo sie im Winter windgeschützt und wärmebegünstigt stehen, können sie sogar einige Jahre überdauern und vieltriebige Büsche entwickeln.
Gelegentlicher Trockenstress im Sommer wird vertragen.
Staufeuchte und saure Substrate sind ungeeeignet.
In Neuanlagen kann man den Goldlack auch durch Direktaussaat kostengünstig in größeren Mengen etablieren. Auch in reiferen Anlagen neigt er zur Selbstversamung auf freien Bodenstellen. Jungpflanzen, die noch nicht geblüht haben, sind zuverlässig winterhart. Daher kann man auch unbesorgt erst im Spätsommer statt im Frühling aussähen. Die Samen sind Dunkelkeimer und kommen ohne Kälteimpuls bei gleichmäßiger Feuchte rasch und zahlreich zur Keimung.
Es ist außerdem möglich, im Frühsommer nicht blühende, nicht oder höchstens halb verholzte Stecklinge zu bewurzeln.
Sorten:
Die Auslesen sind samenecht, solange man nur eine Auslese kultiviert
Aida Cremegelb: leuchtende, créme hell-gelbe Blüten
Apricot Twist: leuchtende, von Aprikot nach Orangene verfärbende Blüten
Blood Red Covent Garden: samtig-blut-rote Blüten
Cloth of Gold: leuchtende, warm gold-gelbe Blüten
Fire King: leuchtende rot-orange Blüten
Giant Pink: rötlich-rosa mit leichtem Violettstich bis mauvefarbene Blüten
Goldener Zwerg: leuchtende, gelb-orangene Blüten, kompaktwüchsig
Ivory White: leuchtende, hell créme-weiße Blüten
Sunburst: leuchtende, warm gold-gelbe Blüten, rötlich-braun kontrastierend abgesetzte Knospen und mit dünnem creme-gelbem Rand panaschiertem Laub
Sunset Apricot: créme-weiße, aprikot-stichige Blüten
Vulcan: kräftig orange-rote Blüten
Winter Passion: kräftig orange-rote Blüten und blau-violette Knospen
(1)
Quelle Gesamt-Verbreitungskarte: POWO (2019). www.plantsoftheworldonline.org.
Facilitated by the Royal Botanic Gardens, Kew. Published on the Internet; / Retrieved 19.03.2021.