Naturstandort von Dipsacus fullonum: Die Wilde Karde kommt natürlich vom südlichen Mitteleuropa bis Nord-West-Afrika, dem östlichen Mittelmeeerraum einschließlich der Türkei bis zum Iran und dem Kaukasus vor.
In weiten Teilen des nördlichen Mitteleuropas ist die Art als Archäophyt in kleinklimatisch wärmebegünstigten Lagen eingebürgert. In montanen Höhenlagen ist die Wilde Karde aber nur vereinzelt anzutreffen.
In
Deutschland ist sie in allen Naturräumen vertreten, dünnt aber in der Norddeutschen Tiefebene deutlich aus. In der
Schweiz ist sie im Mittelland häufig und fehlt in den Gebirgslagen.
Dipsacus fullonum raumbildend in einer nachempfundenen Ruderalflur
Dipsacus fullonum ist eine Kennart ruderaler, nährstoffreicher und frischer Säume. Am Naturstandort kommt Dipsacus fullonum v.a. auf lehmigen, auch tonig-staunassen, sehr oft ausgeprägt wechselfeuchten Standorten vor. Die Art ist kalkhold.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur LegendeLicht (9) Temperatur (6) Kontinentalität (3) Feuchte (6) Reaktion (8) Stickstoff (7)
Die Blütenstände sind architektonische Meisterwerke.
Beschreibung: Die Wilde Karde ist zweijährig und bildet charakteristische, entfernt distelartige und bis zu 2,5 m hohe Blütenstände mit blass-violetten Blüten im Juli. Die Samenstände sind den Winter hindurch zierend.
Die grundständige Rosette kann unter günstigen Bedingungen fast einen Quadratmeter Platz beanspruchen.
Die oberen Blätter sind stengelumfassend und bilden Taschen, in denen sich das von den Blättern abfließende Niederschlagswasser sammelt. Es wird in kleinen Kaskaden abwärts dem Wurzelfuß zugeleitet. Die kleinen Wasserreservoirs der Karden sollen früher den Pilgern das Wandern erleichtert haben.
Sehr ähnlich ist die
Weber-Karde, die evtl. sogar nur eine Unterart der Wilden Karde ist. Eine ansprechende Variation ist die
Schlitzblättrigen Karde mit weißen Blüten.
Durch Verbiss auf einer Rinderweide zu einem kompakten Busch "erzogenes" Exemplar.
Verwendungshinweise: Die Wilde Karde hatte im Mittelalter medizinische Bedeutung und kann daher in Bauern- und Klostergärten Verwendung finden.
Interessante Situationen lassen sich aber auch in naturhaften Staudenpflanzungen erzielen. V.a. in Kombination mit anderen winterzierenden Samenständen kommt die charakteristische Grafik der Wilden Karde gut zur Geltung.
Hierfür bieten sich z.B.
Eupatorium maculatum,
Vernonia arkansana oder
Inula magnifica zusammen mit höheren Auslesen von
Panicum virgatum an. Natürlich muss man der Karde hier immer wieder gezielt Platz zwischen den raumgreifenden Partnern verschaffen.
In flächigen Pflanzungen wird die Karde idealerweise im lockeren Verbund von Solitären verwendet, die sich über niedrigere Begleiter erheben. Dichte Bestände verlieren an Reiz und Raumwirkung. Sie lassen auch wenig Unterwuchs zu, was im Winterhalbjahr ungünstige Bilder liefert. Es ist allerdings vielerorts etwas aufwändig, die Keimlinge im Spätherbst konsequent auszudünnen.
Die Art ist praktisch und auch sinnvollerweise nur als Saatgut im Handel.
Dieses Staudenbeet wird eine starke Winterstruktur u.a. durch die Samenstände von Achillea filipendulina, Echinacea purpurea und Miscanthus sinensis zeigen.
Kultur: Ideale Standorte sind warme, sonnige Lagen vor Mauern mit guter Wasserversorgung. Nahrhafte, basenreiche und gerne schwere Lehmböden führen zu üppigem Wachstum.
Auch tonige oder verdichtete Böden mit stauendem Wasserhaushalt sind gut geeignet. Sommerliche Trockenphasen auf leichteren Böden stellen die Wilde Karde dank ihrer tiefreichenden Pfahlwurzeln nicht vor ernste Probleme, sie entwickelt sich dann aber mit etwas gebremstem Schaum.
Auf geeigneten Standorten samt sie sich ausgesprochen willig aus, auf größere Störstellen mit offenen Bodenpartien ist sie dabei nicht zwingend angewiesen. Kleinste Bodenöffnungen reichen ihr völlig aus. Die Grenze zur Lästigkeit wird dabei nicht selten überschritten.
Wem die Karde in bestimmten Situationen zu hoch wird, kann durch einen Rückschnitt des austreibenden Haupttriebes im Frühling für kompaktere Wuchsformen sorgen.