Equisetum telmateia // Riesen-Schachtelhalm
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Equisetum telmateia
Der Riesen-Schachtelhalm kommt von praktisch ganz Europa bis Nordafrika sowie in Klein- und Vorderasien vor. In Nordamerika besiedelt der Riesen-Schachtelhalm einen schmalen Korridor entlang der Pazifikküste von der Kalifornischen Bucht im Süden bis Britisch Kolumbien im Norden (Verbreitungskarte Nordamerika).
In Deutschland liegt der Vorkommensschwerpunkt in den Alpen und dem Apenvorland, vom Schwarzwald über die Schwäbische bis zur Fränkischen Alb und vom West-Harz bis zum Weserbergland. Im Tiefland ist die Art selten, nur in der Westfälischen Bucht und dem östlichen Schleswig-Holstein findet man sie häufiger. Die Vorkommen weisen insgesamt große Verbreitungslücken auf.
Equisetum telmateia am Naturstandort in einem sickerfeuchten Hangfuß in einem Bergwald zusammen mit Gewöhnlicher Pestwurz.
Der Riesen-Schachtelhalm wächst in kalkreichen, mäßig nahrhaften und feuchten bis nassen Mooren und Moorwäldern sowie Bruch und Auenwäldern.
Der wärmeliebende Riesen-Schachtelhalm ist eine Kennart des Bach-Eschen-Waldes. Im Tiefland ist die Art an Waldstandorte gebunden. In montanen und alpinen Lagen kommt sie dagegen auch in offenen Kalk-Mooren und Hang-Quell-Mooren vor.
Die Standorte sind ausgeprägt ozeanisch getönt mit milden Wintern und feuchten Sommern.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (5) Temperatur (6) Kontinentalität (2) Feuchte (8) Reaktion (8) Stickstoff (5)
Natürlicher, halbwüchsiger Bestand im Forstbotanischen Garten Eberswalde Anfang Juni.
Beschreibung
Equisetum telmateia bildet fertile, chlorophyllfreie Frühjahrstriebe und vegetative Sommertriebe. Auf nährstoffreichen, sickerfrischen Standorten werden die tannenwedelartigen Sommertriebe bis 150 cm hoch, in Ausnahmefällen sogar bis 200 cm.
Die etagenartig in Quirlen angeordneten Blattnadeln werden bis zu 10 cm lang. Das Erscheinungsbild der Wedel verändert sich durch das Längenwachstum der Blätter von einem kräftig kompakten Jugendhabitus zu einem schleierartig luftigen Habitus im Alter.
Durch unterirdische Ausläufer entwickeln sich mehrr oder weniger dichte Bestände, die unter optimalen Bedingungen wenig Raum für Begleitstauden lassen.
Die sporentragenden Frühjahrstriebe sind nicht zierend, stören aber auch nicht.
Verwendungshinweise
Equisetum telmateia ist eine ungewöhnliche, auf guten Standorten nahezu ornamentale Charakterstaude. In der Gartenarchitektur spielt sie praktisch keine Rolle und im Handel so gut wie nicht zu bekommen.
Sie eignet sich einerseits für urig-naturhafte, weiträumige Feuchtwälder und absonnige oder schattigere Lagen am Gewässerufer, insbesondere an kleineren Fließgewässern. Naturalistische Pflanzungen würden auf kräftige Begleiter wie Straußfarn (Matteuccia struthiopteris), Hänge-Segge (Carex pendula) oder sogar die wuchernde Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus) zurückgreifen.
Üppige Exotik dagegen würde z.B. in Kombination mit Aralie (Aralia cordata), Davias Waldrebe (Clematis heracleifolia), Schmalköpfige Ligularie (Ligularia stenocephala) oder Schaublättern wie Rodgersia podophylla. Auch mit mittelhohem Bambus wie dem weißrandige Veitsch´s Bambus (Sasa veitchii) entstehen spannende Bilder.
Andererseits kann man sie in minimalistischen Ansätzen auch einfach ganz alleine wirken lassen. Vor einer Sichtbetonwand kommt die klare Grafik erst richtig zur Geltung.
Der nachfolgende Austrieb der Sommertriebe erinnert an Tannenwedel.
Kultur/Pflege von Equisetum telmateia
Auf dauerhaft feuchten bis nassen, luftfeuchten und nicht zu nahrhaften Standorten ist die Art pflegeleicht und problemlos zu kultivieren.
Der Ausbreitungsdrang ist kontrollierbar, zumal kräftige Konkurrenten nicht verdrängt, sondern locker durchwachsen werden. Wo es erforderlich ist, kann man natürlich auch mit robusten Rhizomsperren arbeiten.