Aruncus dioicus // Wald-Geißbart
Beschreibung
Naturstandort/Herkunft von Aruncus dioicus
Der Wald-Geißbart kommt in nahezu ganz Süd- und Mitteleuropa, dem gemäßigten Osten Asiens und in der Osthälfte der USA vor. In England, Skandinavien und dem Baltikum ist die traditionelle Gartenpflanze eingebürgert.
Die Populationen in Ost-Asien wurden lange einer eigenständigen Art "Aruncus sinensis" zugeordnet, was heute obsolet ist.
Aruncus dioicus wächst in Mittelgebirgen und den montanen Stufen der Hochgebirge an kühl-feuchten Stellen frischer bis feuchter Laub- und Laubmischwälder.
In Deutschland ist er nur in den südlichen und östlichen Mittelgebirgsregionen sowie den Alpen urwüchsig. Die zerstreuten Vorkommen nördlich der Linie vom Oberrhein, Thüringer Wald und Erzgebirge sind neophytischen Ursprungs.
Männliche Aruncus dioicus im naturidentischen Einsatz im feuchten Buchen-Wald. Im Hintergrund steht ein schöner Bestand des Ausdauernden Silberblatts, überschirmt vom Schwarzen Holunder.
In Mitteleuropa ist der Wald-Geißbart vorrangig in feuchteren Mull-Buchen-Wäldern der montanen Stufe, in Schluchtwäldern und in Grünerlen-Hochstaudenfluren der hochmontanen Stufe zu finden.
Die Standorte sind ausgesprochen stickstoffreich, dauerhaft frisch bis feucht und halbschattig bis schattig. An die Bodenreaktion stellt die Art keine spezifischen Anforderungen und kommt sowohl auf basenreichen wie basenarmen Substraten vor.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG ... zur Legende
Licht (4) Temperatur (5) Kontinentalität (4) Feuchte (6) Reaktion (-) Stickstoff (8)
Naturstandort im montanen Ahorn-Schluchtwald (Bayerische Alpen) u.a. mit Christophskraut
Beschreibung
Aruncus dioicus ist eine sommergrüne, horstige Staude. Sie wird am Naturstandort meist bis zu 120 cm hoch, kann unter günstigen Bedingungen aber auch bis zu 180 (200) cm Höhe erreichen. Durch kurze Ausläufer entstehen mit der Zeit stattliche, sehr langlebige Horste.
Die creme-weißen Blütenähren sind ausladend und erscheinen im Juli/August. Die Pflanzen sind zweihäusig eingeschlechtlich und die männlichen Pflanzen entwickeln die üppigeren, leuchtkräftigeren Blütenstände.
Die nachfolgenden Samenstände sind nur kurzzeitig einigermaßen ansehnlich, zerfallen aber normalerweise spätestens zum Winteranfang und sind in der Regel keine sonderliche Bereicherung mehr.
Im Herbst nimmt das Laub oftmals eine durchaus zierende, fahl-gelbe Färbung an.
Mit dem asiatischen Zwerg-Geißbart (Aruncus aethusifolius) werden kompakte Aruncus-Hybride von hohem Gartenwert gebildet. Tatsächlich scheint sich allerdings die Ansicht durchzusetzen, dass der Zwerg-Geißbart als Unterart oder Varietät des Wald-Geißbarts zu betrachten ist. Die Gartengemeinschaft wird dem nicht folgen wollen.
Das Herbstlaub bietet oft interessante Changierungen von blassem Grün zu fahlen Gelbtönen.
Verwendungshinweise
Aruncus dioicus wird häufig in Gärten aller Art eingesetzt, ist aber dennoch eine gute Lösung für schattigere, frische bis feuchte Lagen mit ausreichend Platz in naturhaften Waldgärten und Gehölzrandsituationen, im Schatten von Mauern und Gebäudeteilen oder auch in Bauerngärten.
Für betont naturhafte Waldsituationen bieten sich eine ganze Reihe bekannter Schattenstauden des Naturstandortes zur Kombination an. In Mull-Buchenwäldern konzentriert sich der Blütenreigen auf die Frühlingsgeophyten wie die Fiederblättrige Zahnwurz (Cardamine heptaphylla), die Finger-Zahnwurz (Cardamine pentaphyllos), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) und Waldmeister (Galium odoratum). Es folgen u.a. Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), und der Quirlblättrige Salomonssiegel (Polygonatum verticillatum). Für das richtige Waldambiente sorgen Echter Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) und die zierliche Behaarte Hainsimse (Luzula pilosa).
Die Samenstände sind nur kurz nach der Blüte noch recht ansehnlich.
Kultur/Pflege von Aruncus dioicus
In der Etablierungsphase benötigt Aruncus dioicus etwas Aufmerksamkeit (Bewässerung in Trockenphasen, Wildkrautbeseitigung), nach drei bis vier Jahren ist die Art dagegen praktisch pflegefrei.
Sie hat ein erstaunlich breites Kulturspektrum und kann abweichend vom Naturstandort problemlos vollsonnig und mäßig trocken stehen. Hier müssen Neupflanzungen aber über längere Zeit bewässert werden, bis sich das tiefreichende, kräftige Wurzelwerk in Tiefen vorgearbeitet hat, die dauerhaft frisch bleiben.
Die vegetativ weitervermehrte männliche 'Zweiweltenkind' sichert bei korrekter Zuordnung den üppigen Blütenflor zu, weil keine weiblichen Pflanzen geliefert werden.
Sorten:
Kneiffii: 70 cm hoch, mit sehr fein und tief geschlitzten Blättern, nicht ganz so ausdauernd und mäßig standfest
Whirlwind: 70 cm hoch, tief geschlitzte Blätter, gut standfest und ausdauernd
Zweiweltenkind: von Karl Foerster benannte Sorte, bei der es sich um vegetativ vermehrte, männliche Pflanzen mit eindrucksvollen Blütenständen handelt, die sich ansonsten aber von der Art nicht weiter unterscheidet. Im Handel wird sie oft als Aruncus sinensis 'Zweiweltenkind' angeboten